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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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würdigen, ging er zu seinem kleinen Engel, der sich mit einem mittleren Eisen hinter dem Rücken warm machte. Er gab ihr einen Klaps auf die Schultern, und sie lächelte ihn an. Er nickte und führte ihr einen Schwung vor, korrigierte mehrfach ihre Haltung, wobei er sie ohne jede Scheu berührte. Sie schwang sauber durch, ich versuchte den Ball zu verfolgen und sah ihn in der Nähe der Hundert-Meter-Marke zwischen vielen hundert Artgenossen aufspringen. Ich selbst spiele kein Golf, aber der Schlag kam mir respektabel vor. Nach ihrem Drive ließ sie sich rückwärts in Tokohiros Arme fallen. Er küsste sie auf den Scheitel, und sie bugsierte den nächsten Ball aus dem Korb. Sie sagte etwas, ich verstand nur das Wort »Backspin«. Er wählte einen anderen Schläger aus ihrer Tasche.
    Ich beschloss, die beiden allein zu lassen, und notierte mir die Nummer des Fiat. Die Besitzerin des Wagens zu ermitteln war das Mindeste, was ich der Freifrau bieten musste. Langsam stieg ich in meinen Quattroporte. Ich fühlte mich mies wie ziemlich lange nicht mehr in meinem Job. Es war kurz nach halb eins, entschieden zu früh für einen Drink. Oder zumindest zu früh für zwei.
    * * *
    Carlos Bar in der Kaistraße war mäßig gefüllt mit gut, aber auffällig gekleideten Menschen, die aussahen, als ob sie nicht älter als dreißig werden dürften. Carlo grinste sein als Grinsen getarntes Lächeln, als ich hereinkam. Ich grinste zurück, und er drehte sich zu seinem Flaschenregal. Ohne zu fragen schenkte er einen ansehnlich dimensionierten Springbank und ein kleines Glas stilles Wasser ein. Er spielte gern den Coolen, in Wahrheit hatte er ein zu weiches Herz für einen Barkeeper. Aber seine Drinks waren klasse, und seine Informationen gehörten zu den zuverlässigeren.
    »Du bist früh dran heute«, sagte er, als er die beiden Gläser vor mich hinstellte.
    Ich nahm einen Schluck Wasser und nippte dann an dem Scotch.
    »Hast du Arnie in letzter Zeit gesehen?«
    »Koppmann? Seit ein paar Tagen nicht. Man sagt, er müsse jetzt ernsthaft arbeiten.«
    » Wer sagt das?«
    »Die Leute, die ihn kennen. Seine Freunde sind etwas verwundert über seinen Eifer.«
    »Für wen arbeitet er denn?«
    »Es gibt Gerüchte.« Er warf das blütenweiße Tuch, mit dem er die vollkommen saubere Oberfläche des Tresens poliert hatte, hinter die Theke. Er wirkte etwas beunruhigt und sah zur Tür.
    »Vor wem hast du Angst, Carlo?«
    »Ich hab keine Angst. Aber Arnie kommt in letzter Zeit immer mit diesen beiden Affen. Das sind unangenehme Burschen, und ich will absolut keinen Ärger mit denen.«
    Ich sah in mein Glas und roch an dem Springbank. »Ich will nur wissen, für wen er arbeitet. Erzähl mir von den Gerüchten.«
    »Davon gibt’s verschiedene: Kolumbianer, Serben, Albaner. Auf jeden Fall Ausländer. Aber es gibt noch eine Version …«, wieder sah er zur Tür, »… Japaner.«
    Ich zog eine Braue hoch. Kolumbianer, Serben und Albaner tauchten in jedem Gerücht aus der Unterwelt auf, aber dass die Japaner Deutsche anheuerten, war mir neu, besonders, wenn es sich dabei um solche Schwachköpfe wie Arnie und seine Schläger handelte.
    »Von wem stammt das mit den Japanern?«
    Wieder sah er zur Tür, bevor er antwortete. »Pollack«, sagte er dann.
    » Kommissar Pollack?«
    »Ja. Er lässt sich manchmal von seiner Tochter herbringen. Im Rollstuhl. Ist ja eine üble Geschichte mit seinem Bein.«
    Ich nahm einen Schluck Scotch. »Was hat er erzählt?«
    »Er ist stinksauer darüber, dass er sich selbst lahm gelegt hat. Sie saßen da drüben, Pollack und ein anderer Bulle, ein total fetter Kerl. Es ging um eine japanische Gruppe, der sie auf der Spur sind. Das Wort Kunstdiebstahl habe ich aufgefangen und Arnies Namen. Gleich mehrfach. Mehr weiß ich nicht.«
    »Treffen die beiden sich öfter hier?«
    »Den Fetten habe ich hier nur dieses eine Mal gesehen, aber Pollack kommt jetzt wieder häufiger.«
    Ich schrieb meine neue Handynummer auf einen Zettel, nahm einen Zwanziger und zwei Fünfer aus der Brieftasche und legte alles vor ihn auf die Theke.
    »Ich höre dann von dir«, sagte ich und trank den Whisky aus.
    Er legte die zwei Fünfer in die Kasse, den Rest steckte er ein. Als ich schon fast aus der Tür war, rief er mich noch einmal zurück.
    »Die beiden Bullen schienen ziemlich besorgt wegen der Sache. So ernst kenne ich Pollack sonst gar nicht«, sagte er leise.
    »Danke für den Hinweis«, sagte ich.
    Er nickte mir zu. »Pass auf dich auf, Jo«,

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