Kupferglanz
gekommen?
Das Alte Bergwerk sollte, wenn ich mich recht erinnerte, um zehn Uhr öffnen.
Die offizielle Eröffnung hatte gestern stattgefunden, also waren heute scharenweise Touristen zu erwarten. Aber es ließ sich nicht vermeiden, einen Teil des Geländes, mindestens den Turm und seine unmittelbare Umgebung, zu sperren. Am besten gleich bei Kivinen anrufen, sollte er entscheiden, was mit dem restlichen Gelände passierte. Schließlich konnten wir nicht Massen von neugierigen Gaffern an die Unglücksstelle lassen.
«Wir brauchen wohl Verstärkung. Ruft die Kollegen an, sie sollen alle herkommen. Irgendwer müsste die Angehörigen von Meritta Flöjt verständigen.
Ihre Tochter und ihren Bruder … ihre Mutter lebt wohl auch noch.»
«Die Meeri Korhonen, also Merittas Mutter, die ist meine Nachbarin», sagte Lasarov zögernd.
«Vielleicht wäre es am besten, zuerst sie zu verständigen, sie kann es dann Aniliina Flöjt beibringen. Wohnt nicht Jaska … Jari Korhonen noch bei seiner Mutter? Könntest du das übernehmen, Lasarov, sobald einer von den Kollegen angekommen ist? Da ihr nun mal Nachbarn seid?»
Lasarov nickte, entfernte sich dann ein Stück von uns, ging noch einmal zurück zu Meritta. Seine Lippen bewegten sich, als probte er, was er Merittas Mutter zu sagen hatte. Ich hätte nicht in seiner Haut stecken mögen. Antikainens Telefon läutete, die Spurensicherung und der Polizeiarzt aus der Stadt waren in Viinijärvi und wollten wissen, wie sie von da aus weiterfahren sollten. Ich merkte, dass ich mir von ihnen Rettung erhoffte. Sie würden kommen und feststellen, dass Meritta einem Unfall zum Opfer gefallen war und kein Grund bestand, eine Kriminaluntersuchung einzuleiten …
Die Spurensicherung! Sie würden den Schlüssel zum Turm brauchen, die Tür war zugeschlossen. Bei der Auskunft bekam ich die Nummer von Kivinens Privatanschluss. Während ich noch wartete, dass sich jemand meldete, fuhren Järvi und Hopponen vor. Hopponen hatte außerdem Timonen mitgebracht. An seiner Stelle stieg nun Lasarov zu Hopponen in den Wagen, offenbar fuhren sie zu Merittas Mutter. Antikainen suchte in seinem Auto nach dem gelben Ab-sperrband mit der drohenden Aufschrift < Zutritt verboten. Polizei>.
Ungefähr nach dem zehnten Klingeln nahm Kivinen den Hörer ab. Ich überlegte, ob er bis zum Schluss mitgefeiert hatte, wie es sich für einen guten Gastgeber gehört.
«Das darf doch nicht wahr sein», stöhnte er, nachdem ich ihn informiert hatte.
«Eine Leiche … Meritta Flöjt! Was ist passiert?»
« Sie liegt unten am Turm. Mit Bestimmtheit kann man es natürlich erst nach der ärztlichen Untersuchung sagen, aber ihre Lage deutet darauf hin, dass sie vom Turm gestürzt ist.»
Kivinen hörte sich so erschüttert an, wie man es erwarten durfte, aber als ich ihm erklärte, dass die Polizei wenigstens einen Teil des Bergwerksgeländes absperren müsse, brauste er auf.
«Kommt gar nicht in Frage! Für heute sind schon jede Menge Führungen gebucht, aus Kuopio kommen ganze Busladungen Rentner. Wir können jetzt nicht schließen, da hätten wir entsetzliche Verluste … »
«Je schneller wir herausfinden, wie es zu dem Unfall kam, desto eher normalisiert sich alles. Wir brauchen auf jeden Fall den Schlüssel zum Turm und eine Liste der Eingeladenen von gestern Abend. Am besten kommen Sie sofort her.»
Als ich das Telefonat mit Kivinen beendete, sah ich den dunkelgrauen Transporter der Spurensicherung auf der Straße, die in vielen Windungen zum Bergwerk hinaufführt. Unten im Ort sah man noch mehr Verkehr, es war halb neun. Bald machten die Geschäfte auf, dann setzten sich die Leute in Bewegung.
Und die Gerüchte. In so einem kleinen Städtchen verbreiteten sie sich rasch. In zwei Stunden würde ganz Arpikylä wissen, dass man beim Alten Bergwerk eine Tote gefunden hatte.
Turunen, der Polizeiarzt, war um die fünfzig, ein magerer, stiller Mann. Ich ertappte mich dabei, dass ich ihn anstarrte wie einen Wundertäter und erwartete, er würde nach einem kurzen Blick auf Meritta sagen, dass es sich um einen Unfall handelte. Der Fotograf machte seine Aufnahmen, Antikainen und die Männer von der Spurensicherung kämmten die Umgebung des Turms ab.
Plötzlich stand Kivinens dunkelblauer Volvo vor dem Restaurant. Hoffentlich würde er aussagen, dass Meritta betrunken gewesen war. Vielleicht wusste er auch, was sie auf dem Turm zu suchen gehabt hatte.
Aber Kivinen interessierte sich immer noch nicht für Meritta, er
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