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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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von Spülwasserfarbe. Das Haar war zurückgekämmt, um die Stirn zu betonen, eine Frisur, die ihr etwas Kindliches hätte geben sollen, was freilich nicht gelang, da ihre Züge deutlich verrieten, daß Severina Zotica die Kindheit rascher abgeschüttelt hatte, als ihr guttat. Dem Aussehen nach hätte sie in Helenas Alter sein können, aber ich wußte, daß sie um etliche Jahre jünger war. Sie hatte die Augen einer Hexe, einer alten Hexe.
    »Sie werden sich noch den Pips holen«, sagte sie spitz, »wenn Sie den ganzen Tag da draußen im Schatten hocken.«
    Ich bewegte vorsichtig die Glieder, um festzustellen, ob etwas gebrochen war. »Versuchen Sie’s beim nächsten Mal schlicht mit ’ner Einladung, wenn Sie wollen, daß ich ins Haus komme.«
    »Würden Sie denn annehmen?«
    »Ich lerne immer gern ein Mädchen kennen, das sich erfolgreich nach oben geboxt hat.«
    Sie trug eine silbriggrüne Tunika mit Ärmeln, ein Gewand, das ebenso schlicht wie geschmackvoll war. Sie hatte offenbar einen Blick für Farben: Die Arbeit auf ihrem Webstuhl war eine gelungene Komposition aus Bernstein-, Weizen- und Rosttönen. Von den hellen Safranwänden ihres Zimmers hoben sich die farbenfrohen Stuhlkissen und Türvorhänge wirkungsvoll ab, und der hochflorige Teppich unter meinen Füßen leuchtete feuerrot, braun und schwarz. Mir schmerzten so viele Knochen im Leib, daß ich beim Anblick des Teppichs nur denken konnte, wie schön es doch wäre, sich der Länge nach darauf auszustrecken.
    Ich tastete meinen Hinterkopf ab und fand Blut im Haar. Unter der Tunika tröpfelte es kläglich aus der unverheilten Wunde von meiner letzten Mission. »Ihre Muskelprotze haben mich wüst zugerichtet. Falls das hier eine längere Unterhaltung werden sollte, könnte mir dann einer von ihnen vielleicht einen Stuhl bringen?«
    »Holen Sie sich selbst einen!« Sie winkte ihren Sklaven, sich zu entfernen. Ich verschränkte die Arme, rief meine Beine zur Ordnung und blieb stehen. »Zäh, was?« spottete sie.
    Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, hielt den Kopf über den Webstuhl gebeugt und tat so, als beachte sie mich kaum, doch in Wahrheit ließ sie mich nicht aus den Augen. Das Klappern des Schiffchens strapazierte meine empfindlichen Nerven. »Gnädigste, könnten Sie bitte damit aufhören, solange Sie mit mir sprechen?«
    »Das Reden können Sie übernehmen.« Sie preßte zornig die Lippen zusammen, auch wenn ihre Stimme ruhig geblieben war. »Schließlich haben Sie mir einiges zu erklären. Die ganze Woche schon beobachten Sie mein Haus und folgen mir unverschämt auffällig. Und von einem meiner Mieter erfahre ich, daß Sie in der Subura waren und sich dreist nach meinem Privatleben erkundigt haben …«
    »Woran Sie ja wohl gewöhnt sein dürften! Im übrigen folge ich Ihnen keineswegs überall hin. Die Pantomime zum Beispiel habe ich ausgelassen, weil ich sie schon kannte. Das Orchester war mies, das Stück nicht zum Aushalten und der Hauptdarsteller ein alter Fettwanst mit Glatze und Glotzaugen, der vor lauter Zipperlein gar nicht erst in Schwung kam!«
    »Mir hat’s gefallen.«
    »Eigenwilliger Geschmack, hm?«
    »Ich bilde mir mein eigenes Urteil – haben Sie übrigens auch einen Namen?«
    »Didius Falco.«
    »Ein Schnüffler?«
    »Sie sagen es.«
    »Aber Sie haben die Stirn, mich zu verachten!« Nun war ich zwar nicht so ein jämmerlicher Wurm, der Senatoren belauscht, um dann deren schlüpfrige Geheimnisse an Anacrites, den Oberspion vom Palast, oder gar an die frustrierten Ehefrauen der Betroffenen zu verhökern, aber ich ließ ihr die Beleidigung trotzdem durchgehen. »Also, Falco, wer hat Sie engagiert, um mich zu bespitzeln?«
    »Die Familie Ihres Verlobten. Nehmen Sie’s ihnen nicht übel.«
    »Aber nein!« gab Severina scharf zurück. »Die Herrschaften und ich, wir werden uns in Kürze einigen. Sie wollen nur sein Bestes. Genau wie ich.«
    »Verliebt?« erkundigte ich mich sarkastisch.
    »Was glauben Sie?«
    »Nicht die Bohne! Und er?«
    »Ich bezweifle es.«
    »Das nenn ich aufrichtig!«
    »Novus und ich, wir denken praktisch. Und romantische Liebe ist oft sehr kurzlebig.«
    Ich hätte trotzdem gern gewußt, ob es Hortensius Novus stärker erwischt hatte als sie. Ein Mann, der bis ins reife Alter Junggeselle geblieben ist, redet sich in der Regel gern ein, es gäbe einen besonderen Grund, nun doch auf seine Freiheit zu verzichten. Severina wirkte abgebrüht und geschäftsmäßig, aber in seiner Gegenwart ließ sie sich das

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