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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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so ganz, würde ich sagen.« Sie schien unschlüssig, ob sie lachen sollte oder nicht. Der Moment ging vorüber; sie trat beiseite und gab die Tür frei.
    Ich prophezeite (im stillen), daß ein gutaussehender, dunkelhaariger Mann mit klugen Augen ihr Haus ziemlich bald verlassen würde. »Tyche, wenn Sie sich schon weigern, mir zu sagen, ob Novus in Gefahr ist, dann lassen Sie mich wenigstens eines wissen: Wird man Severina Zotica für ihre Verbrechen hinrichten?«
    »O nein! Sie wird vielleicht nie glücklich sein, aber sie wird ein langes Leben haben und im Bett sterben.«
    »Haben Sie ihr das gesagt?«
    Wieder huschte der gequälte Ausdruck über das Gesicht der Wahrsagerin. »Wir haben nur über ihre Hoffnung auf Glück gesprochen.«
    »Es kommt ja wohl auch kaum jemand zu Ihnen und fragt: Muß ich damit rechnen, daß man mich eines Tages als gemeinen Verbrecher den Löwen zum Fraß vorwirft? «
    »Stimmt!«
    »Und was haben Sie ihr über ihre nächste Ehe erzählt?«
    »Sie werden’s nicht glauben.«
    »Stellen Sie mich auf die Probe!«
    »Severinas nächster Gatte wird sie überleben.«
    »Wie erfreulich für ihn.«
    Zeit zu gehen. Nachdenklich und mit dem Respekt, den ich jedem zolle, der drei Steuerberater auf Trab halten kann, verabschiedete ich mich von der Wahrsagerin. Aber so leicht läßt diese Sorte einen nicht davonkommen. »Möchten Sie gern etwas über Ihre Zukunft hören, Falco?«
    »Kann ich’s verhindern?«
    »Eine bestimmte Person, die Sie liebt, ist vielleicht für ein höheres Schicksal ausersehen.«
    »Jede Frau, die mich liebt, könnte leicht was Besseres finden!« Ich konnte nicht verhindern, daß die Wahrsagerin sah, wie meine Züge sich bei dieser Anspielung auf Helena veränderten. »Die fragliche Person wäre schon jetzt nicht in mich verliebt, wenn sie die Vernunft besäße, sich ein weniger unsicheres Geschick auszusuchen.«
    »Ihr Herz allein weiß, ob das die Wahrheit ist.«
    Ich hatte verdammt nochmal keinen Grund, Helena vor so einer rechthaberischen, pingeligen babylonischen Hexe zu rechtfertigen. »Mein Herz liegt ihr zu Füßen«, schnauzte ich zurück. »Ich werd’s ihr nicht verübeln, wenn sie ihm ’nen Fußtritt gibt und es dann ein Weilchen auf dem Boden rumschubst! Aber unterschätzen Sie ihre Loyalität nicht! Mich haben Sie kennengelernt und ein paar richtige Schlüsse gezogen, aber mein Mädchen können Sie überhaupt nicht beurteilen …«
    »Ich kann jeden beurteilen«, entgegnete sie kategorisch, »und zwar anhand des Menschen, den er liebt.«
    Was, wie jedes astrologische Orakel, alles mögliche bedeuten konnte – oder überhaupt nichts.
XVI
    Zurück in die Abakusstraße. Kaum war ich dort angekommen, als auch schon Severinas Tragsessel vor dem Haus erschien. Ich hatte noch nicht einmal meinen Stammplatz am Tisch vor dem Speisehaus erreicht, sondern lehnte noch am anderen Ende der Straße am Obststand eines alten Mannes, dem ich einen Apfel abkaufen wollte. Er erzählte mir gerade von seinem Garten draußen in der Campagna, nur ein paar Meilen von der Handelsgärtnerei entfernt, die der Familie meiner Mutter gehörte. So vertieft waren wir in unser Gespräch über die Wahrzeichen und Besonderheiten der Campagna, daß es mir nicht leichtfiel, mich loszureißen und der Sänfte zu folgen.
    Während ich noch dabei war, das Gratisobst des Alten dankend abzulehnen, wer steckte da verstohlen den Kopf aus der Passage neben dem Käseladen? Eine dichtverschleierte Frau, die ganz Severinas Figur und Größe hatte! Und die Zofe neben ihr erkannte ich auch sofort …
    Ich war bei der Überwachung ziemlich unbekümmert vorgegangen. Dieses Täuschungsmanöver deutete darauf hin, daß man mir auf die Schliche gekommen war, daß Severina mich bei Tyche absichtlich abgehängt hatte und daß die eben ausgeschickte Sänfte ein Köder sein sollte.
    Beide Frauen linsten jetzt zum Speisehaus rüber. Ich wartete am Obststand, bis sie zufrieden meine leere Bank entdeckt hatten. Dann gingen sie zu Fuß weg, und ich folgte – diesmal streng darauf bedacht, meine Zielperson unsichtbar zu beschatten.
    Hatte ich ihren Besuch bei der Wahrsagerin schon aufschlußreich gefunden, so kam es jetzt noch viel besser: Severina Zotica ging zu einem Steinmetz!
    Sie bestellte einen Grabstein.
    Ich konnte mir denken, für wen.
    Sie suchte sich ihren Marmorblock aus und ging. Nachdem ich mich vergewissert hatte, daß sie nach Hause wollte, machte ich kehrt, um selbst ein paar Takte mit dem Steinmetz zu

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