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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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solange es nur ging, bis sich der Diensthabende dazwischenschaltete und mitteilte, Koivu habe ein zweites Gespräch.
    Ich versuchte, mich mit Ella zum Essen zu verabreden, war aber fast erleichtert, als ich von der Zentrale der Stadtverwaltung die Auskunft erhielt, Ella wäre den ganzen Tag auf einem Seminar in Kuopio. Also machte ich mit dem Papierkram weiter und holte mir aus dem kleinen Laden nebenan Kartoffelsalat und eine Tüte Salmiaktaler. Ich bin fest davon überzeugt, dass Salmiak eine noch nicht identifizierte Substanz enthält, die die Denkfähigkeit verbessert.
    Als ich gerade auf einem ungewöhnlich zähen Exemplar herumkaute, klopfte es an der Tür, und Direktor Kivinen persönlich trat ein. Heute trug er einen silbrigglänzenden Anzug, seine Krawatte leuchtete so blau wie der Sommer-himmel über dem Turm. Ich schluckte hastig mein Bonbon hinunter, aber es blieb dummerweise im Hals kleben.
    « Darf ich kurz stören ? » Als ich nickte, nahm er unter Ahtisaari Platz. «Ich wollte mich nur dafür bedanken, wie hervorragend ihr die bisherigen Ermittlungen geführt habt. Der Betrieb im Alten Bergwerk ist praktisch gar nicht gestört worden, eher im Gegenteil. Du weißt ja, wie neugierig die Leute sind.»
    Ich nickte.
    «Und ich bin auch froh darüber, dass das Gespräch, das wir im Bergwerksrestaurant geführt haben, ganz offensichtlich unter uns geblieben ist.
    Ich habe damals vergessen zu sagen, dass meine Frau niemals von der Sache erfahren hat. Der Beamte, der sie vernommen hat, Koivu heißt er wohl, war sehr entgegenkommend.»
    « Freut mich zu hören, aber die Ermittlungen leite nicht ich, sondern Hauptkommissar Järvisalo vom Kriminaldezernat.»
    «Vieles hängt trotzdem von den örtlichen Kräften ab. Gewissermaßen als Dankeschön … hättest du Lust, dir irgendwann einmal die Schächte anzusehen?
    Die haben wir ja bei der Eröffnung nicht gezeigt. Und danach darf ich dich vielleicht zum Essen ins Bergwerksrestaurant einladen?»
    « Eigentlich würde ich gern mal an den Rand des Einsturzgebiets gehen. Meritta hat erzählt, da gäbe es beeindruckende Stollen.» Ich dachte an Merittas Bergwerksgemälde. Steckte in ihnen das Motiv für Merittas Ermordung? Würde ich es entdecken, wenn ich zum Einsturzgebiet ging?
    «Zum Einsturzgebiet hat niemand Zutritt, das wäre zu gefährlich. Aber ich will schauen, was sich machen lässt. Passt es dir morgen, vielleicht gegen halb zwölf?
    Ich könnte dich dann selbst führen.»
    Der Form halber sah ich im Terminkalender nach, obwohl ich wusste, dass er leer war. Wir machten den Termin fest, und als Kivinen gegangen war, würgte ich den Salmiaktaler hinunter. Was wollte er eigentlich von mir? Warum war er extra hergekommen, um mir zu erzählen, dass seine Frau nichts von seiner Affäre mit Meritta gewusst hatte ?
    Verdächtigte er seine Frau? Ich dachte an die gelangweilt dreinschauende Gestalt im Marimekko-Kleid und nahm mir vor, Koivus Vernehmungsprotokoll durchzulesen, sobald ich mit dem Stapel auf meinem Schreibtisch fertig war.
    Ich ging die Konkurspapiere der Baufirma Saastamoinen durch. Die Anklageerhebung war ungebührlich lange hinausgezögert worden, warum hatte Jussi die Sache seit über einem Jahr auf seinem Tisch liegen? Um mich besser konzentrieren zu können, kaute ich genüsslich auf einem besonders zähen Bonbon herum. Plötzlich spürte ich ein seltsames Klopfen im linken Backenzahn.
    Verdammt, die Füllung war am Lakritz kleben geblieben!
    Ich hatte Glück: Ein Patient hatte abgesagt, und ich be kam für den gleichen Nachmittag einen Termin bei Tuija Miettinen. Die Zahnarztpraxis lag nur ein paar Häuser vom Polizeirevier entfernt, im gleichen Gebäude, wo sie schon zu meiner Schulzeit gewesen war. Damals stand auf dem Schild allerdings Sorsa und nicht Miettinen.
    Vor Zahnarztbesuchen hatte ich mich nie gefürchtet, wenn ich sie auch nicht unbedingt liebte. Jetzt war ich nervös. Irgendwie kam es mir seltsam vor, als Patientin zu Tuija zu gehen. Ich hatte kaum das Micky-Maus‐Heft von letzter Woche aufgeschlagen, als ich schon hineingebeten wurde.
    Der Zahnarztkittel stand Tuija. Das Weiß ließ ihre blassen Wangen rosiger erscheinen, und das kurze dunkle Haar glänzte stärker als sonst. Die Zahnarzthelferin war um die vierzig und wirkte irgendwie kribblig:
    «Tag, Maria. Sehen wir uns das Loch mal an», sagte Tuija und winkte mich auf den Stuhl. «Wie ist die Füllung denn rausgefallen?»
    «Ich hab einen besonders zähen Salmiaktaler

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