Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
hatte eine seltsame Art, die Ironie des Schicksals zu übersehen.
    »Nun mal ganz ruhig«, beschwichtigte ich. »Die beiden Immobilienhaie hatten sich schon den Krieg erklärt, lange bevor Sie in dem Spiel mitmischten. Und seit ich selbst zur Zielscheibe von Priscillus’ Zorn geworden bin, denke ich, daß Hortensius Novus so oder so im Hades gelandet wäre, ganz gleich, was Sie getan haben oder nicht.«
    »Ja glauben Sie denn, es war Priscillus? Hat er Sie am Ende angegriffen, weil Sie auf Beweise gestoßen sind?«
    »Priscillus hätte Novus womöglich getötet, vorausgesetzt, er wäre ungestraft davongekommen. Aber noch bin ich mir nicht sicher. Im Augenblick setze ich eher auf Pollia und Atilia …« Diese Alternative schien ihr sehr zu gefallen – typisch Frau.
    Ich machte mir allmählich Sorgen, weil Helena so lange fort blieb. Kaum war sie aus dem Haus, schon hatte ich Sehnsucht nach ihr. Ich schlug vor, Severina solle dableiben und sie kennenlernen. »Nein, danke, ich bin auf dem Weg in die Thermen …« So viel zu der mitfühlenden Seele, die sich eigens aufgemacht hatte, um mir einen Krankenbesuch abzustatten! Sie beschwatzte den Papagei so lange, bis der auf den Pfosten am Fußende meines Bettes hüpfte. »Also: Sie gehen zur Beisetzung des Kochs; warum, ist mir immer noch nicht recht klar …« Sie stockte, als ob sie mir nicht ganz über den Weg traute. Ich machte ein finsteres Gesicht, was vielleicht nicht unbedingt die gewünschte beruhigende Wirkung hatte. »Werden Sie anschließend zu mir kommen?«
    »Wenn Gnädigste es wünschen.«
    Bevor sie ging, ermahnte sie mich noch, gut auf mich achtzugeben (obwohl ich dachte, wir hätten inzwischen klargestellt, daß das schon jemand anderes besorgte), und dann, im letzten Moment, beugte sie sich vor und küßte mich auf die Wange.
    Ich schwöre, sie war darauf gefaßt, daß ich sie packen und ins Bett zerren würde. Manche Leute haben einfach keine Achtung vor einem Kranken.
    »Endlich allein!« sagte ich seufzend zum Papagei.
    »Mehr Publikum als am Strand von Baiae!« gab der Papagei vertraulich zurück.
    Ich machte mich an mein Gedicht.
     
    Danach dachte ich eine Weile gründlich nach.
    Jeder andere, den Appius Priscillus hätte zu Gulasch prügeln lassen, wäre vielleicht zu dem Schluß gekommen, schon das allein genüge, um ihn aller ungeklärten Morde dieses Monats zu überführen. Ich war mir da nicht so sicher. Die Reihenfolge der Ereignisse schien einfach nicht logisch. Hortensius Novus hatte Priscillus zum Essen eingeladen und ihm einen Einigungsvertrag versprochen; bevor der Abend zu Ende war, konnte Priscillus unmöglich wissen, daß Novus sich schließlich doch gegen eine Fusion entschieden hatte. Warum aber sollte Priscillus mit Mordplänen angerückt kommen, wenn die Aussichten gerade so günstig schienen?
    Das protzige Törtchen war eindeutig ein Indiz dafür, das die Frauen ihre Hand im Spiel hatten. Auffällig und ordinär. Zu auffällig für meinen Geschmack – aber Verbrecher beweisen oft lächerlich wenig Urteilsvermögen. Wir gehen davon aus, daß ein Krimineller raffiniert ist und verschlagen. Aber manchmal kommt gerade ein Trottel mit einem hirnrissigen Plan ungeschoren davon, bloß weil sich kein Mensch vorstellen kann, daß jemand sich so dumm anstellt. Abgesehen von mir. Nach fünf Jahren als Privatermittler hielt ich alles für möglich.
    Ich hatte mich zu lange meinen Gedanken überlassen.
    » Na sag schon – wer war’s? « krächzte Chloe.
    Als ich gerade mit der Sandale nach ihr warf, kam Helena herein. Sie sah uns, hielt sich vor Lachen die Seiten und verschwand gleich wieder.
    »Wie geht’s deinem Vater?« rief ich ihr nach.
    »Er möchte mit dir reden.«
    »Das hab ich mir fast gedacht!«
    Sie steckte den Kopf wieder durch den Türvorhang und schenkte mir ein Lächeln, das mich hätte warnen sollen: Das dicke Ende kam nämlich noch! »Ach ja, und meine Mutter auch …«
     
    Helena Justina fand, Falcos Satire I.1 (»Vernimm, Lucius, hundert Gründe, warum mir verhaßt ist dieser Papagei …«) sei das Beste, was ich je zu Papier gebracht hätte.
    Sowas konnte auch nur mir passieren.
LIV
    In der Regel gehe ich ja nicht zu Trauerfeiern von Leuten, die ich selbst umgebracht habe. Aber bei jemandem, der rein zufällig durch mich ums Leben gekommen war, schien eine Ausnahme angebracht.
    Helena schlief immer noch auf dem Lesediwan im anderen Zimmer, mit der schnöden Ausrede, daß sie mich während der Rekonvaleszenz nicht

Weitere Kostenlose Bücher