Kunstblut (German Edition)
mich dazu nicht weiter äußern.«
»Das ist auch nicht nötig. Ihr Entführer hat ganze Arbeit geleistet. Es gibt Beweise. Sie und Schwarzenberger haben Köttinger und den Japaner betrogen. Um die Sammlung und sogar um die Klimts. Köttinger verstarb plötzlich, was derartig gut in Ihre Pläne passte, dass man ihn bei Gelegenheit mal exhumieren sollte. Die Sammlung brachten Sie in Sicherheit: in ein Schweizer Kunstdepot, wo man auf Diskretion Wert legt. Für den Zugang benötigt man einen komplizierten Code, der aus zwei achtzehnstelligen Zahlen- und Buchstabenkombinationen besteht. Schwarzenberger traute Ihnen so wenig wie Sie ihm. Jeder kannte nur eine Hälfte des Codes, sodass Sie nur gemeinsam an Ihren Schatz kamen. Schwarzenberger hatte seine Hälfte sogar noch einmal weiter codiert. Man brauchte einen Code für den Code. Er traute Ihnen wirklich nicht. Denn Sie wollten mehr. Sie wollten auch Schwarzenbergers Hälfte für sich.«
»Schwarzenberger!«, zischte van Wygan. Ich wartete, aber es blieb bei dem einen Wort.
»Sie haben versucht, über Schwarzenbergers Frau an den Code zu kommen. Das ist Ihnen nicht gelungen.«
»Es war aber in jedem Fall die Mühe wert«, sagte er und grinste.
Ich verzichtete darauf, ihm in die Fresse zu schlagen. »Sie haben also einen anderen Weg gewählt, um an den Code zu kommen«, sagte ich stattdessen.
Wieder hob er die Oberlippe, was seinen Weltekel so hervorragend zum Ausdruck brachte. »Soll das heißen, dass ich Yves umgebracht habe?«
»Nein. Das traue ich Ihnen nicht zu. Sie haben ihn umbringen lassen .«
Er wirkte beleidigt. »Was hätte ich davon gehabt?«
»Das habe ich mich auch gefragt. Es machte nur Sinn, wenn Sie den Code schon hatten. Oder wenn sie wussten, dass Schwarzenberger ihn nicht mehr hatte. Und so war es: Wolter hatte ihn. Isabelle Schwarzenberger hatte ihrem Mann den Code gestohlen und ihn ihrem Bruder gegeben, weil sie wusste, dass es Spannungen zwischen den beiden gab. Und Schwarzenberger war gefährlich, nicht wahr?«
»Schwarzenberger? Pah. Und woher wusste ich, dass Wolter ihn hat? Bin ich Hellseher?«
»Ich bin sicher, Sie könnten es sein, wenn Sie nur wollten, Herr Professor.«
Er sah aus, als dächte er ernsthaft über den Satz nach.
»Sie wussten es von Ursula Wolter. Sie hat ihren Mann verraten. Ich weiß nicht, aus welchem Grund, aber sie hat es getan. Wolter hatte den einen von Schwarzenbergers Umschlägen zu Hause in seinem Safe. Den anderen hat er seinem besten Freund zur Aufbewahrung gegeben. Ferrari-Freddy. Ursula Wolter hat versucht, Freddy den Umschlag abzuschwatzen, und es ist ihr auch gelungen. Doch dann sind ihr die Japaner dazwischen gekommen, also hat sie Freddy kurzerhand umgelegt und erzählt, er hätte sie entführt. Die Japaner haben ihr geglaubt. Sogar ich hielt sie für das arme Opfer. Aber sie hatte den Code. Bleibt die Frage: Wem hat sie ihn gegeben?«
»Sie werden es mir bestimmt gleich erzählen, Herr Detektiv.«
»Hören Sie, van Wygan, Sie sollten bemerkt haben, dass Sie es weder mit einem Idioten noch mit einem Anfänger zu tun haben. Sie haben einen Partner, der für Sie die Drecksarbeit macht; der Schwarzenberger und Wolter umgelegt hat.«
»Das waren Steen und Yaco, das wissen Sie.«
»Einen Dreck weiß ich. Diese kleinen Jungs brächten so was noch weniger fertig als Sie. Sie haben die Spuren zu den beiden gelegt.«
»Oh nein.« In seinen Augen glomm etwas auf. »Das habe ich nicht. Das haben die beiden selbst getan. Ganz allein. Sie haben künstlerisch gearbeitet. Sie haben Möglichkeiten genutzt.« Er bleckte die Zähne. Sein Blick bekam etwas Wildes. »Und wie töricht wäre es gewesen, solche Möglichkeiten zu versäumen? Möglichkeiten, die ich ihnen geboten habe. Welcher Lehrer hätte so etwas gewagt? Seine Schüler den Tod, den menschlichen Tod, zu Kunst transformieren zu lassen.«
»Jemand hat Schwarzenberger und Wolter erschossen, und Ihre Schüler durften mit den Leichen spielen?«
»Spielen? Sie grenzdebiler Nichtswisser! Kunst! Ich rede von Kunst! Banausen überall! Sie verstehen gar nichts!«
»Wenn ich mich bemühe, verstehe ich eine ganze Menge, aber Sie machen es mir schwer, Herr Professor.«
»Sogar ein Ignorant wie Sie sollte verstehen können, welche Gelegenheit das war! Was wäre das für ein Künstler, der eine solche Gelegenheit verstreichen ließe? Er wäre überhaupt kein Künstler! Er wäre ein Schwächling!«
»So wie Swann?«
»Exakt! So wie Swann! Ein Schwächling.
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