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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gegessen.» Die Erklärung machte mich verlegen. Lakritzbonbons essen wie ein kleines Kind!
    «Drei-sieben, Amalgam abgebrochen. Schauen wir mal nach, ob sonst noch was ist, bevor wir füllen.»
    «Dürfte eigentlich nicht», murmelte ich, den Mund voller Spiegel und anderer Spähinstrumente. Tuija diktierte ihrer Zahnarzthelferin den Status und entdeckte nicht einmal Zahnstein.
    «Nur eine Füllung. Du kannst ruhig gehen, Maija, das schaffe ich allein», sagte Tuija und setzte, zu mir gewandt, hinzu: « Sie hatte sich schon verabredet, nachdem der letzte Patient seinen Termin abgesagt hatte.»
    Ich nickte, obwohl ich ja gar nicht gefragt worden war.
    «Dann wollen wir mal betäuben. Du hast doch keine Allergien?» Tuija kippte den Stuhl noch weiter nach hinten, der Mundschutz verbarg den unteren Teil ihres Gesichts, und ihre Augen konnte ich hinter den spiegelnden Brillengläsern nicht gut sehen. Von weiter weg hörte ich ein Tschüs und Türenschlagen, die Zahnarzthelferin war offenbar gegangen.
    Die Betäubungsspritze näherte sich meinem Mund, ich mochte nicht hinschauen.
    Was war da wohl drin? Einen Moment bekam ich Angst, ich fühlte mich Tuija ausgeliefert. Und dann kam doch nur ein kleiner Piekser, und schon war die Sache erledigt.
    «Jetzt müssen wir warten. Hat sich in der Meritta-Sache was Neues ergeben?»
    «Eigentlich nicht.»
    «Ist Johnny unter den Verdächtigen?» Tuija nahm den Mundschutz ab, ohne ihn sah ihr Gesicht wieder farblos aus. «Über seinen Heimweg Freitagnacht hat er euch ja offenbar eine beschönigte Version erzählt.»
    «Du wusstest, dass die beiden ein Verhältnis hatten?»
    «Natürlich. Johnny hat sich schon seit langem nicht mehr die Mühe gemacht, seine Weibergeschichten vor mir zu verheimlichen.»
    «Warst du eifersüchtig?»
    «Wegen Meritta?» Tuija brachte ein Lachen zustande, das eigentlich keins war, nur eine Serie schnaufender Geräusche. «Nachdem ich mir jahrelang Johnnys Frauengeschichten angesehen habe, schaff ich es nicht mehr, eifersüchtig zu sein.
    Es war mir egal. Aber Meritta war es nicht egal. Sie wollte Johnny.»
    Tuijas Gesicht war genauso fade wie vor fünfzehn Jahren. Wir hatten uns alle gewundert, was Johnny an dieser farblosen Streberin fand. So ganz begriff ich es immer noch nicht.
    «Spürst du noch was?» Tuija schien mir etwas in den Mund zu stecken.
    «Wie? Ach, am Zahn? Nein.»
    Tuija machte sich an die Arbeit. Die einzige Stelle, die mir wehtat, war der überdehnte Nacken. Als das Winseln des Bohrers verstummt war und Tuija das Loch füllte, fing sie wieder an zu sprechen.
    «Du kannst also aufhören, mich zu verdächtigen. Natürlich hat sich Johnny bei dir auch schon beklagt, dass seine Frau ihn nicht versteht. Tu ich auch nicht. Ich hab die Nase gestrichen voll von dieser Midlife-Crisis, die er jetzt schon seit fünf Jahren hat. Der Mann kommt so schlecht mit sich selbst zurecht, dass es keine mit ihm aushält. Vielleicht ist er enttäuscht von seinem Leben. Aber ich nicht. Ich mag meine Arbeit und meine Kinder, und mir reicht ein ganz normaler Alltag.
    Johnny sagt, er will Abenteuer erleben. Aber er traut sich nicht, etwas anderes aus seinem Leben zu machen als eine unaufhörliche Kette von Liebesabenteu-ern.»
    Ich ächzte eine Antwort, obwohl das mit all dem Zeug im Mund sinnlos war.
    Und das genoss Tuija wohl. Ich konnte mich nicht entsinnen, dass sie jemals so viel mit mir gesprochen hatte wie heute. Sie spritzte mir den Mund voll Wasser, ich bekam einen Teil in die falsche Kehle und spuckte den Rest auf ihren Gesichtsschutz. Tuija schien das gar nicht mitzubekommen, sondern saugte mir das Wasser aus dem Mund. Vielleicht war Spülen und Absaugen normalerweise Aufgabe der Zahnarzthelferin, denn Tuija stellte sich ziemlich ungeschickt an.
    «Ich will keinen Mann, der immer nur halb da ist, der nur im Haushalt mithilft, wenn ich ihn kommandiere, der es mir überlässt, den Kindern seine ständige Abwesenheit zu erklären. Seit Johnny ausgezogen ist, fühl ich mich viel weniger einsam.» Tuija kippte den Stuhl hoch, und ihr Gesicht verschwand wieder aus meinem Blickfeld.
    «Es kann heute Abend ein bisschen schmerzen, wenn die Betäubung nachlässt. Nimm notfalls eine Schmerztablette. Und zwei Stunden nichts essen und trinken.»
    Als ich aufstand, wandte Tuija mir den Rücken zu, sie wusch sich die Hände.
    Mein Mund schien dreimal so groß wie sonst, es war schwer, ihn zu bewegen.
    «Wenn es deine Absicht war, mich zu überzeugen, dass du

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