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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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waren.
    »Marcus …«, begann sie ungehalten.
    »Wenn du rausgehst, frag einfach, wer sie geschickt hat.«
    »Du weißt es?«
    »Petronius. Er hat uns mit einer Leibwache ausgestattet, die keiner übersehen kann.«
    »Wenn Petronius das für nötig hält, wird mir erst recht bange!« Wir sahen uns an. Helena fand offenbar, daß es sinnlos sei, jetzt Streit anzufangen. »Hab ich auch die richtigen Fragen gestellt?«
    »Du stellst immer die richtigen Fragen!«
    »Diese Kuchen sind wichtig, Marcus, das weiß ich einfach. Gebäckstücke kann man ja ohne weiteres einzeln vergiften. Aber dann sicherzugehen, daß das Opfer den richtigen Kuchen erwischt … Ich dachte, es müsse dieses besondere Törtchen gewesen sein.«
    »Ich weiß, daß du das dachtest.« Ich lächelte sie an.
    »Aber das wäre doch die Lösung gewesen, Marcus! Hortensius Novus war der Gastgeber. Ich wette, in so einem ordinären Haus wird der Gastgeber als erster bedient; und bei Novus konnte man sicher sein, daß er sich das Beste rauspicken würde!«
    Ich lächelte wieder. »Und doch hat Severina das Törtchen vom Tablett genommen!«
    »Das ist absolut rätselhaft.«
    »Nicht unbedingt. Es könnte bedeuten, daß Severina unschuldig ist. Vielleicht ging sie tatsächlich, obgleich sie sich nicht wohl fühlte, auf den Pincio, weil ihr klar war, daß dieses Bankett für ihren Liebsten gefährlich werden könnte. Vielleicht wollte sie wirklich nur nachsehen, ob eine der Speisen verdächtig war.«
    »Ist das ihre Version, ja?« Tatsächlich war das ausnahmsweise eine Lesart, die Severina mir noch nicht aufgedrängt hatte. »Könnte sein«, unkte Helena, »daß Severina es darauf anlegt, dich genau das glauben zu machen. Meinst du, Viridovix hat gewußt, daß sie nur in die Küche kam, um aufzupassen, ob jemand an seinen Gerichten herumdoktert?«
    »Viridovix war nicht dumm.«
    Helena grollte. »Vielleicht solltest du über die Geschichte mit dem Törtchen stolpern. Das könnte doch ein raffiniertes Ablenkungsmanöver gewesen sein – und in Wirklichkeit war das Gift ganz woanders drin …«
    »Natürlich war es in was anderem!« Wir schwiegen beide. »Wenn Novus bei dem Bankett vergiftet wurde«, sagte ich, »könnte das bedeuten, daß Priscillus aus dem Schneider ist. Schließlich konnte er seinen Erzrivalen nicht gut in dessen eigenem Haus um die Ecke bringen.«
    »Aber hätte Priscillus nicht einen der Sklaven bei den Hortensii bestechen können?«
    »Riskant. Auf die Sklaven fällt der Verdacht immer zuerst. Da müßte die Bestechungssumme schon gepfeffert sein – und das ist doppelt riskant, denn ein Sklave mit zuviel Geld in der Tasche macht sich verdächtig.«
    »Nicht, wenn dieser Sklave Viridovix hieß und jetzt tot ist!«
    »Ich weigere mich, zu glauben, daß es der Koch gewesen ist!«
    »Na schön, du hast den Mann gekannt, ich nicht.« Sie merkte, daß ich zu erschöpft war, um unser Ratespiel fortzusetzen. »Sind wir nun eigentlich weitergekommen?« fragte sie, während sie mir die Bettdecke glattstrich.
    Zärtlich legte ich einen zerkratzten Finger an ihre Wange. »Oh, ich denke schon!« sagte ich und grinste sie lüstern an.
    Helena schob meinen Arm zurück unter die Decke. »Es ist Zeit, daß ich den Papagei füttere; schlaf jetzt!«
    »Der Papagei ist alt genug und kann sich selber füttern.«
    Sie blieb ruhig neben mir sitzen.
    »Du hörst dich schon wieder besser an; daß du so lange sprechen kannst, ist ein gutes Zeichen.«
    »Ach, sprechen kann ich; ich kann mich bloß nicht rühren.« Sie hatte etwas auf dem Herzen. »Was ist los, Hexlein?«
    »Nichts.«
    »Aber – ich kenn dich doch!«
    »Marcus, wie hältst du eigentlich die Schmerzen aus?«
    »Also, während sie einen zusammenschlagen, ist man selbst so beschäftigt, daß man noch gar nicht richtig spürt, wie’s weh tut. Und hinterher muß man eben einfach die Zähne zusammenbeißen …« Ich sah sie prüfend an. Manchmal ging Helena in ihrer zähen Entschlossenheit, mit allem ganz allein fertig zu werden, so weit, daß sie sich abkapselte. Für die meisten war es dann sehr schwer, an sie heranzukommen, aber mir hatte sie sich auch in solchen Phasen schon anvertraut. »Liebes … als du das Baby verloren hast – das hat sehr weg getan, nicht wahr?«
    »Mmm.« Trotz der einsilbigen Antwort war sie bereit zu reden. Eine solche Gelegenheit bot sich vielleicht nie wieder.
    »Hast du deshalb Angst vor einer zweiten Schwangerschaft?«
    »Ich habe vor allem und jedem Angst, Marcus.

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