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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Arbeitstages erlebte ich, als mein Mietesel den Hang des Pincio hinaufzockelte und ich sah, daß der Stand, an dem Minnius seine Backwaren zu verkaufen pflegte, verschwunden war.
    Nichts war übriggeblieben. Der Verschlag, die Markise, das köstliche Naschwerk – alles weg. Sogar den Ofen hatte man abgebaut. Irgendwer hatte den ganzen Konditorstand dem Erdboden gleichgemacht.
     
    Auf dem weitläufigen Gelände der Hortensii wies mir der Rauch eines tragbaren Altars den Weg. Die Angehörigen des Hauses strömten im Gänsemarsch aus der Villa; ich hielt mich im Hintergrund und sah zu, wie sie sich auf einem freien Platz zwischen den Pinien versammelten. Viridovix durfte in illustrer Gesellschaft ruhen. Immerhin rühmt sich der Pincio des – übrigens erstaunlich geschmackvollen – Grabmals unseres Kaisers Nero.
    Die Trauerfeier verlief ohne aufsehenerregende Zwischenfälle. Dramatische Enthüllungen am Rande der Totenbahre sind freilich auch nur eine billige Erfindung epischer Dichterlinge. Da ich inzwischen zum Satiriker geworden war, hatte ich erst gar keine Überraschungen erwartet; wir Satiriker sind nämlich Realisten.
    Mit meinem breitkrempigen Griechenhut und dem schwarzen Mantel, den ich zu solchen Anlässen trage, mischte ich mich unauffällig unter die Trauernden.
    Ganz unbemerkt blieb ich allerdings wohl trotzdem nicht, denn es ist nun einmal Sitte bei Begräbnissen, daß die Hälfte der Anwesenden ausgiebig nach prominenten Familienmitgliedern Ausschau halten; die Argusäugigen auf der Suche nach abtrünnigen Halbbrüdern, über die man herziehen könnte, hatten vermutlich rasch heraus, daß ich eine unbekannte Größe war, über die sich hinterher trefflich würde spekulieren lassen.
    Crepito, Felix und ihre Gattinnen erschienen als letzte, just bevor ihr treuer Diener mit einem Minimum an Aufwand in die Unterwelt abgeschoben wurde. Die parfümierten Öle dufteten ganz angenehm, wenn auch nicht überwältigend. Man hatte eine Gedenktafel anfertigen lassen, die ihren Platz in der hohen Umfassungsmauer finden würde. Wie ich feststellte, stammten Tafel und Widmung allerdings nicht von der Herrschaft, sondern von Viridovix’ Mitsklaven.
    Als das Feuer entfacht war, sahen die Hortensii ihren kurzen Auftritt auch schon für beendet an und gingen ihrer Wege; wahrscheinlich machten sie sich gleich auf zum Sklavenmarkt, um einen neuen Koch zu besorgen.
    Ich schob den Hut zurück und gab mich Hyacinthus, der mit dem Haushofmeister beisammenstand, zu erkennen. Und als die Flammen an den Scheiten hochschlugen, kamen wir ins Gespräch.
    »Falco, Sie sehen ja immer noch aus, als gehörten Sie mit auf den Scheiterhaufen!«
    »Kein Wunder! Hab ja auch seit vier Tagen nichts als Traubenmaische in Milch zu essen gekriegt! Mittlerweile könnte mich schon ein kräftiges Niesen umpusten. Ich hatte ja vor, mich mit einer schönen Weinschaumtorte aufzupäppeln – aber wo ist denn Minnius geblieben?«
    »Da gab’s Ärger wegen der Standmiete. Felix hat den Vertrag gekündigt und Minnius rausgeworfen.«
    »Und wo ist er hin?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    Jetzt, da die Herrschaft gegangen war, wurde im Kreis der Sklaven Unmut spürbar. Viridovix’ Tod hatte die Gerüchteküche in Gang gesetzt, auch wenn die Hortensii sich einbildeten, alles bestens vertuscht zu haben.
    »Es macht keinen guten Eindruck«, murrte Hyacinthus, »daß sie Novus mit allem Pomp beigesetzt haben – während unser armer guter Koch fast eine Woche lang auf die Einbalsamierer warten mußte und nun holterdiepolter abgeschoben wird. Er war ein Sklave, ja, aber das waren die schließlich auch mal!«
    »Soviel zum Thema Familiensinn!« sagte ich.
    Hyacinthus stellte mir den Haushofmeister vor, einen nervösen Menschen mit spitzen Ohren, der mich schon die ganze Zeit neugierig ansah. »Tag, ich bin Falco. Viridovix und ich, wir haben in der Nacht, als er starb, einen Schluck miteinander getrunken und uns gut unterhalten. Darum bin ich heute hier. Darf ich dich mal was fragen?« Er sah ängstlich drein, bedeutete mir aber, fortzufahren. »Wir sprachen über dieses Bankett; er hat mir erzählt, wie reibungslos alles verlaufen sei …« Da ich ohne Vollmacht der Familie ermittelte, galt es, vorsichtig und vor allem rasch zu handeln. »Weißt du vielleicht, was geschah, nachdem die Herren sich zum privaten Gespräch zurückgezogen hatten?«
    Als Haushofmeister war er natürlich auch dann noch in Rufnähe geblieben, als man die übrigen Diener

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