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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit der Trägheit der Herren Spekulanten.« Petro hatte anscheinend nicht viel Mitleid mit den Geschröpften. Er selbst gehörte wie ich zu den Leuten, die sich noch die Mühe machten, sich gründlich zu informieren. »Erfahren habe ich das alles von einem syrischen Finanzier. Normalerweise schüttelt der bloß seine fettigen Ringellöckchen und läßt sich kein Wort aus der Nase ziehen, aber dieser Priscillus treibt sein Spielchen so unverfroren, daß alle auf dem Forum ihm gern ein Bein stellen würden. Und über die Hortensii hat mein Kontaktmann mich aus reiner Gehässigkeit aufgeklärt, weil er neidisch ist auf deren erfolgreiche Gaunerei mit diesen Mehrfachdarlehen. Von den berufsmäßigen Geldverleihern läßt sich natürlich keiner auf einen solchen Kuhhandel ein – aber auf dem freien Markt gibt es immer wieder Trottel, die sich von schlauen Sprüchen über raschen Profit und hohe Zinsen blenden lassen. Die Stammhändler an der Börse beklagen sich, daß die Hortensii ihnen das Geschäft verderben, und Priscillus macht mit seinen brutalen Methoden die ganze Grauzone nervös.«
    »Und was würde passieren, wenn beide Imperien sich zusammentun?«
    Petro zog eine Grimasse, als hätte er Zahnweh. »Davor zittern ja alle.«
    Ich überlegte. Nun bekam ich allmählich eine Vorstellung davon, wo die Hortensii und Priscillus überall ihre Finger drin hatten. Eigentlich müßten von dem großen Kuchen alle Beteiligten satt werden – aber natürlich durfte man den Konkurrenzneid nicht vergessen, der jede Seite anspornte, immer noch mehr Profit zu machen als die andere. Die Armen lernen, sich nach der Decke zu strecken; die Reichen sind es, die den Hals nie voll kriegen.
    »Danke, Petro, das hat mir sehr geholfen. Sonst noch was?«
    »Höchstens, daß mein Gewährsmann meinte, wenn du dich mit Appius Priscillus anlegen willst, sollte ich dich fragen, wo du dein Testament deponiert hast.«
    »Mama weiß Bescheid«, gab ich kurz angebunden zurück.
    Er musterte mich gleichmütig. »Ich empfehle dir, einen Lederpanzer unter deiner Tunika zu tragen und einen Dolch in den Stiefel zu stecken. Wenn du Ärger kriegst, komm zu mir.«
    Ich nickte. Er ging wieder auf seinen Posten; ich blieb sitzen und trank meinen Wein aus.
    Ich würde nicht sagen, daß ich Angst hatte – aber sämtliche Härchen an meinem Körper standen in Habachtstellung.
     
    Um eine Gänsehaut mit einer anderen zu vertreiben, ging ich zu Severina.
    »Ich komme, wie versprochen, zum Rapport.«
    »Wie geht’s meinem Papagei?«
    »Nach dem, was ich so hörte, scheint Chloe sich häuslich einzurichten …« Ich beschrieb ihr, was der Vogel schon alles kaputt gemacht hatte, vermied dabei aber geflissentlich, sie darüber aufzuklären, daß es meine Wohnung war, aus der langsam Kleinholz gemacht wurde.
    »Was haben Sie denn erwartet?« wehrte sich die Kupfervenus gereizt. »Chloe ist halt ein sensibles Mädchen. Sie müssen sie behutsam und allmählich an eine neue Wohnung gewöhnen!« Ich lächelte, dachte dabei aber nicht an Chloe, sondern an Helena Justina, die so lange gezögert hatte, ehe sie sich bereitfand, ihr Zelt an meinem Wasserloch aufzuschlagen. »Was grinsen Sie denn so, Falco?«
    »Vielleicht muß ich das Vögelchen an einer Stange festketten.«
    »Nein, bloß nicht! Wenn sie zu fliegen versucht, hängt sie dann womöglich hilflos zappelnd in der Luft!«
    »Und ich dachte, Sie wollten den Vogel unbedingt los sein?«
    »Das stimmt ja auch«, erklärte Severina. »Chloe war ein Geschenk von Grittius Fronto, und diesen unangenehmen Menschen möchte ich so schnell wie möglich vergessen.«
    »Sie können ganz beruhigt sein! Ich habe Ihren Federwisch bei einer sehr tierlieben Person untergebracht, und ein Käfig ist auch schon da. Aber jetzt möchte ich mit Ihnen über richtige Raubvögel sprechen. Also setzen Sie sich hin, behalten Sie einen klaren Kopf, und kommen Sie mir ja nicht wieder mit dieser ›Ich bin doch nur ein ahnungsloses Frauenzimmer‹-Masche!« Ehe sie etwas einwenden konnte, schilderte ich in knappen Sätzen, was ich über Priscillus in Erfahrung gebracht hatte. »Das paßt zwar alles zu Ihrer Geschichte, beweist sie deshalb aber noch lange nicht. Erzählen Sie mir doch mal, was Sie über das Verhältnis zwischen Priscillus und Ihren Freunden vom Pincio wissen. Sie erwähnten neulich einen Streit, der durch das Bankett beigelegt werden sollte. Was war denn der Auslöser für dieses Zerwürfnis? Haben die Hortensii mit ihrem

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