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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ihrer diversen Ehemänner gehört hätte, dann wäre ich ihr womöglich selbst auf den Leim gegangen. Ich hatte eine Art Partylöwin erwartet, eben einen richtigen Vamp. Und mir schauderte bei dem Gedanken, daß Severinas unauffälliger, biederbürgerlicher Lebensstil bloß eine Fassade war, hinter der sie ungestört ihre gemeinen Ränke schmieden konnte. Mädchen, die weben und in Bibliotheken gehen, hält man im allgemeinen für ungefährlich. »Bestimmt waren Sie hocherfreut, eine Astrologin gefunden zu haben, die Ihnen prophezeit, daß Ihr nächster Gatte Sie überleben wird.«
    »Hat Tyche Ihnen das gesagt?«
    »Als ob Sie das nicht wüßten! Haben Sie ihr gesteckt, daß ich kommen und Ihnen nachspionieren würde? Sie schien mir erstaunlich gut präpariert!«
    »Wir berufstätigen Frauen halten eben zusammen«, erwiderte Severina so gelassen, daß ich mich gleich an Tyches Tonfall erinnert fühlte. »Sind Sie jetzt fertig, Falco? Ich habe nämlich heute noch allerhand vor.« Ich war enttäuscht, daß sie die Unterhaltung so abrupt beendete. Dann sah ich, wie sie zögerte. War es ein Fehler, mich so rasch abzuwimmeln? Ich hatte sie also doch nicht umsonst in die Mangel genommen. Ziemlich matt setzte sie hinzu: »Oder wollten Sie sonst noch was wissen?«
    Ich zeigte ihr mit meinem Lächeln, daß ich ihren Schwachpunkt erkannt hatte. »Nein, das war’s schon.«
    Die blauen Flecke und Prellungen, die ich abbekommen hatte, machten sich durch bohrende Schmerzen bemerkbar. Bis ich die wieder los war, würden Tage vergehen. »Danke, daß Sie sich so viel Zeit für mich genommen haben. Wenn ich sonst noch was wissen muß, komme ich her und wende mich direkt an Sie.«
    »Wie rücksichtsvoll!« Ihr Blick ruhte wieder auf den bunten Wollsträngen, die neben ihr im Korb lagen.
    »Geben Sie’s doch zu«, drängte ich, »wenn der Besuch gegangen ist, überlassen Sie die Arbeit einer Magd!«
    Severina blickte auf. »Irrtum, Falco.« Ein Anflug von Trauer huschte über ihr sonst so beherrschtes Gesicht. Ein rührender Effekt. »Ja, Sie irren sich in jeder Beziehung.«
    »Ach, sei’s drum. Ich fand Ihre Geschichte großartig. Ich hab ’ne Schwäche für gut inszenierte Komödien.«
    Die Brieftaschenbraut befahl ungerührt: »Verlassen Sie mein Haus!«
    Sie war ein zäher Gegner und bis zu einem gewissen Grade ehrlich; das gefiel mir. »Ich geh schon, nur noch eine Frage: Die Hortensius-Sippschaft scheint mir ziemlich eng miteinander verbandelt. Kommen Sie sich da nicht deplaziert vor?«
    »Ich bin bereit, mir Mühe zu geben und mich anzupassen.«
    »Kluges Mädchen!«
    »Es ist das mindeste, was ich für Novus tun kann!«
    Sie war wirklich klug; aber als ich ging, folgten ihre Blicke mir lebhafter als ratsam.
     
    Ich wankte ins erstbeste Badehaus, marschierte schnurstracks durch die Dampfräume und ließ mich in ein heißes Becken gleiten, damit mein zerkratzter, geschundener Körper erstmal richtig weich werden konnte. Ich lag im warmen Wasser, ließ mich treiben, bis alles Denken ausgelöscht war, und pulte selbstvergessen an der offenen Wunde rum, was man nie machen sollte und doch immer wieder tut.
    Irgendwann fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, Severina für meine Klienten zu kaufen. Egal. Ich konnte ihr immer noch ein Angebot machen. Mußte ich eben noch mal hin und einen Preis aushandeln. Irgendwann in den nächsten Tagen, wenn ich innerlich auf die Unterredung vorbereitet war und vor allem meine Glieder wieder bewegen konnte.
    Sie war allemal eine Herausforderung. Und der Gedanke, daß auch ich eine Herausforderung für sie darstellen könnte, juckte mich nicht im geringsten.
XXII
    Mein Quantum an Aufregung hatte ich weg. Nie hätte ich die Energie aufgebracht, mich bis zum Pincio zu schleppen und meinen Klienten Bericht zu erstatten, selbst dann nicht, wenn mir der Sinn nach weiterem Kontakt mit weiblichem Laster gestanden hätte. Und ich hielt es auch nicht für ratsam, Helena zu reizen und an der Porta Capena mit blauen Flecken zu prahlen, die ich einer anderen Frau verdankte. Also blieb mir nur noch ein reizvolles Ziel: heim ins eigene Bett.
    Als ich vorsichtig die zwei Treppen zu meiner Wohnung hochstieg (dankbarer denn je, daß es nicht die mörderischen sechs Stiegen von der Brunnenpromenade waren), stieß ich mit Cossus zusammen.
    »Falco, Sie sehen aber mitgenommen aus!«
    »Unersättliche Freundin. Was führt Sie her? Kassieren Sie die rückständigen Mieten?«
    »O nein, unsere Mieter zahlen alle sehr

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