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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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irgendwelche Informationen bunkert …«
    »Lass gut sein, Sema«, fiel ihr Milano ins Wort. »Norma Tann hatte uns um einen Gefallen gebeten. Weiß der Teufel, was Rico Götz mit dem Bogenschützen zu tun hat!«
    »Auf jeden Fall mehr, als ihm lieb sein konnte«, stellte Sema trocken fest. Sie beugte sich über das Opfer. »Warum hat er dieses Mal den Pfeil nicht herausgezogen?«
    »Vielleicht wurde er gestört?«
    »Oder er wollte seinen Hinterhalt nicht verlassen«, vermutete Wolfert. «Wir müssen die Stelle finden, von der er geschossen hat.«
    Zuversichtlich sagte Sema: »Wir kriegen ihn! Mit dem Pfeil haben wir endlich etwas in der Hand.« Sie ließ sich auf die Knie nieder und untersuchte mit ihren schmalen, geschickten Händen die Kleidung des Toten. »Stimmt es eigentlich, was man sich von Norma Tann erzählt? Dass sie eine gute Polizistin war, aber den Druck nicht aushielt?«
    »Nun, sie machte ihre Arbeit passabel«, murmelte Milano. »Bis zu dem Tag, als sie in Kolumbien …«
    Wolfert unterbrach ihn: »Norma hatte ihre Gründe für den Ausstieg, und die hingen nicht mit der Arbeit zusammen. Sie war eine ausgezeichnete Polizistin und Kollegin.«
    Sema sah auf und lächelte. »Irene lobt sie auch in den höchsten Tönen.«
    Danach widmete sie sich wieder ihrer Arbeit. »Auf die Schnelle ist bei ihm nichts zu finden. Er muss doch einen Hausschlüssel dabei haben?«
    Milano winkte ab. »Darum kannst du dich später kümmern, Sema. Wir kennen die Adresse.«

27
    Milano sah erledigt aus. Auf dem Hemd zeichneten sich Schweißflecken ab. Über dem Bauch fehlte ein Knopf und ließ ein Stück blasser Haut erkennen. Der schwergewichtige Kommissar hockte am Kopfende und stützte die keulenförmigen Unterarme auf den Tisch, als suche er Halt. Wolfert neben ihm wirkte nicht weniger überarbeitet. Sein Gesicht schien ausgedünnt, das Kinn kantiger als in ihrer Erinnerung, und ließ die ausgeprägten Nagezähne noch markanter erscheinen. Die wasserblauen Augen hinter den runden Brillengläsern zeigten sich klug und aufmerksam wie eh und je.
    Nina hockte auf dem Sofa und weinte in die Hände hinein. Sie hatte die schlimme Nachricht wie erstarrt entgegengenommen und sich in die Küche mitziehen lassen. Daniel schien noch gar nicht begriffen zu haben, was mit seinem Bruder geschehen war, und belauerte die Kommissare abwartend vom Stuhl gegenüber. Norma war stehen geblieben. Dankbar dafür, sich im Hintergrund halten zu dürfen, lehnte sie am Kühlschrank.
    Wolfert zückte sein Notizbuch. »Herr Götz, nur der Form halber: Sie waren in Ihrer Jugend ein ausgezeichneter Bogenschütze.« Er listete die Erfolge auf: Jugendmeister, Kreismeister, Hessenmeister und andere Titel mehr.
    »Wollen Sie behaupten, ich hätte meinen Bruder erschossen?«, begehrte Daniel auf.
    »Verzeihung. Diesen Zusammenhang können wir nicht übergehen.«
    Daniel sprang auf. »So ein Unsinn! Haben Sie eine Ahnung, wie viele Leute Bogensport betreiben? Wollen Sie die alle unter Generalverdacht stellen? Ich bin Sportschütze. Mit meinem Bogen und meinen Pfeilen kann man niemanden umbringen. Dafür braucht man einen Jagdbogen und die entsprechenden Pfeilspitzen. Damit erzielen Sie eine Durchschlagskraft von …«
    Milano zeigte sein hinterlistiges Lächeln. »Ein Spezialist, sieh an!«
    »Das weiß doch jeder, der mit dem Bogensport zu tun hat!«
    »Setzen Sie sich wieder hin!«, befahl Wolfert gelassen und wandte sich Nina zu. »Wann hat Rico heute morgen das Haus verlassen?«
    Das Mädchen nahm endlich die Hände vom Gesicht. Sie brauchte einen Augenblick, um die Worte zu finden. Um 6.15 Uhr sei er aufgebrochen, gab sie an. Wie beinahe jeden Morgen, ob Wochen- oder Sonntag. Danach kam Daniel an der Reihe. »Wo waren Sie heute zwischen 6 und 8.30 Uhr?«
    »Was soll das? Ich habe meinen Bruder nicht umgebracht!«
    Wolfert ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Bitte, Herr Götz. Wir müssen das fragen.«
    Daniel wischte sich über die Stirn. »Ich war in meinem Zimmer. Nicht allein. Eine Frau hat bei mir übernachtet, eine Kollegin. Sabine.«
    »Ihre Freundin?«
    Daniels Handbewegung konnte alles bedeuten.
    »Ich bin Sabine heute früh in der Küche begegnet«, meldete sich Norma, ohne ihren Platz zu verlassen. »Später war Daniel für einige Minuten aus dem Haus. Zu wenig Zeit, um einen Mord zu begehen.«
    Daniel hielt es nicht auf dem Stuhl. »Ich bringe nicht meinen Bruder um!«
    »Bleiben Sie sitzen«, bat Milano zahm. »Was regen Sie sich

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