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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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cover! Wie anders?«
    »Mieke Lienhop.«
    Er lachte grunzend. »Ist das ein Name?«
    »Bei uns zu Hause schon!«, konterte Norma.
    Der Espresso duftete verführerisch. Wolfert schnupperte an der Tasse. Dabei schenkte er Norma wieder den verstohlenen Blick, spürte mit einem Mal, wie sehr er sie vermisst hatte. Dabei war sie ihm nach dem Prozess nicht ein Mal in den Sinn gekommen, so meinte er jedenfalls. Wann dachte er überhaupt an Norma, seit sie dem Kollegium nicht mehr angehörte? Im Gegenteil, wie befreit hatte er sich gefühlt, als sie fort war und ihn nicht ständig mit ihren eigenmächtigen Aktionen reizte. Eine Frau mit solchem Eigensinn war im Grunde gar nicht zur Teamarbeit fähig! Nun stand sie vor ihm und strich sich wie in Gedanken eine helle Haarsträhne aus dem Gesicht. Rasch wandte er sich um und stellte die Tasse auf die Fensterbank.
    Milano hütete das Tässchen wie einen Schatz in seiner Pranke. »Was für eine seltsame Geschichte, Norma. Der Name Rico Götz ist uns selbstverständlich bekannt. Wir wissen, dass Metten Triathleten trainiert hat, und Rico Götz war einer seiner Schützlinge. Bei Weitem nicht der Einzige. Was stört dich daran, dass sich beide auf ein Bier treffen?«
    »Was meinst du dazu, Dirk?«, fragte sie.
    Er wich ihrem Blick aus. »Nun, es spricht eine Menge dafür, dass Metten keine saubere Weste hatte. Bestechung im Amt, womöglich Doping während seiner sportlichen Laufbahn – Verdachtsmomente gibt es einige. Ich denke, Kunstraub und Erpressung könnten diese Reihe durchaus ergänzen.«
    Norma lachte leise. »Und das aus deinem Mund, Dirk. Wo ich dich als den großen Skeptiker kenne.«
    »Was weißt du überhaupt über mich.« Ein unüberlegter Satz, den er auf der Stelle bereute.
    Milano zog die Augenbrauen zusammen, ohne Wolferts Antwort zu kommentieren, und wandte sich der Galeristin zu. »Bisher kann von Erpressung keine Rede sein. Nicht wahr, Frau Abendstern?«
    Sie stimmte ihm betrübt zu. »Ich warte darauf, dass man ein Lösegeld verlangt.«
    »Wer sollte diese Forderung stellen«, überlegte Norma laut, »wenn der potenzielle Erpresser getötet wird und die Komplizen nicht wissen, wo er das Bild versteckt hat?«
    Der Verleger mischte sich mit einem höflichen Räuspern in das Gespräch. »Du sprichst von Nina und Rico? Du nimmst also an, sie haben das Bild weitergegeben?«
    »Sie mussten damit rechnen, als Erste verdächtig zu werden«, führte Wolfert die Hypothese fort. »Bei Metten hätte man nicht so schnell gesucht.«
    »Ich übernehme das gern«, murmelte Milano.
    Undine schüttelte erregt den Kopf. »Wollen Sie behaupten, meine Tochter und Rico haben diesen Metten getötet, um das Lösegeld allein zu kassieren? Und jetzt finden sie das Bild nicht? Das ist Wahnsinn! Lutz, sag doch was!«
    Er drückte ihren Unterarm. »Liebe Undine, du selbst hast den Verdacht auf deine Tochter gelenkt.«
    »Weil ich mir den Diebstahl vorstellen kann, das ja. Aber die Kinder sind keine Mörder!«
    Wolfert hatte das sichere Gefühl, dass sie log. In Wahrheit traute Undine Abendstern der eigenen Tochter alles zu.

16
    Um 15 Uhr schellte erneut die Türglocke. Nina stürmte herein. Der schwarze Lederrock, nur unwesentlich breiter als der Gürtel, ließ Entfaltungsraum für die wohl geformten Beine, die sich in grobmaschige rote Netzstrümpfe hüllten. Das Oberteil war ebenso knapp wie bunt, und über dem bleich geschminkten Gesicht thronte der dunkle Haarturm. Norma, die selten etwas Aufregenderes als Hosen und Shirts trug und diesem Stil auch als Mieke die Treue hielt, war beeindruckt.
    Nina baute sich mitten im Raum auf und maulte mit dem Zorn eines verlassenen Kindes: »Mir reicht’s! Wo ist sie? Ich muss mit ihr reden.«
    Norma schloss die Tür mit sanftem Druck. »Deine Mutter ist mit Lutz in den Rheingau gefahren.«
    Nachdem Wolfert und Milano gegangen waren, hatten sich beide verabschiedet, um bei einem Winzer ihre Weinvorräte aufzustocken.
    Ninas Wimperntusche war im Begriff, sich aufzulösen. Schwarze Tränen wuschen Kanäle in das Make-up. »Nie ist sie da, wenn ich sie brauche! Wann kommt sie zurück?«
    »Das wird eine Weile dauern. Vielleicht kann ich dir helfen. Was ist los? Probleme mit Rico?«
    Der Name ließ Ninas Gesichtszüge verrutschen. »Stell dir vor, Mieke! Sie haben ihn immer noch in der Mangel. Erst mich, und jetzt Rico!«
    »Wovon redest du?«
    »Na, von den Bullen! Man hat mich im Laden verhaftet und zu so einem Fettsack geschleift. Später kam noch

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