Kupfervenus
wurden.
Petronius war mein bester Freund, deshalb verstand es sich von selbst, daß ich ihm von Helenas Einzug bei mir erzählte. Um dummen Witzen vorzubeugen, mußte ich natürlich auch erwähnen, daß es sich einstweilen nur um ein Abkommen auf Widerruf handelte. Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Ihr seid mir schon zwei! Könnt nie den einfachen Weg gehen, was?«
» Gibt es denn einen einfachen Weg für einen Plebejer, der die Tochter eines Senators aus ihrem Nest locken will?«
»Keiner außer dir würde so etwas versuchen!«
Als nächstes wollte er mir für den gestrigen Abend danken, doch ich fiel ihm ins Wort. »Es war mir ein Vergnügen, außerdem schuldete ich dir und Silvia längst schon eine Einladung … Sag mal, Petro, was hört man denn heutzutage so über die Immobiliengeschäfte der Hochfinanz?«
»Nichts Ungewöhnliches – wo man hinschaut Schwindel, Gaunereien und Schikanen gegen die wehrlosen Mieter. Bist du da etwa in ein Wespennest getreten?«
»Schon möglich. Ist dir mal ein Schwarm von Immobilienhaien namens Hortensii untergekommen?« Petro schüttelte den Kopf. »Und Appius Priscillus, hast du von dem schon gehört?«
»Na, und ob! Wenn du vorhast, Priscillus zu besuchen, setzt du dir am besten vorher ’nen Nasenklemmer auf.« Ich hob fragend die Brauen. »Alles, was der Kerl anfaßt, stinkt!«
»Und gibt’s irgendwo ein besonders penetrantes Jauchefaß?«
»Ich selbst bin dem Mann nie begegnet, aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß die Hälfte der Ladenbesitzer an der Via Ostiensis ihren Kopf in einem Zuber verstecken, wenn bloß sein Name fällt. Falls du Material über ihn brauchst, kann ich mich gern mal umhören.«
»Das wär riesig nett von dir …«
»Du versuchst da, einen mächtig Großen festzunageln, Falco!« warnte Petro bedächtig. Größe an sich – oder auch Größe als Maßstab für gesellschaftlichen Rang – hatte Petronius noch nie einschüchtern können; er wollte mir wohl zu verstehen geben, daß der Mann gefährlich sei.
Zu Hause fand ich ein mustergültiges Faktotum vor, das sich angelegentlich in eine Gedichtrolle vertieft hatte.
Sie war in den Thermen gewesen; der zarte, erregende Duft eines Parfums erfüllte die ganze Wohnung, was mir gar nicht recht war – oder doch? Sie bedachte mich mit einem flüchtigen, spöttischen Lächeln, als ob ich sechs Beine und einen Schnabel im Gesicht hätte, und fuhr dann unverfroren fort, während der Bürozeit ihren poetischen Neigungen zu frönen.
Ich fragte in winselndem Ton: »Wohnt hier ein gewisser Falco?«
»Ab und an.« Sie dachte nicht daran, ihren wohlfrisierten Kopf von der Schriftrolle zu heben.
»Können Sie ihm etwas ausrichten?«
»Wenn mir danach ist.«
»Es geht bloß darum, daß ich vielleicht einen Job für ihn habe – falls er nicht zu wählerisch ist.«
»Da brauchen Sie bei Falco keine Angst zu haben!« Sie lachte bitter.
»Wie hoch ist denn sein Honorar?« Endlich blickte sie doch von ihrer Lektüre auf. »Nein, sag’s ihnen ja nicht, Spatz! Die richtige Antwort lautet: So, wie Sie aussehen, können Sie sich Falco eh nicht leisten. «
»Wieso? Ich kann den Klienten auch eine konkrete Antwort geben. Ich weiß ja, was du mir berechnet hast …«
»Du bist eine schöne Frau, und ich wollte bei dir Eindruck schinden. Da hab ich dir einen Sonderpreis gemacht.«
»Du meinst wohl, einen besonders teuren!« Während dieser jovialen Frotzelei sandte ich unentwegt wollüstige Signale aus. Helena fing prompt an, sich zu verhaspeln. »Mach ich das soweit richtig?« fragte sie.
»Du kannst ruhig etwas weniger freundlich sein. Klienten machen bloß Ärger, warum sie also noch ermuntern?«
»Was strampelt denn da in dem Sack?«
Ich knüpfte den Strick auf, und Chloe kam zornig herausgehopst. » Steh nicht so dumm da, Weib « , krächzte sie, » hol mir lieber ’nen Schnaps! «
Helena war empört. »Didius Falco, wenn du Geschenke mit heimbringen willst, meinetwegen – aber ich verbitte mir Vögel, die freche Antworten geben!«
»Ich wollte dich doch nicht kränken! Nein, Liebes, ich habe eine Aufgabe für dich. Ich glaube nämlich, diese gefiederte Kodderschnauze kann uns auf die Sprünge helfen. Es ist übrigens ein Weibchen; Chloe heißt sie. Ein Körnerfresser, soviel ich verstanden habe. Als Zeugin gehört sie zu der durchtriebenen Sorte und ist im übrigen absolut unzuverlässig. Am besten, du steckst sie in ein Zimmer mit geschlossenen Fensterläden, damit sie nicht
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