Kupfervenus
Billetts zu schicken.
Ich ging zu Helena. Sie war zusammen mit ihrer Mutter ausgegangen, um eine Tante zu besuchen.
In einem Weinlokal in der Piscina Publica traf ich mich mit Cossus, spendierte ihm ein Glas (ein kleines) und ließ mir dann die Wohnung zeigen. Zu meinem Erstaunen war sie gar nicht übel; wohl am Ende einer ziemlich engen Gasse, aber in einem gutbürgerlichen Mietshaus, in dem die Treppen zwar staubig, aber frei von Unrat waren. In ein, zwei Nischen sah ich auf dem Weg nach oben metallene Lampen stehen, in denen das Öl freilich längst ausgetrocknet war.
»Sie könnten die Lampen auffüllen, wenn Sie’s im Treppenhaus gern hell haben«, sagte Cossus.
»Das könnte auch der Vermieter tun.«
»Stimmt!« Er grinste. »Ich sag’s ihm …«
Ich vermutete, daß das Haus wohl kürzlich den Besitzer gewechselt hatte: In einem Korridor entdeckte ich Baugerüste, die Läden im Erdgeschoß standen leer, und obwohl der Hauptmieter (der gleichzeitig mein Vermieter werden würde) die große Wohnung hinter den Geschäftsräumen für sich reserviert hatte, stand auch sie zur Zeit leer. Cossus erklärte, ich würde diesen Hauptmieter gar nicht zu Gesicht bekommen; alle Untermietverträge würden über ihn, Cossus, abgewickelt. Ich war so geschädigt von der jahrelangen Anstrengung, Smaractus aus dem Weg zu gehen, daß die Regelung in diesem Haus sich geradezu traumhaft schön anhörte.
Das freigewordene Apartment war so gut wie jedes andere in dem Block, handelte es sich doch um lauter identische, nach dem Baukastenprinzip übereinandergestapelte Wohneinheiten. Man kam jeweils durch den Korridor in eine Diele, von der zu beiden Seiten je zwei Zimmer abgingen. Die waren zwar für sich genommen nicht viel größer als meine alten an der Brunnenpromenade, aber mit vieren konnte ich mich doch kultivierter einrichten: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Lesezimmer und Büro, alles schön separat … Die Wohnung hatte solide Holzfußböden, und es roch angenehm nach frischem Putz. Falls das Dach leck sein sollte, würde der Regen die Obermieter durchweichen, bevor ich etwas abkriegte. Anzeichen von Schwamm und Schimmel entdeckte ich auch nicht. Die Nachbarn (so sie noch am Leben waren) schienen ruhige Leute.
Cossus und ich besiegelten das Geschäft per Handschlag.
»Für wie viele Wochen wollen Sie die Miete im voraus?«
»Natürlich für das ganze halbe Jahr!« rief er und sah mich schockiert an.
»Aber wenn die Laufzeit im Juli beginnt, dann habe ich zwei Monate verloren!«
»Also gut – dann zahlen Sie eben für die nächsten vier Monate.« Ich versprach, meine Wettmarken umgehend einzuwechseln und ihm so rasch wie möglich das Geld zu bringen. »Und vergessen Sie die Versicherung für eventuelle Schadenersatzklagen nicht«, setzte er noch hinzu.
» Klagen? Schadenersatz? « Er meinte, mir könne ein Blumentopf aus dem Fenster fallen und einem Passanten den Schädel einschlagen; dafür würde man, wenn ich bloß der Untermieter war, den Hauptmieter zur Verantwortung ziehen. Meinem derzeitigen Hauswirt Smaractus war es nie in den Sinn gekommen, sich durch eine solche Versicherung abzusichern – aber auf dem Aventin finden die meisten Leute ja auch einen Weg, ihre Klage an den Mann zu bringen, ohne vor Gericht zu gehen. (Wer dort von einem Blumentopf getroffen würde, käme die Treppe raufgestürmt, um mir was auf die Rübe zu geben.) »Ist so ein Aufgeld hier bei Ihnen üblich?«
»Bei einem neuen Mietvertrag ist die Sicherheitsprämie selbstverständlich, Falco.« Ich wollte den Mann von Welt spielen und gab darum gnädig nach.
Da Anacrites meine alte Wohnung beobachten ließ, würde es mir das Leben sehr erleichtern, wenn ich mir so rasch wie möglich eine neue, ihm unbekannte Adresse zulegte. Ganz abgesehen davon freute ich mich schon unbändig darauf, Smaractus zu empfehlen, er solle sich auf einem lahmen Maulesel nach Lusitania verpissen und sich den Mietvertrag für seine dreckige Absteige im sechsten Stock sonstwohin stecken. Vor dem Umzug würde ich mir allerdings noch ein paar Möbel besorgen müssen.
Daheim lagen die Spione immer noch auf der Lauer.
Ich faßte mir ein Herz und sprach den mit den großen Füßen einfach an. »Entschuldigen Sie, aber wohnt hier ein gewisser Didius Falco?« Er nickte, ohne zu überlegen. »Ist er zu Hause?« Der Spion, der jetzt den Unbeteiligten spielen wollte, machte ein ausdrucksloses Gesicht.
Ich mimte weiter den Fremdling und ging hinauf, um nachzusehen, ob Falco
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