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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Pfütze entfernt.
    « So eilig ist es nie, dass keine Zeit bliebe, einen Graben zu ziehen», belehrte ich Mikko, der auf der Treppe saß und überlegte, ob er sich überhaupt in den Regen wagen sollte. Schließlich sprang er seitlich von der Treppe herunter und verschwand blitzschnell unter der Sauna, wo sich anscheinend ein Maulwurf eingenistet hatte.
    Ich genoss den Anblick, als das trübbraune Wasser durch meinen Graben floss, zuerst langsam, dann immer schneller. Bald füllte es den Graben ganz und sprudelte fröhlich in den Abfluss. Ich sammelte die größten Steine aus dem Graben, und als ich meine Tasche geholt hatte und wieder nach draußen kam, war die Pfütze schon bedeutend kleiner.
    Auf dem Revier erwartete mich Järvis Bericht über die Verhaftungen wegen Trunkenheit am Steuer, um den ich ihn schon letzte Woche, vor dem Mord an Meritta, gebeten hatte. Ich überflog ihn und stellte fest, dass Järvis Berechnungen vorn und hinten nicht stimmten. Bei ihm ergab drei plus zwölf achtzehn und so weiter.
    Ich kommandierte ihn brüllend aus dem Pausenraum.
    «Die ganze Statistik ist verdammt nochmal gespickt voll mit Rechenfehlern! Was stimmt denn nun, die einzelnen Zahlen oder die Summe? Jedenfalls geht keine Rechnung auf.» Die gute Laune, die mir das Graben verschafft hatte, war weg.
    Ich wusste schon im Voraus, dass ich nach dieser Rüge erst recht als nörgelndes Weib verschrien sein würde.
    Järvi sah sich seine Statistiken mit roten Ohren an. Schließlich musste er zugeben, dass mit seinen Additionen etwas nicht stimmte.
    «Mach die Statistik nochmal neu, ich lese inzwischen den Text», versuchte ich einzulenken. «Der Bericht muss spätestens heute ans Dezernat.»
    Järvi machte die Tür betont vorsichtig hinter sich zu, nur um mich zu ärgern. Ich seufzte. Das ständige Ausfüllen von Statistiken war pure, nutzlose Bürokratie, die sich von Jahr zu Jahr zu vermehren schien. Auch die Statistiksoftware, die uns das Dezernat geschickt hatte, war Mist. Vermutlich hatte der Computer den Rechenfehler begangen und nicht Järvi. Trotzdem war es viel leichter, Geld für Computer zu bekommen als für zusätzliche Mitarbeiter.
    Ich hatte gerade seufzend Järvis Bericht durchgelesen, als er wieder in der Tür stand.
    «Du, Maria … » , fing er an, als warte er schon auf den nächsten Anpfiff. «Sie haben von der Plörre angerufen, dass dort … ööh … eine Leiche gefunden worden ist. Liegt mit zerschmettertem Kopf am Teich.»
    «Was zum Teufel… » Ich war schon zur Tür hinaus, bevor Järvi zu Ende gesprochen hatte. «Wo sind Lasarov und Timonen? Lass die Spurensicherung und Koivu alarmieren und schick den Zweier hin. Ich hol schon mal den Wagen.»
    Ich setzte einen von unseren beiden Saab auf den Hof zurück, ohne recht zu sehen, wohin ich fuhr. Järvi rannte mir nach, das Handy in der Hand. Zum Glück waren die Straßen leer.
    «Haben sie gesagt, wer es ist?»
    «Nein. Eine Joggerin hat die Leiche gefunden. Sie ist zum nächsten Haus gelaufen, hat angerufen und ist dann total zusammengebrochen. Timppa hat sie zum Arzt gebracht und will unterwegs mit ihr sprechen. Sie hat nichts weiter herausgebracht, als dass jemand am Teich zu liegen scheint.»
    Järvis Stimme bebte, und ich war ganz sicher, dass sie nicht vor Begeisterung zitterte. Järvi hatte Angst. Er kannte die ganze Stadt, also gehörte sicher auch das Opfer zu seinem Bekanntenkreis …
    Ich fuhr den Saab so nah an den Fundort, wie es nur ging. Unten in der Plörregrube leuchtete der Teich wie dunkelroter Wein. An seinem Rand lag ein eigenartig verkrümmter Mensch. Ich hoffte, dass es nur ein Betrunkener war, der sich vielleicht in den Kopf gesetzt hatte, schwimmen zu gehen. Schon als ich den glitschigen Sandabhang hinablief, wusste ich, dass meine Hoffnung vergeblich war. Die Joggerin hatte vermutlich schon nachgesehen, was mit dem Menschen los war, der da lag.
    Es widerstrebte mir nachzusehen, wer dort unten am weinroten Teich lag.
    Johnny? Ella? Kaisa? Ich zwang mich, näher an das Bündel heranzutreten, in das Gesicht zu sehen, auf die Schläfe, die nur noch eine blutige Masse war. Die Farbe setzte sich im Wasser fort, als hätte das Blut den ganzen Teich rot gefärbt.
    Jaska Korhonen würde nie ein Rockstar werden. Trotzdem würden mindestens die Boulevardzeitungen von seinem Tod Notiz nehmen, vielleicht würde auch der Sound ein paar Zeilen bringen. Jaskas Rockeruniform bot einen tragikomi-schen Anblick, die Lederjacke war vom Regen

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