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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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sagte er.
    * * *
    Der Passat stand wieder in der Brend’amourstraße, als ich in die Tiefgarage bog. Ich lächelte dem Fahrer zu, aber er wollte es nicht wahrnehmen. Mit dem Aufzug fuhr ich zu meiner Wohnung hoch, und als ich ihn verließ, hatte ich eine Erscheinung.
    Ein tizianroter Engel lehnte an meiner Wohnungstür. Auch ohne besonders hohe Schuhe war sie fast so groß wie ich, die Haare wellten weit über ihre Schultern und flammten auf ihrem hochgeschlossenen schwarzen Mantel, dessen Schnitt es schaffte, ihre Rundungen gleichzeitig hervorzuheben und zu verbergen. Sie lächelte melancholisch.
    »Ich wusste nicht, dass es Engel mit grünen Augen gibt«, sagte ich, als ich auf sie zutrat.
    »Herr Kant, nehme ich an«, antwortete sie, gnädigerweise ohne auf meinen Spruch einzugehen. »Ich hatte angerufen.«
    »Natürlich«, sagte ich. Es war die laszive Stimme ohne Namen, die sich seit heute Morgen auf meinem Anrufbeantworter befand. »Erlauben Sie?« Ich hob meinen Schlüssel, und sie trat zur Seite.
    Sie wollte nicht ablegen. Ich bot ihr einen Sessel und einen Drink an – sie nahm nur den Drink.
    »Verzeihung, aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt«, sagte sie endlich, als ich meinen Scotch leicht gegen ihren trockenen Manhattan stieß. »Mein Name ist Schwarzenberger, Isabelle Schwarzenberger. Ich bin die Frau …«, sie stieß ein leichtes Seufzen aus, »… die Witwe von Yves.«
    Ich versuchte, die Verblüffung aus meinem Gesichtsausdruck zu halten. »Vielleicht gehen wir lieber in mein Arbeitszimmer«, sagte ich.
    Sie nickte und folgte mir die Wendeltreppe hinauf. Ich platzierte mich in meinem Vitra-Drehsessel, sie blieb immer noch stehen.
    »Darf ich fragen, was Sie von mir wollen? Und warum auf diese Art? Normalerweise macht man vorher einen Termin mit mir aus, statt vor der Tür zu warten. Unter Umständen hätten Sie dort sehr lange stehen können.«
    »Ich habe in meinem Wagen gesessen, bis Ihre beiden Aufpasser hinter Ihnen her sind. Dann bin ich ins Haus gegangen. Ich denke, es ist besser, wenn wir uns erst einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit unterhalten.«
    »Woher wussten Sie denn, dass ich überwacht werde?«
    Ihr melancholischer Ausdruck bekam einen winzigen Zug ins Spitzbübische. »Wenn man mit jemandem wie Yves zusammen ist … war …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende, der kleine Funke in ihren Augen verschwand so schnell, wie er gekommen war.
    »Schön, Frau Schwarzenberger, aber was wollen Sie von mir?«
    »Ich will, dass Sie seinen Mörder finden.«
    »Wen meinen Sie? Wolter?«
    Sie machte eine fahrig-wegwerfende Bewegung. »Ach, Egon«, sagte sie und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. »Der würde so was doch gar nicht fertig bringen.«
    »Kennen Sie Wolter näher?«
    »Natürlich. Er ist mein Bruder.«
    Dieses Mal gelang es mir nicht, mein Kinn oben zu halten. Mit halb offenem Mund glotzte ich sie an. Es gab nicht das kleinste Fitzelchen an Familienähnlichkeit zwischen ihr und Egon Wolter. Ich zwang mich, den Mund wieder zu schließen, indem ich einen Schluck Scotch nahm.
    »Schön«, sagte ich. »Haben Sie heute schon mit der Polizei gesprochen?«
    »Nein. Ich versuche, den Verkehr mit dieser Behörde auf ein Minimum zu beschränken.«
    »Verstehe.« Und so hatte ich schon wieder eine Karo-Sieben in der Hand – eine, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass sie im Spiel war. »Vielleicht setzen Sie sich doch lieber hin«, sagte ich.
    Der Ernst in meiner Stimme veranlasste sie, zu gehorchen.
    »Man hat Ihren Bruder heute Morgen tot aufgefunden. Sehr wahrscheinlich ermordet.«
    Langsam sank sie gegen die Lehne des Stoll-Sessels – ihr Senfgelb bildete einen herrlichen Hintergrund für den flammrot umrahmten Marmor ihres Gesichtes.
    »Dann bin ich also zu spät gekommen«, flüsterte sie.
    »Ich glaube kaum, dass ich das hätte verhindern können, Frau Schwarzenberger.«
    »Nein …« Ein wenig zitternd stellte sie ihr Glas ab. »Haben Sie vielleicht eine Zigarette für mich?«
    Ich drehte mich mit dem Stuhl und nahm den Aschenbecher und die Kunden-Notfallschachtel Benson & Hedges aus dem schwarzen Lackschrank hinter meinem Schreibtisch. Fahrig riss sie die Zellophanhülle der Packung auf. Für zwei Drittel der Zigarette schwieg sie. Dann sah sie mir erstaunlich kalt in die Augen.
    »Das ändert gar nichts. Finden Sie Yves’ Mörder, dann haben Sie auch Egons«, sagte sie. Etwas umständlich zog sie eine Brieftasche aus ihrer Escada-Tasche und entnahm ihr

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