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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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klar», sagte Vater.
    «Hast du ihm erzählt, dass Mikko zwei Mäuse gefangen hat?»
    «Das hab ich ganz vergessen. Guck dir mal den Blumenstrauß an. Von der Stadtverwaltung.»
    Der Strauß aus weißen Rosen und blauen Iris war schön gebunden, bis auf die gelben Sprenkel erinnerte er an die finnische Fahne. Er hätte sich auch als Grabgesteck geeignet, mit einem passenden Vers aus der Nationalhymne auf der Trauerschleife. Die Vase war zu klein für den Strauß, sie sah aus, als würde sie jeden Moment von dem schmalen Tisch herunterfallen.
    «Apropos Stadtverwaltung, wer wird denn eigentlich Merittas Sitz im Stadtrat erben? Weißt du was darüber?»
    Mein Vater runzelte die Stirn.
    «Die Grünen hatten, glaube ich, nur drei Kandidaten. Meritta hat fast alle Stimmen bekommen, die beiden anderen nur ein paar. Das waren wohl der Math Virtanen und ein Abiturient, der jetzt gar nicht mehr in Arpikylä wohnt, sondern in Helsinki. Math also, nehme ich an.»
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Sitz im Stadtrat ein zureichender Grund für einen Mord wäre, kaum denkbar, dass Matti sich so danach drängte. Aber nun hatte ich noch einen Grund mehr, mit den Virtanens zu reden. Morgen musste es wohl sein, es ließ sich nicht länger hinausschieben.
    Wir warteten noch eine Weile, aber Pena wachte nicht auf. Eine Krankenschwester kam herein und versicherte uns, dass alles in Ordnung sei, auch das Beatmungsgerät könne abgeschaltet werden. Sie sah mich ein bisschen schief an, als ich sie bat, Pena von Mikkos Mäusefang zu erzählen, versprach aber, es zu tun.
    «Pena und Meritta waren mit irgendwas beschäftigt, bevor Pena den ersten Anfall bekam», überlegte mein Vater, als wir zu Eeva nach Rantakylä fuhren.
    «Ich weiß nicht, ob Meritta vielleicht versucht hat, die Sozialdemokraten zu irgendeiner Umweltsache zu überreden, oder was sonst, aber jedenfalls hatten die beiden viel miteinander zu tun. Manchmal haben sie auch zusammen im Kupferkrug gesessen.»
    «Meritta hat im Frühjahr diese Bergwerksserie gemalt, vielleicht wollte sie von Pena etwas über die Arbeit da unten erfahren.»
    «Vielleicht. Ich glaube, Pena hatte sich auch ein bisschen in Meritta verguckt. Das hat ihm bestimmt gutgetan. Pena hatte ja immer etwas Angst vor Frauen, unser ewiger Junggeselle.»
    Ich war immer gut mit Pena ausgekommen, aber Eeva und Helena hatten als Kinder ein wenig Angst vor ihm gehabt. Vielleicht hatte er sie der Kategorie «Frauen» zugeordnet und mich nicht. Immerhin hatte ich es länger ausgehalten, ihm bei der Heuernte zu helfen und mir seine Geschichten anzuhören als die ungefähr gleichaltrigen Söhne meiner Tanten.
    Ich spielte eine Stunde lang mit Saku und seinen Autos, bis er Hunger bekam.
    Während die anderen ihn fütterten ‐ ich hatte den Eindruck, dass sich zu guter Letzt überall Essen befand, außer in Sakus Bauch ‐, versuchte ich, Koivu zu erreichen. Zu Hause meldete sich keiner, und bei der Polizei sagte man mir, er wäre im Krankenhaus, um die Somalis und Skinheads zu vernehmen. Demnach war Anitas Geburtstag vermutlich nicht die reine Freude gewesen. Ich überlegte, ob ich nochmal zum Krankenhaus zurückfahren sollte, aber natürlich durfte ich Koivu nicht bei der Arbeit stören.
    Während ich durch die vom Regen gepeitschten Wälder zurückfuhr, dachte ich an Pena. Ob es mir wohl gelingen würde, Mikko ins Krankenhaus zu schmuggeln? Vielleicht tat es Pena gut, unter seiner gesunden Hand noch einmal das glatte Fell seiner Katze zu spüren. Die Stimme von Bryan Adams, die im Autoradio um Verzeihung flehte, hellte meine bedrückte Stimmung nicht gerade auf. Das kleine Kupferherz hing sonderbar schwer an meinem Ohr. Anttis Herz hatte ich gleich abgeschickt, denn ich wusste, dass ich es mir womöglich anders überlegen würde, wenn ich meiner romantischen Eingebung nicht sofort folgte.
    Ich berührte mein eigenes Kupferherz und erinnerte mich im gleichen Moment, dass ich so eins auch an Merittas Ohr gesehen hatte. Aber einer der beiden Ohrringe war verschwunden. Hatte der Mörder ihn mitgenommen?

Zehn
    Als ich die Zeitung aus dem Briefkasten holte, sah ich, dass der Regen, der die ganze Nacht heruntergeprasselt war, eine riesige Pfütze vor der Treppe hinterlassen hatte. Nach dem Frühstück zog ich mir Gummistiefel an und ging auf den Hof, um zu sehen, ob ich etwas dagegen tun konnte. Ich fing an, mit dem Absatz einen kleinen Graben in den Sand zu ziehen. Der Abfluss auf dem Hof war zehn Meter von der

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