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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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das denn nicht eher gesagt? » Ich vergaß nicht nur zu flüstern, sondern brüllte so laut, dass sich die halbe Kantine zu uns umdrehte.
    «Immerhin ist er der Vater meiner Kinder!» Tuija flüsterte immer noch.
    «Außerdem war er nicht der Einzige, den ich gesehen habe. Kurz vorher war Ella Virtanen in der entgegengesetzten Richtung vorbeigegangen. Ich glaub nicht, dass die beiden sich bemerkt haben.»
    Na großartig! Am besten schickte ich Tuija gleich zu Järvisalo, der würde sicher sofort die Fahndung nach Johnny einleiten. Johnny und Ella hatten also beide gelogen. Aber sagte Tuija die ganze Wahrheit?
    «Und du ? Hast du dich schlafen gelegt? Oder bist du auch zum Bergwerkshügel gegangen?»
    «Das hättest du wohl gern!» Tuija sprach immer noch leise, aber jetzt voller Wut.
    «Tut mir leid, Maria, ich bin schlafen gegangen. Ich mach mir nicht mehr so viel aus dem Kerl, dass ich seinetwegen jemanden umbringen würde.» Sie stand auf und nahm ihr Tablett mit zum Rückgabeband.
    «Du musst das alles Kommissar Järvisalo erzählen! » , rief ich ihr nach.
    Gedankenverloren schlang ich den Rest des Bauernfrühstücks hinunter, auf das ich viel zu reichlich Chilisoße geträufelt hatte. Das hast du nun davon, Maria! Kehr du nur in deine Heimatstadt zurück, triff deinen Jugendschwarm wieder und verhafte ihn wegen zwei Morden, von denen du einen vielleicht hättest verhindern können.
    Ich war nahe daran, einen Abstecher ins Alkoholgeschäft zu machen und eine neue Flasche Whisky zu erstehen.
    Das tat ich dann aber doch nicht, sondern ging zurück aufs Revier. Koivu saß im Pausenraum und aß ein Mikrowellengericht, das sich als Pizza ausgab.
    «Habt ihr bei Kivinen nichts zu essen gekriegt?»
    «Der war sauer, weil die Polizei in seinem Privatleben rumwühlt. Er hat uns versichert, dass sein Verhältnis mit Meritta in beidseitigem Einverständnis und ohne Verbitterung beendet worden ist. Seine Frau weiß angeblich nichts von der ganzen Sache. Aber Kivinen hat für die beiden Nächte kein Alibi. Sie schlafen getrennt, und letzten Freitag schlief seine Frau schon, als er vom Alten Bergwerk kam. Viel war aus Kivinen nicht rauszukriegen. Järvisalo war ziemlich zahm, er hat den hohen Herrn mit Glacehandschuhen angefasst.»
    «Ist der Järvisalo denn so ein Arschkriecher?»
    «Verglichen mit unserem ehemaligen Chef in Helsinki hält es sich bei ihm noch in Grenzen. Aber Schiss vor Höhergestellten hat er schon. Der Gouverneur hat ihn offenbar angewiesen, in dieser Somaligeschichte vorsichtig vorzugehen.
    Manche sähen es gern, dass das Flüchtlingsheim aus Joensuu verschwindet.
    Dabei haben sie nicht mal Angst vor den Somalis, sondern davor, dass das Heim eines Tages bis an den Rand mit russischen Mafiosi gefüllt ist, die was viel Schlimmeres tun, als mit dem Messer rumzufuchteln.»
    «Ach ja, ich hatte ganz vergessen, wie tief hier an der Grenze die Furcht vor den Russen sitzt. Müssen wir den Kivinen jetzt supersanft behandeln?»
    «Für Järvisalo ist Seppo Kivinen ein Nationalheld, weil er Arbeitsplätze schafft.»
    In Koivus Stimme lag wieder diese Bitterkeit, die ich an ihm nicht kannte. Wo hatte er wohl die letzte Nacht verbracht?
    «Ihr habt Kivinen doch nicht etwa gesagt, dass wir Barbro vernehmen wollen?»
    «Also, dazu brauchen wir ja nun wirklich keine Genehmigung vom Ehemann», schnaubte Koivu. «Scheiße, das Zeug ist ungenießbar! » Er warf den Rest der Pizza in den Mülleimer.
    Järvisalo steckte den Kopf zur Tür herein und sagte, er fahre zurück nach Joensuu. Der Mann verbrachte sicher die Hälfte der Arbeitszeit in seinem bequemen Dienstwagen. Hoffentlich fuhr er wenigstens gern Auto. Ich erzählte ihm Tuijas Geschichte, von der er offenbar nur den Johnny betreffenden Teil registrierte. Er war bereit, Haftbefehl gegen Johnny zu erlassen. Ich merkte, dass meine Beine zu zittern begannen, als er das sagte. Das Zittern griff auch auf die Hände über, aber meine Stimme blieb fest, als wir uns über die Untersuchung der Faserproben in den beiden Mordfällen unterhielten.
    Järvisalo verschwand, nachdem er Koivu beauftragt hatte, heute Abend noch den Bericht über die Messerstecherei im Krankenhaus zu schreiben. Ich sah Koivu an, dass ihn die Sache ankotzte.
    «Ich war letzte Nacht im Kimmeli. Ich dachte mir, wenn ich schon ins Hotel muss, nehm ich gleich das feudalste. Eigentlich hatte ich vor, die Minibar leer zu trinken, aber mir ist die Lust vergangen, als ich die Preise gesehen hab. Fünfzehn

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