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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Galerie? Ob ich das Original sehen dürfte?«
    »Bedauere, das Bild wird hier nicht ausgestellt.«
    »Wie schade! Dann muss ich wohl nach Basel reisen.«
    Eine Tür klappte. Nina hatte das Gesicht in Ordnung gebracht und sah auf die ihr eigene Weise makellos aus.
    Regert schaute sie für einen Moment wie entgeistert an. Nina ließ sich nicht aufhalten.
    »Danke, Mieke. Tat gut, mit dir zu reden«, sagte sie im Vorübergehen. »Hätte ich gar nicht gedacht.«
    Regert sah ihr nach, bis sie durch die Eingangstür verschwunden war. »Darf ich fragen, wer das Mädchen ist?«
    »Nina. Undine Abendsterns Tochter.«
    »Nina Abendstern also. Klingt hübsch.«
    »Sie heißt Nina Santini. Nach ihrem Vater.«
    Er wedelte mit dem Ausdruck. »Darf ich das Blatt mitnehmen?«
    »Bitte sehr!«
    »Danke. Grüßen Sie Frau Abendstern.«
    Überstürzt verließ er die Galerie.
    Norma trat an ein Fenster heran. Unter ihr überquerte Nina die Straße. Die Schuhe verliehen ihrem Gang etwas Roboterhaftes. Regert folgte ihr, als habe er zufällig denselben Weg. Nach wenigen Schritten waren beide außer Sicht.

17
    Rico war wieder zu Hause und saß mit seinem Bruder und Nina bei offenem Fenster in der Küche, als Norma am Spätnachmittag nach Hause kam. Sie meldete sich mit einem Gruß und ging zunächst in ihr Zimmer, um die Leinenhose gegen eine leichte Jeans zu tauschen, bevor sie barfuß zurückkehrte. Die Sonne hatte die Küchenfliesen angenehm aufgewärmt. Das Paar hatte sich auf dem Loriotsofa eingerichtet, während Daniel gegenüber auf einem Stuhl hockte und den stämmigen Hals reckte. Am ausgestreckten Arm schwenkte er eine Flasche Rotwein hin und her: Der Rioja, den sie neulich zum Abendessen getrunken hatten. Auf dem Tisch stand bereits eine leere Flasche, deren Boden rote Ringe auf der Tischplatte hinterlassen hatte.
    Wie ein lebendiges Wesen folgte die tätowierte Schlange jeder Armdrehung. »Nimm dir ein Glas, Mieke!«
    »Ein bisschen früh für meinen Geschmack.«
    »Sei kein Mädchen«, nölte Nina. »Besauf dich mit uns, Mieke! Das haben wir uns verdient.«
    Sie trug einen verwaschenen Hausanzug, und das ungeschminkte Gesicht wurde von dem Handtuch umrahmt, das sie sich um den Kopf gewickelt hatte. Sie stützte die nackten Füße gegen Rico, der sich in die Sofaecke lümmelte und Normas Blick auswich. Er wirkte ausgelaugt.
    Norma holte ein Glas aus der Vitrine und nahm sich einen Stuhl. »Ihr seht nicht so aus, als gebe es etwas zu feiern.«
    Lässig schob Nina einen Handtuchzipfel unter den Turban zurück und stieß Rico mit den Zehenspitzen in die Rippen. »Und ob! Die Bullen haben ihn frei gelassen!«
    Er schlug ihre Wade grob zur Seite, dass es klatschte. »Hör auf damit!«
    »Aua!« Nina zog die Beine an und blickte schmollend in die andere Richtung.
    Unbeeindruckt füllte Norma das Glas zwei Finger hoch aus der Flasche, die Daniel ihr reichte. »Nina hat mir erzählt, weswegen man euch in Verdacht hat, Rico.«
    »Tratschweib!«, fauchte er und sprang auf. »Was geht das Mieke an!«
    Nina wollte ihn aufhalten.
    Er schüttelte ihre Hände ab. »Wie blöd bist du eigentlich? Musst du alles rumquatschen!«
    »Rico!«, rief Daniel seinem Bruder hinterher. »Bleib hier!«
    »Lasst mich in Ruhe! Ich muss zum Training.«
    Er verließ die Küche und knallte die Tür zu. Nina lief ihm nach.
    Daniel zog die Stirn zusammen, sodass der Silberring mitsamt der Augenbraue in Bewegung geriet. »Ich hab’s nicht genau kapiert. Nina und Rico sollen ein Gemälde aus der Galerie geklaut haben? Und womöglich mit drinstecken, dass Ricos Trainer tot ist? Auf welchen Schlamassel hat sich mein Bruder mal wieder eingelassen! Vielleicht weißt du mehr als ich. Was hat Nina dir erzählt?«
    »Der Tote vom Waldparkplatz war Ricos Trainer. Pitt Metten. Kanntest du ihn?«
    Auf dem Flur wurde es laut. Rico warf Nina vor, sich einer Fremden anvertraut zu haben, und Nina verteidigte sich lautstark und bezeichnete Mieke als Freundin. Rico fielen einige Schimpfworte ein, mit denen er die neue Freundin großzügig bedachte.
    »Mein Bruder hat sie nicht alle!« Daniel stand auf und brüllte in den Flur hinein, womit er erreichte, dass es draußen noch lauter wurde.
    »Wenn das nur gut geht mit den beiden«, sagte Norma, als er zum Tisch zurückkehrte.
    Daniel winkte ab. »Rico hat ein großes Maul und nichts dahinter. Anders als der Kerl, vor dem du dich versteckst.« Von dieser fixen Idee wollte er sich nicht abbringen lassen.
    »Sehe ich aus, als ließe

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