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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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selbst vor Mord nicht zurückschrecken. Sie heißt übrigens Severina!«
    »Das weiß ich«, sagte Tyche ruhig.
    »Ach ja?«
    »Severina war schließlich Kundin bei mir«, erklärte die Astrologin mit mildem Tadel. »Ich brauchte ihren Namen und die Adresse, um ihr die Rechnung zuzuschicken.«
    Das überraschte mich. »Was ist denn aus der guten alten Sitte geworden, die Silberdenare in bar rauszurücken? Ich dachte, eine wie Sie macht Geschäfte nur gegen Bares?«
    »Aber keineswegs! Ich befasse mich überhaupt nicht mit Geld. Drei sehr tüchtige Steuerberater kümmern sich um meine Finanzen.« Sieh einer an: Diese Wahrsagerin hatte es tatsächlich sehr viel weiter gebracht als ihre Kolleginnen, die irgendwelchen Bauerntrampeln in stickigen Zelten Halbwahrheiten verkaufen. Tyche belieferte die Crème de la crème, Leute mit vergoldeten Sänften; bestimmt waren auch ihre Preise vergoldet. »Was wollen Sie von mir, Falco?«
    »Das sollte eine Seherin eigentlich von allein wissen! Was hat denn Severina Zotica gewollt?« Die Person maß mich mit einem langen Blick, der mir Schauer über den Rücken jagen sollte. Was auch geschah. Aber in meinem Job arbeitet man ebenso mit Bluffs wie in ihrem. Also ließ ich mir nichts anmerken. »Hat sie Horoskope gekauft?« Tyche nickte stumm. »Ich wüßte gern, was Sie ihr erzählt haben.«
    »Berufsgeheimnis!«
    »Ich zahle Ihnen selbstredend das übliche Honorar …«
    »Diese Information ist nicht zu verkaufen.«
    » Alles ist käuflich! Sagen Sie mir wenigstens, wessen Zukunft sie ausspionieren wollte.«
    »Das ist ganz ausgeschlossen.«
    »Na schön, dann will ich es Ihnen sagen! Sie hat Ihnen erzählt, daß sie demnächst heiratet und sich ein Bild von der Zukunft machen möchte. Ein Horoskop war für sie, um den Schein zu wahren. Und das andere war …«
    »Für den Bräutigam.«
    Tyche lächelte gequält, als wäre ihr klar, daß ich diese Auskunft unweigerlich mißdeuten würde: Manche Leute glauben, mit dem Horoskop eines anderen Menschen ließe sich Macht über dessen Seele gewinnen.
XV
    Der erste brauchbare Hinweis auf Severinas Motive: Ich spürte, wie meine Zehen anfingen zu kribbeln, und versuchte vergebens, meine Fersen haltsuchend in die Steinchen des Mosaikbodens zu bohren. Die kratzige, abgetragene Wolltunika scheuerte gegen mein Schlüsselbein. Unversehens hatte sich in dieses erstaunlich zivilisierte Zimmer mit seiner herb-strengen Bewohnerin der Horror eingeschlichen.
    Ehe ich noch etwas erwidern konnte, fragte die Astrologin kühl: »Sie sind doch wohl nicht abergläubisch?«
    »Worauf es hier ankommt«, rief ich, »ist doch, ob Severina glaubt, ihren Verlobten mit diesem Horoskop in der Hand zu haben!« Rom duldet nachsichtig, daß die Leute sich intensiv für das eigene Schicksal interessieren – aber in dem anderer Leute rumzuschnüffeln, ist streng verpönt. Tatsächlich gilt es im politischen Leben schon als feindselige Handlung, sich das Horoskop eines Gegners zu besorgen. »Bräutigam hin oder her, Severina hat ein striktes Tabu gebrochen, und Sie, Tyche, könnten als Komplizin angeklagt werden: Sollte dem Freigelassenen etwas zustoßen, wäre ich bereit, auszusagen, daß Sie mitschuldig sind – es sei denn, Sie helfen mir. Also, was haben Sie ihr gesagt?«
    »Die Wahrheit, Falco.«
    »Schluß mit den Ausflüchten! Wenn Novus’ Leben in Gefahr ist, dann sagen Sie’s mir, oder …«
    »Wenn es dem Mann bestimmt ist zu sterben, dann stirbt er auch!«
    »Jetzt fehlt nur noch der Spruch, daß wir alle mal sterben müssen!«
    »Mein Talent ist rein passiv; ich kann das Schicksal nur interpretieren. Es zu ändern, ist nicht meine Aufgabe.«
    »Ha! Und versuchen Sie’s nicht trotzdem mal?«
    »Tun Sie’s?« gab sie bissig zurück.
    »Ich bin von einer braven Mutter erzogen worden. Erbarmen mit den Schwachen ist für mich auch im Beruf eine Selbstverständlichkeit.«
    »Das muß doch manchmal zum Verzweifeln sein!«
    »Ich wäre noch viel verzweifelter, wenn böswillige Menschen ungehindert anderen schaden dürften …«
    »Jede Kraft hat ihre Gegenkraft«, gab Tyche zu bedenken. »Schädliche Einflüsse müssen von guten ausgeglichen werden.« Plötzlich schenkte sie mir ein so strahlendes Lächeln, daß ich gar nicht wußte, wie mir geschah. »Vielleicht sind Sie ein Werkzeug der Sterne?«
    »Wo denken Sie hin!« knurrte ich, mir das Grinsen verkneifend. »Mich hat kein himmlisches Komitee auf der Gehaltsliste, ich bin ein unabhängiger Geist.«
    »Nicht

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