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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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bestimmt würde er über Nacht von den Russen geklaut.
    Als ich einen Kilometer gefahren war, merkte ich, dass ich zitterte. Dabei war die Jagd auf betrunkene Bauern doch genau das, was ich mir unter meiner Arbeit in Arpikylä vorgestellt hatte. Aber auch das ging offensichtlich nur unter Einsatz meines Lebens. Meine Hände zitterten so stark, dass ich anhalten musste, um mich zu beruhigen. Es kam mir so seltsam vor, dass ich noch lebte und Jaska nicht. Ich stieg aus und ließ mich vom Regen durchnässen. Wenn ich doch heute Nacht nicht allein wäre! Ich hätte gern mit Antti geschlafen, ganz stark gespürt, dass ich noch am Leben war…
    Als ich es endlich nach Kuusikangas geschafft hatte, erwartete mich Mikko an der Tür. Ich nahm ihn auf den Arm, rieb mein Gesicht an seinem warmen Fell.
    Mikko fing an zu schnurren.
    Obwohl erst Donnerstag war, ging ich an Penas Barschrank und goss mir einen ungefähr dreifachen Whisky in eine Teetasse. Mikko konnte den Geruch nicht leiden und sprang mir vom Arm. Als ich die Hälfte getrunken hatte, ging ich ins Schlafzimmer und zog das Nachthemd an. Das Gesicht, das mir aus dem Spiegel auf der Kommode entgegenblickte, war bekümmert und zerfurcht, die drei grauen Strähnen an der Schläfe waren nicht zu übersehen. Ich goss mir noch etwas Whisky ein, holte Anttis alte Briefe aus der Schublade und verkroch mich ins Bett, um sie zu lesen. Nach einer Weile sprang der gute, alte Mikko aufs Fußende. Als ich alle Briefe gelesen hatte, legte ich sie unters Kissen und nahm Mikko in den Arm wie einen Teddybären. Aber das half nur ein ganz kleines bisschen.

Dreizehn
    Ich hatte Kopfschmerzen. Wir saßen im Pausenraum der Polizeistation, wo uns Järvisalo seine derzeitige Auffassung über die Morde an Jaska und Meritta erläuterte. Viel gab es da allerdings nicht zu erläutern, denn er hatte nach wie vor keine genaue Vorstellung davon, wer dahintersteckte. Er tippte auf Kivinen oder Johnny. Unser Ortspolizist Järvi hatte von dem Verhältnis zwischen Meritta und Kivinen gewusst; er berichtete, dass man auch im Ort darüber gesprochen hatte.
    Ich überlegte immer noch, ob Barbro Kivinen wirklich völlig ahnungslos gewesen sein konnte. Järvisalo sagte, er würde selbst mit Kivinen sprechen.
    «Hoffentlich ist es nicht Kivinen, wer weiß, was dann aus dem Alten Bergwerk würde», meinte Antikainen besorgt.
    «Die Arbeitsplätze sind doch nicht an Kivinen gebunden, seine Frau kann ja die Leitung übernehmen. Sie hält mindestens die Hälfte der Aktien des Alten Bergwerks», schnaubte Järvisalo. « Sollten wir vielleicht auch mit ihr sprechen?
    Falls sie doch von der Affäre ihres Mannes mit der Flöjt wusste?» Wieder fiel der bittende Blick des Kripokommissars auf mich. «Wenn du, Koivu … Und könnte Maria mitgehen?»
    «Ich hatte eigentlich schon was anderes … Na gut, ich erkundige mich, ob Frau Kivinen zu Hause ist.» Die Neugier behielt die Oberhand, obwohl ich mich über Järvisalos Rumkommandieren ärgerte.
    Von Kivinens Sekretärin erfuhr ich, dass Barbro Kivinen mit der Mittagsmaschine aus Helsinki zurückerwartet wurde. Ich bat sie, für halb zwei einen Termin mit ihr zu vereinbaren.
    Koivu fuhr mit Järvisalo los, um Seppo Kivinen zu vernehmen, und ich vertiefte mich in meine Akten. Die Büroangestellte legte mir einen neuen Stapel Personalausweise und Führerscheine zur Unterschrift vor. Die waren inzwischen längst nicht mehr so leicht zu fälschen wie früher. Jaska, ich und ein paar andere hatten uns in der ersten Klasse der Oberstufe falsche Papiere verschafft, indem wir uns von älteren Freunden, die schon den Führerschein hatten und sich damit ausweisen konnten, die quasi überflüssig gewordenen Personalausweise geben ließen, mit einer Rasierklinge das Foto abtrennten, unser eigenes draufklebten und mit dem Stempel des Sportvereins versahen, der als Stempel der Polizeibehörde durchgehen konnte. Ein Stück Klarsichtfolie drauf, und schon wurden wir in den Kneipen in Joensuu und Kuopio eingelassen. Erst auf der Polizeischule hatte ich erfahren, dass es sich bei unserem kleinen Trick um schwere Urkundenfälschung handelte, die mich sowohl die Aufnahme in die Polizeischule hätte kosten können als auch das Recht, Richterin oder Rechtsanwältin zu werden. Damals hatte ich vor lauter Panik meine falschen Papiere verbrannt. Das war nicht meine einzige Gesetzesübertretung, ich hatte mir im Lauf meines Lebens verschiedenes andere zuschulden kommen lassen: Ich war zu schnell

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