Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Ich brachte ein bißchen Schwung in die Bude, indem ich ein derbes gallisches Liedchen pfiff, bis die verschrobene Witwe über mir wieder zu pochen anfing. Da sie kein Gefühl für Rhythmus hatte, beendete ich meinen Vortrag.
    Erschöpft versteckte ich Helenas Löffel in der Matratze, wickelte mich in meine mottenzerfressene Decke und klappte auf dem Bett zusammen.
    Ganze Nachmittage zu verschlafen ist ein angenehmer Zeitvertreib und obendrein einer, in dem Privatermittler große Übung haben.
XXIII
    Am nächsten Morgen erwachte ich erfrischt, aber mit schmerzenden Gliedern. Ich beschloß, zu Severina Zotica zu gehen und ihr die Meinung zu geigen, solange die passende Ausdrucksweise sich mühelos von selbst aufdrängte.
    Zuerst frühstückte ich allerdings noch. Meine Mama, die glaubt, daß heimische Küche einen Jüngling vor moralischen Fehltritten bewahrt (besonders wenn er sich selbst daheim an den Kochtopf stellen muß), hatte eine Kohlenpfanne besorgt, auf der ich ab und an was brutzeln konnte, bis ich mir einen Herd gebaut hatte. Aber das würde wohl noch eine Weile dauern. Im August erschien es mir wenig reizvoll, geklaute Ziegel heimzuschleppen, bloß damit ich mein elegantes neues Quartier mit Rauch, unerwünschter Hitze und dem Geruch von gebratenen Sardinen verpesten konnte. Andererseits war es womöglich leichter, gleich anzufangen, als mich vor meiner Mutter wegen der Bummelei zu verteidigen … Mama hatte immer noch nicht kapiert, daß ein Privatermittler kühnere Aufgaben hat als die Führung eines Haushalts.
    Ich schlürfte meinen selbstgebrauten Honigtrank, während ich an der These bastelte, herrische Mütter seien der Grund dafür, daß die meisten Detektive Eigenbrötler sind und aussehen wie von zu Hause durchgebrannt.
     
    Als ich in die Abakusstraße einbog, hatten andere Leute ihre Morgenmahlzeit längst vergessen und überlegten schon, was sie sich zu Mittag gönnen sollten. Ich erinnerte mich meines eben genossenen Frühstücks mit einem dezenten Rülpser – dann folgte ich dem allgemeinen Trend und erwog, mir gleichfalls eine neue Erfrischung einzuverleiben. (Alles, was ich hier verzehrte, konnte ich ja den Hortensii als »Überwachungskosten« in Rechnung stellen.)
    Ich wollte eben das Speisehaus betreten, als die Brieftaschenbraut meinen schönen Plan vereitelte. Nach den Schriftrollen unter ihrem Arm zu urteilen, war diese fleißige Scholarin schon wieder in der Bibliothek gewesen.
    Der Käseladen gegenüber von ihrer Wohnung bekam gerade eine Lieferung, und so war sie genötigt, auf der Straße aus dem Tragstuhl zu steigen, weil ihr Eingang von Handwagen mit Eimern voll Ziegenmilch und in Tüchern eingeschlagenen Frischkäsen blockiert wurde. Als ich dazu kam, sagte sie den Lieferanten gerade gehörig die Meinung. Die Männer hatten den Fehler begangen, ihr zu erklären, daß sie schließlich bloß ihre Arbeit täten; das bot Severina Zotica die einmalige Gelegenheit, hämisch darauf hinzuweisen, wie ihre Arbeit richtig getan gehöre, nämlich mit Rücksicht auf Feuerwehrzufahrten, Straßenbenutzungsverordnungen und ohne Behinderung von Hausbewohnern und Passanten.
    In Rom sind solche Szenen an der Tagesordnung. Ich hielt mich im Hintergrund und sah zu, wie sie ihren Spaß hatte. Die Männer mit den Handwagen hatten diese Sprüche schon dutzendweise gehört; schließlich rückten sie einen rahmverkrusteten Eimer beiseite, so daß Severina, wenn sie ihre Röcke raffte, sich würde vorbeizwängen können.
    » Sie schon wieder!« zischte sie mir über die Schulter zu, in einem Ton, dessen sich manchmal auch meine Verwandten bedienen. Abermals hatte ich das Gefühl, sie liebe die Gefahr und die Herausforderung.
    »Ja – entschuldigen Sie, ich …« Etwas hatte meine Aufmerksamkeit erregt.
    Während ich auf Severina wartete, war ein Rüpel auf einem Esel zu dem Obsthändler geritten, der die Plantage in der Campania besaß und mit dem ich mich gestern unterhalten hatte. Der Alte war hinter seiner Theke vorgekommen und schien nun bittend auf den Flegel einzureden. Der machte denn auch Anstalten, wieder loszureiten, aber im letzten Moment stieß er seinen Esel brutal rückwärts gegen die Ladentheke. Das Tier war anscheinend aufs Zertrümmern dressiert; es schwang sein Hinterteil so präzise, als müsse es das Volk in der Arena zwischen den Gladiatorenkämpfen unterhalten. All die hübsch aufgebauten Türmchen früher Trauben, Aprikosen und Hagebutten kollerten auf die Straße. Der Reiter

Weitere Kostenlose Bücher