Kunterbunte Tiergeschichten
uns her. Widerstandslos folgten
mir nun alle anderen. Das verletzte Tier kam matt und taumelnd mit
bis zum Stall. Hier blieb ich stehen und dachte nur noch: „Hoffentlich kommt mein Mann bald nach Hause.“
Da kam auch schon meine Tochter angerannt und rief mir zu:,,Papa
ist schon unterwegs.“
Als sie dann aber die schwere Verletzung des Pferdes, ihres Pferdes, sah, brach sie in Tränen aus und konnte sich gar nicht mehr
beruhigen:,,Mutti, muss Goldi jetzt sterben?“ Mit Mühe und viel
Überredungskunst konnte ich sie endlich davon überzeugen, dass
ihre Goldi nicht sterben würde, auch wenn ich zu dieser Zeit selbst
nichts genau wusste und nicht im Geringsten ahnte, wie schlimm es
um das Tier stand.
Inzwischen war mein Mann eingetroffen und hatte, nach einem kurzen Blick auf das Pferd, den Tierarzt verständigt. Mir fiel ein großer
Stein vom Herzen. Die anderen Pferde grasten wieder friedlich und
in unserer Nähe auf der Wiese. Kurze Zeit später war auch schon der
Tierarzt da und nähte ohne Betäubung die klaffende Wunde am Hals
des Pferdes.
Das Tier hatte sehr viel Blut verloren, und es war ein Wunder, dass
es sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Der Tierarzt
meinte, wenn ich später nach Hause gekommen wäre, hätte es keine
Überlebenschance gehabt. Es wäre verblutet. So hatten wir, trotz allem, noch großes Glück im Unglück.
Später fragten wir uns immer wieder, wie es zu diesem schrecklichen
Vorfall hatte kommen können und hatten nur eine Erklärung dafür:
Als die Pferde die Schafe nicht nur hörten, sondern auch noch sahen, gerieten sie derartig in Panik, dass sie nur noch wegwollten.
Kein Elektrozaun, kein Holzgatter hatte sie in ihrer Angst aufhalten
können. Einige Pferde schafften es, hinüberzuspringen, aber einige
sprangen in den Zaun und rissen ihn mit. Goldi hatte das Pech, direkt
auf einen Holzpfahl zu springen und sich den Hals zu durchbohren.
Die Verletzung heilte nur langsam, und wenn wir der Stute auf den
Hals klopften, hörte es sich an, als ob auf eine Trommel geschlagen würde. Nach einigen Monaten war dieses Geräusch endlich
verschwunden. Zurück blieb der leichte Trabfehler, der durch die
Beschädigung einiger Nerven und Sehnen ausgelöst wurde. Sie war
deshalb für die Dressur ungeeignet. Zusammen mit unserer Tochter
errang sie als Springpferd viele Platzierungen und Siege, Schleifen,
Pokale und Geldpreise. Der Name,,Goldmarie“ (Goldi) war für dieses Pferd wie geschaffen, denn die Schleifen waren meistens in Gold.
Schwalbenheimkehr
Lustig zwitschern Zweie, Viere,
fliegen durch die Scheunentüre.
Schwalben sind nun endlich da,
heimgekehrt aus Afrika.
Flugs wird alles angeschaut,
wird erneuert, wird gebaut,
unermüdlich, hin und her,
fliegen sie und schleppen schwer.
Endlich, nach viel Plag’ und Müh’,
sitzt die Schwälbin in der Früh‘
in dem renovierten Nest,
wartet auf das Liebesfest.
Kaum gedacht, schon ist’s passiert,
Schwalbenmann ganz ungeniert
hat die Liebe schnell vollzogen
und ist wieder fortgeflogen.
Eifrig sucht er Futter nun,
hat kaum Zeit, um auszuruh‘n.
Denn solch heiße Liebesnacht
in der Tat sehr hungrig macht.
Und nach ein paar Tagen schon
bringt die Arbeit ihren Lohn.
Gattin brütet Eier aus,
traut sich nicht mehr aus dem Haus.
Er bringt weiter Leckerbissen,
denn sie soll doch nichts vermissen,
und sie zwitschert vor Behagen,
Liebe geht auch durch den Magen.
Endlich, irgendwann im Mai,
ist auch diese Zeit vorbei,
die Eltern voller Freude dann,
sehen ihren Nachwuchs an.
Ach, wie winzig anzuschau‘n,
keine Federn, zarter Flaum.
Vater, Mutter sind entzückt,
dieser Nachwuchs ist geglückt.
Um die Kinder zu versorgen,
fliegen schon am frühen Morgen
beide Eltern hin und her.
Insekten jagen ist gar schwer.
Die Kleinen wachsen schnell heran,
schauen aus dem Nest, und dann
sind die Köpfe hochgereckt,
die Schnäbel offen vorgestreckt.
Irgendwann dann voller Mut
sitzt die Mutter mit der Brut
oben auf des Nestes Rand,
die Welt bestaunen sie gespannt.
Nach langem Zögern und auch Bangen
wird mit Versuchen angefangen.
Flügelschlagen wird geübt,
unermüdlich, ungetrübt.
Das Elternpaar lockt immer wieder –
und singt für sie die schönsten Lieder –
die Kinder aus dem Nest hervor,
mit ihnen zu fliegen hoch empor.
Eines Morgens ist‘s soweit,
sie trauen sich und sind bereit,
fliegen mit Eltern und segeln im Wind,
stark für den Flug, der nun beginnt.
Die Reise ist unendlich lang,
wenn ich dran
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