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Kunterbunte Tiergeschichten

Kunterbunte Tiergeschichten

Titel: Kunterbunte Tiergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Zimmermann
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verlaufen, fragten wir uns, oder war er einfach von gewissenlosen Menschen ausgesetzt worden, weil sie seiner
überdrüssig waren? Ich nahm ihn auf den Arm und besah ihn mir
genauer. Sein kleines Bäuchlein wölbte sich mir nackt und kugelig
entgegen. Es war ein Rüde, und ich schätzte ihn auf ungefähr vier bis
sechs Monate. Er ähnelte einem jungen Beagle oder einem Meutehund. Aber welcher Rasse er angehörte war eigentlich zweitrangig.
Weil wir hier sehr einsam wohnten, fragten wir uns nur, warum ein
Babyhund so verlassen hier saß. War er von seinem Zuhause fortgelaufen? Doch wir kannten niemanden in der weiteren Umgebung, der
solche Hunde züchtete.
Als wir zum Auto zurückgingen, lief er freudig neben uns her, und als
ich die Autotür öffnete, war er mit einem Satz im Auto verschwunden. Vom hinteren Sitz sah er uns dann mit wedelnder Rute, wenn
man dieses kleine Etwas als Rute bezeichnen konnte, erwartungsvoll
an. Wenn er sprechen könnte, hätte er bestimmt gesagt: „Gut, dass ihr
mich gefunden habt und mich mitnehmt. Ich war so alleine.“
Aber leider kann ein Hund nicht sprechen, und so erfuhren wir nie
etwas über seine Herkunft, obwohl wir uns sehr darum bemühten.
Wir fragten den Postboten, den Schornsteinfeger und verschiedene
Bauern. Auch in Geschäften erkundigten wir uns, ob jemand einen
jungen Hund vermisste. Niemand wusste etwas oder wollte etwas
wissen.
So blieb der kleine Hund bei uns, zur Freude unserer Tochter, und wir
nannten ihn Timmi. Unser Schäferhund, den wir damals noch hatten,
war inzwischen schon dreizehn Jahre alt und – wie ein alter Hund so
ist –, er war gebrechlich, müde und lustlos geworden. Aber Timmi
brachte wieder Leben ins Haus, und unser alter Asko wurde durch ihn
für einige Monate wieder munterer und beweglicher. Ich war froh,
dass wir ihn behalten hatten.
Timmi machte in der ersten Zeit nur Unsinn. Damals war unser
Grundstück noch nicht eingezäunt, und wenn er manchmal mit Asko
allein im Garten war, nutzte er diese unbegrenzte Freiheit, um sich
stundenlang in den Wäldern herumzutreiben. Da nutzte kein Rufen
und Pfeifen, er kam einfach nicht zurück. Asko saß in der Zwischenzeit wegen seiner Gebrechlichkeit treu und brav vor der Haustür,
bellte manchmal leise und wartete auf Timmis Rückkehr. Oft dachte
ich:,,Er kommt nicht mehr wieder“, oder:,,Er wird bei seinen Ausflügen erschossen oder überfahren.“ Aber nichts von dem geschah.
Stunden später saß ein müder, abgekämpfter Timmi vor der Tür und
verlangte durch lautstarkes Bellen Einlass.
Asko, der treue Geselle, bellte in aller Freundschaft mit, und manchmal wurde aus dem lauten Gebell ein fürchterliches Wolfsgeheul.
Der Schreck fuhr mir jedes Mal durch die Glieder, wenn ich das hörte, weil ich annahm, dass etwas Schlimmes passiert war. Aber nichts
war geschehen. Timmi wollte mich nur mit seinem Geheul auf sein
Heimkommen aufmerksam machen. Immer wieder fiel ich auf diesen Trick herein. Wenn ich dann wütend hinausrannte, um diesem
Herumtreiber den Kopf zu waschen, kam mir ein schuldbewusster
Timmi auf dem Bauch entgegengekrochen, und meine Wut verrauchte so schnell, wie sie gekommen war. Ich freute mich nur noch, dass
er wieder unversehrt da war. Auch Asko war glücklich und leckte
ihm immer wieder das Gesicht. Diese Hundefreundschaft hielt bis zu
Askos Tod.
In der ersten Zeit nach Askos Tod konnte Timmi gar nicht begreifen, dass sein alter Freund nicht wiederkam. Er saß stundenlang vor
dem Haus und wartete auf ihn oder lief bis zur Straße und hielt Ausschau, ohne wie früher fortzulaufen. Erst Wochen später, als er merkte, dass sein Freund nicht mehr wiederkam, fingen seine Ausflüge
wieder an. Um das zu vermeiden, wurde ganz schnell ein hoher Zaun
um unser Grundstück gezogen. Zuerst schaute Timmi ganz verdutzt,
weil seine wunderbaren Streifzüge dadurch nun verhindert wurden.
Immer wieder lief er am Zaun entlang, hin und her, und vor lauter
Aufregung hing ihm die Zunge lang aus dem Hals. Als er nirgendwo
einen Durchschlupf fand, alles Suchen vergeblich war, fing er an,
Löcher vor dem Zaun zu buddeln, um sich darunter durchzuwühlen.
Aber Gott sei Dank fanden wir diese Löcher immer noch rechtzeitig
und konnten sie wieder zuschaufeln. Nun entwickelte er eine andere
Taktik. Er versuchte jetzt unermüdlich, an dem Zaun hochzuklettern.
Aber als er merkte, dass sein Körper zum Klettern völlig ungeeignet
war, gab er endlich auf. Doch wieder fiel

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