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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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eine Amphore, die ich bitter nötig hatte, vor uns erschien, gefolgt von warmen Pasteten, auf die ich hätte verzichten können. Man brachte mir meinen Hut und den Mantel. Dann meldete sich jenes zarte Taktgefühl, das wildfremde Menschen bei einer Katastrophe entwickeln, und man ließ uns allein.
    Helena und ich saßen dicht beisammen, Kopf an Kopf. Wir sprachen kaum. Es gibt ja auch nichts zu sagen in so einem Moment, wo zwei Menschen sich ganz nahe sind und wissen, daß nichts je wieder so sein wird, wie es war.
    Eine Stimme, eine, die ich kannte, schaffte es wider Erwarten doch, meine Aufmerksamkeit zu wecken. Ich drehte mich um. Ein trauriger Stoffel in braun und grün gestreifter Tunika bestellte was zu trinken, während er sich unauffällig im Schatten einer Markise hielt und nach draußen linste. Er schätzte das Ausmaß des Schadens. Es war Cossus – der Immobilienmakler.
    Ich stand vor ihm, noch ehe er seinen Wein bekommen hatte. Immer noch über und über mit Staub bedeckt, muß ich ihm erschienen sein wie ein Geist aus der Unterwelt. Er war so verdutzt, daß ihm keine Zeit blieb, auszubüchsen.
    »Genau der Mann, den ich suche!« Ich nahm ihn in den Schwitzkasten und zerrte ihn in die Wirtsstube. »Wenn Sie was trinken wollen, Cossus, dann kommen Sie her und leisten uns Gesellschaft …«
    Helena saß auf der nächststehenden Bank, also ließ ich Cossus auf der anderen Platz nehmen. Davor war zwar ein Tisch im Wege, aber ich packte den Kerl am Kragen, schwenkte ihn seitwärts und warf ihn einfach über die Platte.
    Dann setzte ich selbst mit einer eleganten Fechterkehre nach und landete rittlings neben ihm. Cossus schnappte nach Luft. »Helena, das ist Cossus; Cossus ist der wunderbare Mensch, der uns unsere Wohnung vermittelt hat! Bleib sitzen, Cossus!« Er hatte versucht, sich aufzurichten, plumpste aber gehorsam wieder zurück. »Hier, trink ’nen Schluck, Cossus!« Ich packte ihn am Schopf, schraubte sein Gesicht zu mir herum, ergriff die Amphore und goß ihm alles, was noch drin war, über den Schädel.
    Helena rührte sich nicht. Sie hatte offenbar schon gemerkt, daß es ein ziemlich lausiger Wein war.
    »Da hast du was zu saufen. Als nächstes«, fuhr ich in immer noch geselligem Ton fort, »als nächstes werde ich dich töten, Cossus!«
    Helena langte über den Tisch nach meiner Hand. »Marcus …« Cossus warf ihr schräg von unten rauf einen Blick zu, der (in der Mimik eines Immobilienmaklers) Dankbarkeit ausdrücken sollte. »Wenn das der Mann ist, der uns unsere Wohnung vermietet hat«, sagte Helena Justina in ihrem kultiviertesten Ton, »dann möchte ich gern selbst diejenige sein, die Hand an ihn legt!«
    Cossus röchelte. Ihre wohlgesetzte, aristokratische Rede hatte abschreckender gewirkt als mein ganzes Gepolter. Ich ließ ihn los. Er richtete sich auf und rieb sich den Hals. Hilfesuchend sah er sich in der Schenke um. Alles, was er fand, waren Leute, die ihm den Rücken kehrten. Sie kannten sein Strafregister. Wenn ich ihn töten wollte, würde niemand hier mich daran hindern, im Gegenteil: Die Leute hofften sogar, daß ich’s tun würde. Helena hatte sich in der Nachbarschaft beliebt gemacht. Wenn sie ihn umbrachte, würden die Leute ihr wahrscheinlich dabei helfen.
    Ich ging wieder um den Tisch herum und setzte mich zu Helena.
    »Hast dir den falschen Tag ausgesucht, Cossus«, sagte ich grimmig. »Die Kalenden des September sind harmlos; morgen ist der Tag, den die Leute schwarz ankreuzen. Das ist doch kein Stil, Cossus! Wie sollen deine Mieter denn da vorausplanen?« Er fing an zu stammeln. Ich schnitt ihm das Wort ab, drehte mich zu Helena und fragte ruhig: »Heute morgen habe ich gesehen, daß der Bautrupp endlich angerückt war und mit der Renovierung vom Erdgeschoß anfing. Waren die Arbeiter noch da, als du zum Einkaufen gingst?«
    »Da wurden sie wohl gerade fertig«, antwortete Helena. »Jedenfalls haben sie das Gerüst abgebaut, das die ganze Zeit unten im Flur stand.«
    »War wohl ’ne kleine Verwechslung«, stotterte Cossus, der immer noch nicht begriff, daß es sich ausgeblufft hatte. »Die müssen irgendwas durcheinandergebracht haben …«
    »Mich zum Beispiel!«
    »Tut mir leid, Falco.« Cossus duckte sich wohlweislich und brachte seinen Schädel vor meiner Faust in Sicherheit.
    »Mir auch, Cossus.«
    »Der Hausbesitzer wird Ihnen Schadenersatz anbieten …«
    »Soll er, Cossus! Wär sehr vernünftig von ihm!«
    »Und wie«, erkundigte sich Helena ruhig, »kann er

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