Kunterbunte Tiergeschichten
bestens, putzten uns gegenseitig und konnten gar nicht mehr ohne den anderen sein. Jeder, der
zu uns in den Stall kam, sagte, dass sie besser zu mir passe als Goody.
Dann kam eines Tages die zehnjährige Sina zu uns. Sie ist die Enkeltochter von Udo und Christa. Sie bekam schon seit zwei Jahren
Reitunterricht in einem Verein. Ich freute mich schon auf sie, denn
ich sollte ihr die besten Kniffe des Reitens beibringen, damit wir später auch an Turnieren teilnehmen konnten. Aber das war gar nicht
so einfach, denn anfangs wollte Sina nicht so, wie ich es wollte, und
ich nicht so, wie sie es wollte. Daher landete sie oft auf dem Boden.
Sie war von mir natürlich ungewollt dorthin befördert, versteht sich,
aber manchmal war es etwas schmerzhaft für sie. Warum verstand sie
mich auch nicht? Warum führte sie nicht das aus, was ich ihr zeigte?
Trotzdem tat sie mir so manches Mal leid, auch wenn ein Sprichwort
heißt: „Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Ich liebte ihre kleinen
Hände, die mich sanft putzten und streichelten und mich manchmal
gar nicht richtig sauber bekamen. Aber das war nicht weiter schlimm
für mich, denn nach dem Reiten ging es ja gleich wieder mit Hexe auf
die Wiese. Und da wälzten wir uns sowieso im Gras. Sinas Schulferien waren für Hexe und mich die schönste Zeit, denn dann schlief sie
bei Christa und Udo, und wir sahen uns jeden Tag.
Udo gab Sina Reitunterricht, und man merkte täglich, wie ihr Reitstil
sich verbesserte.
Es kam der Tag, an dem Udo meinte, dass wir beide an einem Turnier teilnehmen könnten. Er meldete uns dort an. Ach, wir waren so
aufgeregt!
Am Turniermorgen holte mich Sina schon ganz früh aus meiner Box,
um mich zu putzen, meine Mähne und meinen Schweif zu waschen.
Auch Hexe scharrte ungeduldig mit ihren Hufen und wollte hinaus.
Aber sie war noch nicht genügend ausgebildet, um an einem Turnier teilzunehmen. Ich hatte ihr schon am vorherigen Abend alles
über Wettkämpfe erzählt, denn das war nicht mein erstes Turnier, an
dem ich teilnahm. Aber sie hatte wohl schon wieder alles vergessen.
Heute jedenfalls musste sie mit Maya, Mirja und Sheela im Stall bleiben, denn es würde spät werden, bis wir zurückkamen. Anschließend
zeigte Christa ihrer Enkelin, wie sie meine Mähne einflechten musste, und nach einigen Fehlversuchen klappte es auch ganz gut. Ich
merkte Sina richtig an, wie stolz sie auf meine Zöpfchen war. Ach,
wenn ich mich doch draußen auf der Wiese im Wassertümpel sehen
könnte! So eine schöne Mähne hatte jedenfalls keines von den anderen Ponys im Stall. Na ja, Maya vielleicht, so musste ich zugeben.
Sie könnte ja auch meine Tochter sein. ‚Sag mal Cherie, was hast du
denn für dumme Gedanken im Kopf‘, dachte ich und versuchte, mich
wieder ganz auf das Turnier zu konzentrieren.
Sina hatte inzwischen meine Hufe ausgekratzt und eingefettet. Ich
hörte, dass Hexe weiter im Stall herumpolterte und meine kleine Reiterin ihr ein paar beruhigende Worte zurief. Aber ob es half? Dann
verstaute Sina mit Udos Hilfe das Sattelzeug einschließlich Trense,
Helm, Stiefeln und Jackett im Wagen. Und ... hatte ich richtig gesehen? Waren nicht auch Leckerlis dabei? Noch einmal wurde nach-
gesehen, ob auch nichts vergessen worden war, und dann endlich
klappte der Kofferraumdeckel zu. Wurde ja auch langsam Zeit, dachte ich ungeduldig und scharrte mit den Hufen. Jetzt wurde ich auf den
Hänger geführt und angebunden, was mir gar nicht passte. Aber es
musste sein, damit ich unterwegs auch Halt hatte. Nachdem alle im
Auto saßen, konnte die Fahrt beginnen. Ich sah unterwegs aus dem
Fenster, knabberte ein wenig an dem Heu, das Sina mir hineingehängt hatte und harrte der Dinge, die heute noch auf mich zukommen
sollten.
Endlich waren wir da! Auf dem Turnierplatz war schon einiges los.
Viele Kinder ritten mit ihren Ponys oder Pferden auf dem Abreiteplatz herum. Langsam wurde ich nervös. Doch dann wurde ich gesattelt: Und als Sina auf meinem Rücken saß und mit mir auch zu dem
Platz trabte, war meine Aufregung wie weggeblasen. Zuerst wurde
auch ich etwas warm geritten, dann gesellten wir uns zu den anderen
Kindern und Ponys und stellten uns vor der Reithalle auf. Ach du
liebe Zeit, das Turnier fand in der Halle statt! Solche riesigen Räume
mochte ich gar nicht, denn nun erinnerte ich mich wieder an ein unangenehmes Erlebnis, das ich vor Jahren in einer Halle hatte. Aber
jetzt bloß nicht mehr daran denken! Nun muss ich mich
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