Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Angel zu zappeln. Erst sehr viel später entdeckte ich, wieso.
    »Sie werden ja so verlegen, Falco. Sprechen Sie nicht gern über Ihr Privatleben?«
    »Ich bin auch nur ein Mensch.«
    »Aber ja doch! Unter dem knallharten Klischee versteckt sich ein gefühlvoller Charakter.«
    Es war Taktik: pure professionelle Schmeichelei. Ich spürte, wie mein Rücken sich versteifte. »Schluß damit, Zotica! Wenn Sie nur einen Sparringspartner zum Süßholzraspeln brauchen, muß ich mich leider verabschieden.«
    »Kein Grund zur Aufregung, Falco!«
    Ich setzte mich tapfer weiter zur Wehr. »Schmeichelei verfängt bei mir nicht. Ich steh auf große braune Augen und Schlagfertigkeit …«
    »Wie anspruchsvoll!«
    »Außerdem kann ich Rothaarige nicht leiden.«
    Sie maß mich mit scharfem Blick. »Was haben Sie denn für schlechte Erfahrungen mit Rothaarigen?«
    Ich lächelte matt. Mit einer Rothaarigen hatte sich mein Vater seinerzeit auf und davon gemacht. Aber dafür konnte ich kaum den ganzen Stamm feuerschöpfiger Weibsbilder verantwortlich machen; ich kannte meinen Vater und wußte, daß es seine Schuld war. Nein, meine Einstellung war rein geschmacksbedingt: Rothaarige haben mich noch nie gereizt.
    »Vielleicht sollten wir lieber übers Geschäft reden«, schlug ich vor, ohne mich durch ihre Frage beirren zu lassen.
    Severina beugte sich zu einem Beistelltischchen und füllte erst ihren und dann meinen Becher nach. Da ich glaubte, daß sie den Tod ihrer drei Ehemänner verschuldet hatte, und ferner annahm, einer der drei, nämlich der Apotheker, könne vergiftet worden sein, wurde mir ziemlich mulmig. Ein vernünftiger Mann hätte, in Kenntnis von Severinas Geschichte, ihre Gastfreundschaft vorsichtshalber ausgeschlagen. Aber hier, in ihrem gemütlichen Zimmer, eingelullt von ihrer Konservationskunst, kam es mir einfach unhöflich vor, die angebotene Erfrischung abzulehnen. Wurde ich am Ende durch die gleichen Kniffe entwaffnet, mit denen sie ihre Opfer für den Abtransport ins Jenseits präparierte?
    »Also, Falco, was kann ich für Sie tun?«
    Ich setzte den Becher ab, verschränkte die Hände und stützte das Kinn auf die Daumen. »Zum Zeichen meiner Bewunderung für Sie, Zotica, will ich ganz offen sein.« Wir sprachen leise und beiläufig miteinander, aber der Reiz eines ernsten Geschäfts sorgte gleichwohl für Spannung. Ihr Blick traf den meinen; die Freude, die sie offensichtlich am Feilschen hatte, milderte den berechnenden Ausdruck. »Meine Klientinnen, die Damen Hortensius, haben mich beauftragt, herauszufinden, wieviel nötig wäre, damit Sie Novus in Ruhe lassen.«
    Severina schwieg so lange, daß ich mir meine Worte nochmal ins Gedächtnis rief, für den Fall, ich hätte mich mißverständlich ausgedrückt. Aber der Vorschlag traf sie wohl doch nicht unvorbereitet. »Das war wirklich unmißverständlich, Falco. Sie verstehen sich darauf, einer Frau Bargeld anzubieten!«
    »Mein älterer Bruder war ein Mann von Welt. Er hat dafür gesorgt, daß ich lernte, wie man einer Hure einen halben Denar ins Mieder steckt.«
    »Jetzt werden Sie aber ausfallend!«
    »Wieso? Der Fall hier liegt doch nicht viel anders.«
    Ich ordnete die Falco-Züge zu dem, was sie knallhart Klischee genannt hatte, während Severina sich straffte. »Na, das ist aber schmeichelhaft! Wieviel bieten sie mir denn, Atilia und diese gräßliche Pollia?«
    »Nennen Sie Ihren Preis. Wenn Ihre Forderung zu unverschämt ausfällt, werde ich meinen Klientinnen raten, abzulehnen. Andererseits reden wir hier immerhin über den Preis eines Lebens …«
    »Wenn ich nur wüßte, was das soll!« zischte Severina wütend, fast wie im Selbstgespräch. Sie setzte sich noch aufrechter. »Falco, daß ich mich nach dem Angebot erkundigt habe, war pure Neugier. Ich denke gar nicht daran, mein Verlöbnis mit Novus zu lösen. Jeder Bestechungsversuch ist beleidigend und überdies reine Zeitverschwendung. Ich geben Ihnen mein Wort darauf, daß es mir hier nicht ums Geld geht!«
    Der Schluß ihrer Rede geriet so leidenschaftlich, daß ich mich genötigt sah, Beifall zu klatschen. Severina Zotica sog scharf die Luft ein, schluckte aber im letzten Moment ihren Ärger runter, weil ein Gast uns unterbrach. Erst vernahm ich nur ein kratzendes Geräusch. Dann bebte der Türvorhang. Ich stutzte, aber da erschienen unter dem Saum des Vorhangs schon ein bedrohlicher Schnabel und ein finsteres, gelbgerändertes Auge, gefolgt von einem weißen Gesicht: ein an die dreißig

Weitere Kostenlose Bücher