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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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denn das Auto geriet auf den Randstreifen und kam auf dem Schotter ins Schleudern. Ich schwenkte wieder auf die rechte Spur ein und unternahm ein waghalsiges Bremsmanöver.
    Im Rückspiegel sah ich, dass der Volvo im Graben hing. Ich war wütend und er-schrocken : Hoffentlich hatte sich der verdammte Kerl nicht zu Klump gefahren!
    Die Straße war leer, also wendete ich und fuhr zu dem vermaledeiten Wagen zurück.
    Der Volvofahrer hatte Glück gehabt: Die Bremsen hatten funktioniert, und der vom Regen aufgeweichte Schotter hatte den abrupten Halt gemildert. Der Typ hing im Sicherheitsgurt, eine Beule am Kopf, und fluchte. Als ich die Tür auf der Fahrerseite öffnete, schlug mir der Gestank von billigem Kognak entgegen.
    «Du verdammte Nutte, was soll die Raserei?»
    «Ich bin Polizistin. Haben Sie die Sirene nicht gehört? Sie sind offenbar betrunken.»
    «Quatsch keinen Scheiß, du bist keine Polizistin.» Der Kerl musterte wütend meine wirren Haare, meine Turnschuhe und meine Jeansjacke. Plötzlich schoss seine rechte Faust auf mein Gesicht zu, aber ich fing sie mühelos ab.
    Mindestens anderthalb Promille, schätzte ich. Ich zeigte dem Mann meinen Dienstausweis, der ihn erst mal zum Verstummen brachte. Trotzdem hoffte ich, dass die Jungs bald kämen.
    Ein weißer Mazda stoppte, der Fahrer stieg aus und fragte, ob er helfen könne.
    Von den Rücksitzen spähten neugierige Kinder. Der Mann sah leicht enttäuscht aus, als er hörte, dass der Streifenwagen schon unterwegs war.
    Als der Mazda verschwunden war, fing der Raser an zu schwadronieren.
    «Natürlich kenn ich dich, ich hab nur Spaß gemacht. Du bist doch die Älteste von Toivo Kallio. Ich bin Veikko Holopainen. Dein Onkel sitzt mit mir in der Stadtverordnetenversammlung. Ein guter Mann, dein Onkel, auch wenn er in der falschen Partei ist. Hör mal… ich hab ein bisschen gefeiert, aber ich hätte es schon geschafft, nach Hause zu fahren, wenn du mich nicht mit deiner Sirene durcheinandergebracht hättest.»
    «Warten wir erst mal ab, was beim Pusten herauskommt.»
    «Fällt mir gar nicht ein, hier aufs Pusteröhrchen zu warten ! » Holopainen startete, aber so sehr er auch aufs Gas trat und mit der Kupplung schaukelte, der Volvo steckte fest.
    «Hör mal, Mädchen, du kriegst ʹnen halben Riesen, wenn du mir hier raushilfst.
    Setz dich ans Steuer, ich schiebe.»
    Der Streifenwagen kam gerade zur rechten Zeit, diesmal hatten die Jungs die Sirene nicht eingeschaltet. Timonen und Hopponen, der wieder mal Überstunden schob, erledigten routiniert den Alkoholtest. Das Gerät zeigte eins Komma sechs Promille.
    «Dann wollen wir mal zur Blutprobe. Herr Holopainen wird wohl seinen Führerschein wieder mal bei uns deponieren müssen», meinte Timonen.
    «Hört mal, Jungs, die Tussi hat mich von der Straße abgedrängt, ohne sie wäre überhaupt nichts passiert. Ich kann sogar im Schlaf nach Hause fahren. Immerhin bin ich Stadtverordneter, ihr seid euren Job los, wenn ihr mich anrührt.»
    Und so weiter. Prahlereien und Drohungen. Diese «Ihr wisst wohl nicht, wer ich bin »‐Typen hatte ich immer schon gehasst. Holopainen wurde mir mehr und mehr zuwider.
    Ich gab Timonen einen Bericht über die Ereignisse, während Hopponen versuchte, Holopainen zum freiwilligen Umstieg in den Streifenwagen zu überreden. Timonen hörte mir mal grinsend, mal kopfschüttelnd zu.
    «Wir haben seinen Führerschein vorigen Sommer schon mal eingezogen. Da hat er verlangt, dass die Stadt seine Taxifahrten zu den Ratssitzungen zahlt, weil den Fahrkünsten seiner Frau angeblich nicht zu trauen ist. An der nächsten Kreuzung geht die Zufahrt zu seinem Haus ab, er hat einen großen Hof. Fast hundert Milchkühe. Er hat die miese Angewohnheit, in solchen Situationen mit Geld zu wedeln.»
    «Mir hat er auch fünfhundert geboten, wenn ich ihm aus dem Graben helfe.»
    «Erzähl hier keine Märchen, verdammtes Hittchen, dafür hast du keine Zeugen!», brüllte Holopainen vom Rücksitz des Streifenwagens. Hopponen hob die Hand wie zum Schlag.
    «Hessu, nicht!», schrie Timonen, und Hopponen ließ die Hand sinken. Er murmelte: «Das nehmen wir ins Protokoll auf, dann kommt noch eine Anklage wegen Beleidigung der Ortspolizeidirektorin dazu.» Ich fand den Vorfall beinah amüsant. Vielleicht wurde ich doch endlich in die Männerriege des Polizeireviers aufgenommen. Als ich zu meinem Auto ging, um nach Hause zu fahren, hörte ich noch, wie Holopainen sich lauthals um seinen Wagen sorgte, er meinte,

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