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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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womöglich die Biege macht, bevor sie geplaudert hat. Ich besorg dir eine Tafel – dann brauchst du bloß mitzuschreiben, was sie sagt.«
    »Was für eine Art Hinweis suchen wir denn?« Der Papagei bot drei Worte an, denen man sonst fast nur an den Wänden von Wirtshauslatrinen begegnet. »Es wird mir ein Vergnügen sein!« knurrte Helena.
    »Tausend Dank, Geliebte! Ach, wenn du den Makler siehst – Cossus heißt der Knabe –, dann bitte ihn doch, sich mal diesen Riß in der Flurwand anzusehen, ja?«
    »Ich kann ihm ja sagen, du wolltest eigens an diese Wand für tausend Sesterzen ein Fresko von Bellerophon und Pegasus malen lassen.«
    »Das überzeugt ihn bestimmt! Sonst noch Fragen, o holdes Weib?«
    »Bleiben der Herr zum Mittagessen?«
    »Bedaure, keine Zeit.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »An verschiedene Türen klopfen.«
    »Und wer sorgt fürs Abendbrot?« Eine Frau mit praktischem Verstand.
    Ich warf ein paar Münzen in eine Schale. »Du kaufst ein, ich koche, und aufessen tun wir’s gemeinsam, während wir meinen Tag durchsprechen.«
    Ich gab ihr einen keuschen Abschiedskuß, der sie ungerührt ließ, auf mich aber eine verstörende Wirkung hatte.
XLVII
    Das Haus von Appius Priscillus entpuppte sich als düstere Festung auf dem Esquilin. Der Mann war also ein Nachbar des Prätors Corvinus, der auch in dieser vormals berüchtigten Seuchenbrutstätte residierte. Neuerdings grassierte hier freilich eine ganz andere Pest: Die Reichen waren eingefallen!
    Die Villa stank förmlich vor Geld, obgleich der Besitzer sein Vermögen anders zur Schau stellte als etwa die Hortensii mit ihrer protzigen Innenarchitektur und ihren wahllos angehäuften Kunstschätzen. Priscillus betonte den Wert seiner Besitztümer durch die umfangreichen Vorkehrungen, mit denen er sie sicherte. So gab es beispielsweise weder Balkone noch Pergolen, die einem Dieb das Eindringen hätten erleichtern können, und die wenigen Fenster im Oberstock waren fest vergittert. Eine private Wachmannschaft saß in einer Art Bunker und vertrieb sich die Zeit mit Brettspielen. Ihr Wachlokal befand sich gleich am Beginn der Straße, über deren ganze Länge sich die Trutzburg dieses Großmeisters des Grundstücksmarktes erstreckte. Die Außenmauern waren schwarz gestrichen: ein zarter Hinweis auf den Charakter der Bewohner.
    Zwei weiße Augäpfel, die einem hünenhaften Schwarzafrikaner gehörten, blitzten hinter dem Sprechgitter in einer besonders stabilen schwarzen Eingangstür. Ich bestand die Gesichtskontrolle und wurde eingelassen, aber dann spulte der Zerberus die Formalitäten mit affenartiger Geschwindigkeit ab, damit der Besucher sich nur ja nicht zu sehr mit dem Grundriß der Festung vertraut machen konnte. In der Eingangshalle lagerten ein Paar britannische Jagdhunde (angekettet), die nur um einen Bruchteil freundlicher waren als die ledergewandeten Leibwächter. Ich zählte mindestens fünf, die auf dem Gelände patrouillierten, den funkelnden Dolch auffallend im handgewebten Gürtel plaziert.
    Ich wurde in ein Nebenzimmer abgeschoben. Doch bevor ich vor lauter Langeweile darauf verfallen konnte, meinen Namen auf der Tapete zu verewigen, erschien ein Sekretär, der deutlich Anstalten machte, mich dahin zurückzuschicken, wo ich hergekommen war.
    »Dürfte ich Appius Priscillus sprechen?«
    »Nein. Priscillus empfängt Bittsteller zwar am Vormittag, aber da führen wir eine Liste. Wenn Sie nicht auf der Liste stehen, können Sie auch nicht mit einem Almosen rechnen. Falls Sie als Mieter kommen, wenden Sie sich an den zuständigen Sachbearbeiter. Wenn Sie ein Darlehen wollen, gehen Sie zum Kreditreferenten …«
    »Und wo finde ich den persönlichen Referenten von Priscillus?«
    Er zögerte. Sein Blick sagte mir, Informationen dieser Art stünden sehr hoch im Kurs. »Das könnte unter Umständen ich sein.«
    »Die Information, die ich brauche, ist besonders delikat. Vielleicht würde Priscillus sie mir lieber selbst geben.«
    »Er ist nicht der Typ für heikle Themen«, sagte sein Adlatus.
    Für sein Sekretariat hatte Priscillus offenbar nicht viel springen lassen; mein Gegenüber jedenfalls war kein gebildeter Grieche, der fünf Sprachen beherrschte. Er hatte vielmehr die langweiligen Züge eines Nordeuropäers, und das einzige, was ihn als Schreiber auswies, waren die Rohrfeder mit der geborstenen Spitze in seiner braunen Stoffschärpe und das über und über mit Tinte bekleckste Gewand.
    »Ich heiße Didius Falco.« Er hatte mich nicht nach

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