Kunterbunte Tiergeschichten
auf den Hof zu einem großen Transporter. Nach ein paar auffordernden Worten des Händlers liefen wir freudig die ausgeklappte Rampe
hinauf, wurden in dem Hänger angebunden, und schon ging die Fahrt
los. Die Sonne schien und ich war glücklich, dass die Frau mich nicht
vergessen hatte. Was Goody und mich wohl erwartete? Nach einigen
Stunden Fahrt, die mir unendlich lange vorkamen, hielten wir an.
Waren wir schon am Ziel angekommen? Ja, wir wurden abgeladen,
und da war auch die Frau, der ich mein Herz geschenkt hatte. Auch
der Mann, ihr Mann wohl, stand dort. Beide führten uns über einen
großen Hof zu den Ställen, wo wir freundlich von einigen kleineren
Ponys begrüßt wurden. Neugierig beschnupperten wir uns und gingen zufrieden in unsere Boxen, die hell und sauber waren. Blickkontakt zu den anderen Ponys hatten wir auch.
Als der Transporter fort war, kamen der Mann und die Frau zu uns in
den Stall. ,,Na, habt ihr schon Bekanntschaft mit den anderen Ponys
gemacht?“, sprach uns die Frau an. Also, das hier ist Maya, die schon
am längsten bei uns ist“, zeigte sie auf ein kleines schwarzes Pony,
das uns interessiert anguckte.
,,Cherie, das könnte fast deine Tochter sein“, lachte die Frau. „Ich
muss doch sehr bitten“, dachte ich, „Ich habe noch gar kein Fohlen
gehabt.“,,Und das hier sind Mirja und Sheela, die besten Freundinnen
von Maya“, machte sie zuerst mit einem kleinen Scheckpony, das mich
neugierig musterte, und dann mit einem etwas größeren, rötlichen, das
mir demonstrativ seine Kehrseite zeigte. Das hieß aber nichts, ich mag
ja auch nicht gleich jeden, den ich zum ersten Mal sehe.
Auch Goody zeigte großes Interesse an den dreien und der neuen
Umgebung. Einen Jungen in ihrer Runde hatten sie schon lange nicht
mehr gehabt, erzählten sie später Goody und mir. „Na, das kann ja
heiter werden“, dachte ich, bevor mir vor Müdigkeit die Augen zufielen und ich ein kurzes Nickerchen machte.
Am nächsten Tag kamen Goody und ich erst einmal alleine auf die
Weide. Ach, war das herrlich! Wir galoppierten mit wild wehenden
Mähnen und Schweifen von einer Seite der Wiese bis zur anderen
und untersuchten jede Ecke unseres neuen Zuhauses. Dabei entdeckten wir auch eine große sandige Stelle, auf der man sich herrlich wälzen konnte. Jetzt war das Leben wieder schön. Wir genossen jeden
Augenblick, den wir im Freien verbringen durften.
Aber einige Tage später fing für uns der Ernst des Lebens an. Die
Tochter des Hauses, Inka, kam mit in den Stall, und nachdem sie
sich mit uns bekannt gemacht hatte, wurden wir von ihr geputzt. Als
Goodys Hufe ausgekratzt werden sollten, wehrte er sich heftig und
versuchte zu steigen. „Spinnt der jetzt ein bisschen“, dachte ich erschrocken und schnaubte ihm beruhigend zu. „Er muss den Umgang
erst wieder lernen“, hörte ich Inka zu ihrer Mutter sagen. „Hoffentlich ist es nur das, sonst muss er womöglich wieder weg“, ging es mir
durch den Kopf.
Zuerst wurde ich gesattelt und auf den Reitplatz geführt. Ich versuchte so gut es ging, mich ihrer weichen Hand und ihren Schenkeln
anzupassen. Wir harmonierten ausgezeichnet zusammen, und nach
einer Stunde stieg Inka zufrieden von meinem Rücken und klopfte
mir den Hals.,,Prima, das hast du gut gemacht.“
Nun kam Goo dy an die Reihe. Doch nun zeigte auch er sich von seiner besten Seite und ließ sich gut reiten. Nach der Arbeit kamen wir
wieder für einige Stunden zum Grasen auf die Weide.
Einige Tage später wurden Goody und ich vor die Kutsche gespannt.
Ich freute mich schon riesig auf eine Ausfahrt. Auch Goody konnte
es kaum erwarten, dass es losging, und tippelte nervös auf einer Stelle. Dieses Tippeln machte auch mich ganz nervös, sodass Udo, der
Hausherr, uns kaum zurückhalten konnte.
Wir fuhren aber nicht vom Hof herunter, sondern erst einmal auf die
große Wiese hinter dem Haus, damit wir noch ein bisschen üben und
uns abreagieren konnten. War auch besser so, denn kaum waren wir dort
angekommen, ging das Temperament mit uns durch und wir fielen in
einen scharfen Galopp. Bevor wir zum Trab zurückgenommen werden
konnten, hatten wir schon die halbe Wiese überquert. Aber aus der Puste
waren wir deshalb noch kein bisschen, nur Udo keuchte ein wenig. Er
war wohl von unserer Aktion überrascht worden. Wir fuhren noch ein
paar Runden im ruhigen Trab und Schritt, und dann hatten wir für diesen
Tag genug getan. Zur Erholung kamen wir wieder auf die Wiese.
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