Kunstgriff
auf, wenn Sie ein Alibi haben?«
Irritiert ließ Daniel sich auf den Stuhl fallen.
»Wir prüfen das Alibi«, warf Wolfert ein. »Sprechen wir über Pitt Metten. Auch das müssen wir Sie fragen. Sie verstehen das doch?«
»Warum sollte ich Pitt Metten umbringen? Ich kannte ihn kaum.«
»Er war der Trainer Ihres Bruders«, erklärte Milano sachlich. »Wo waren Sie am 10. Juni, zwischen 7 und 8 Uhr morgens?«
»Was für ein Tag war das?«
»Ich helfe Ihnen gern auf die Sprünge! Das war ein Dienstag.«
Daniel zeigte Nerven. Die Schlange auf dem Unterarm vibrierte. »Jeden Dienstag treffen wir uns zur Teamsitzung. Ab 9 Uhr. Fragen Sie im Sozialbüro nach!«
»Und davor? Wo waren Sie vorher?«
»Hier natürlich! Aufstehen, frühstücken und zur Arbeit gehen. Wie sonst auch!«
»Allein oder mit Ihrer Freundin?«, fragte Wolfert.
»Allein. Wir treffen uns nicht so häufig.«
Norma ergriff das Wort. »Erst Pitt, dann Rico. Willst du die Nächste sein, Nina? Du musst jetzt alles sagen!«
Milano fuhr herum. »Soll das heißen, du bist uns wieder einmal einen Schritt voraus?«
Sie lächelte friedfertig. »Ich habe keinen Überblick über deinen Kenntnisstand, Luigi. Nina hat mir und Daniel gegenüber vor einer Viertelstunde eingestanden, gemeinsam mit Rico den Jawlensky gestohlen zu haben. Wir waren auf dem Weg zur Polizei. Ihr seid uns zuvorgekommen.«
Wolfert wandte sich an Nina. »Sie geben den Diebstahl also endlich zu?«
Sie senkte den Kopf und nickte. »Pitt war auch dabei.«
Wolfert wechselte einen Blick mit seiner ehemaligen Kollegin. »Pitt Metten war an der Sache beteiligt?«
»So sieht es aus«, bestätigte Norma.
Die Kommissare ließen die Neuigkeit einen Augenblick sacken. Milano schnalzte mit der Zunge und fragte nach einem weiteren Komplizen.
Nina blieb standhaft. »Es gibt niemanden sonst!«
Wolfert versuchte es mit väterlicher Sorge. »Zwei Menschen wurden getötet. Begreifen Sie nicht, dass auch Sie in Gefahr sein könnten?«
Nina blickte auf und erklärte mit fester Stimme: »Ich kenne keinen Komplizen, wie oft soll ich das noch sagen? Wir waren zu dritt, Rico, Pitt und ich. Sonst niemand. Und lassen Sie Daniel in Ruhe. Der hat nichts damit zu tun!«
»Wo ist das Bild?«, fragte Milano.
»Keine Ahnung«, beharrte Nina. »Wir haben den Jawlensky an Pitt übergeben, der quicklebendig war, und sind weggefahren. Er sollte das Bild aufbewahren, bis meine Mutter das Lösegeld bezahlt. So war der Plan.«
»Dann war es Rico, der in Mettens Wohnung eingebrochen ist?«, fragte Wolfert.
Norma ging zum Tisch und setzte sich. »Bei Metten wurde eingebrochen?«
Milano gefiel die Frage. »Sieh an, unsere Neunmalkluge weiß nicht alles.«
Ein vergeblicher Versuch, das Bild zu finden, räumte Nina ein. Rico habe sich nicht davon abhalten lassen.
»Du solltest den Herren Kommissaren das Päckchen zeigen«, schlug Norma vor. »Ich habe auch eine seltsame Botschaft bekommen. Bin gleich wieder da.«
Sie ging in ihr Zimmer und schrieb den Text ab, bevor sie den Brief in der Plastikhülle auf den Küchentisch legte. Wolfert las die Zeilen laut vor. Der lyrische Text verlieh seiner Stimme einen fremden Klang.
»Was soll das sein?«, wunderte sich Milano. »Ein Gedicht? Wir lassen den Zettel untersuchen. Vielleicht finden wir Fingerabdrücke. Den nehmen wir auch mit«, beschloss er mit einem Blick auf den Karton, den Nina auf den Tisch gestellt hatte.
Die vier Schutzpolizisten trafen ein, die Wolfert angefordert hatte, um Daniel und Nina ins Kommissariat zu bringen. Dort sollten die Aussagen schriftlich aufgenommen werden. Mit der Ankunft der Beamten wurde es eng in der Küche.
Daniel erhob sich ohne Aufforderung. »Bin ich jetzt verhaftet?«
»Selbstverständlich nicht«, widersprach Wolfert. »Es liegt kein konkreter Verdacht gegen Sie vor. Trotzdem müssen wir die Wohnung durchsuchen lassen. Das können wir Ihnen nicht ersparen.«
Beim Hinausgehen wandte sich Daniel an Norma. »Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Um Schwierigkeiten zu vermeiden: Weißt du einen fähigen Anwalt, der der Polizei den Wind aus den Segeln nimmt?«
Ein Name fiel ihr auf Anhieb ein. Der Mann war hervorragend in seinem Beruf. »Ich rufe jemanden an.«
Nina und Daniel wurden aus der Wohnung geführt. Norma und die Kommissare blieben in der Küche zurück und brüteten vor sich hin, bis Milano die Stille durchbrach.
»Habe ich einen Hunger!«
»Frag mich mal«, bekannte Wolfert.
Plötzlich verspürte Norma ein
Weitere Kostenlose Bücher