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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Zentimeter großer grauer Vogel, abgestuft von mondfahl bis kohlrußig.
    Ich sah, wie Severinas Stimmung sich hob. »Sie möchten nicht zufällig einen Papagei haben, Falco?« fragte sie und seufzte.
    Nach meiner Ansicht gehören Vögel auf Bäume.
    Exotische Vögel – mit all ihren widerwärtigen Krankheiten – holt man am besten erst gar nicht von ihren exotischen Bäumen runter. Ich schüttelte den Kopf.
    »Alle Männer sind Schweine!« kreischte der Papagei.
XXV
    Ich war so verblüfft, daß ich lachen mußte. Der Papagei ahmte mein Gelächter Ton für Ton nach. Ich wurde rot. »Schweine!« wiederholte der Papagei wie besessen.
    »Der ist aber unfair! Wer hat ihm denn diesen männerfeindlichen Kommentar beigebracht?« fragte ich Severina.
    »Er ist eine Sie.«
    »Natürlich! Wie dumm von mir.«
    Der Vogel, sicher der widerlichste Haufen Federn, der je auf einer Sitzstange rumgehackt hat, beäugte mich mißtrauisch. Dann befreite er sich, den scharlachroten Stummelschwanz geplustert, aus dem Türvorhang und stolzierte, den Bürzel hinter sich herschleifend wie ein launischer Pfau, ins Zimmer. Knapp außer Reichweite meines Schuhs blieb er stehen.
    Severina betrachtete ihr Schoßtierchen. »Sie heißt Chloe. Sie war schon so, als ich sie bekam. Eine Liebesgabe von Fronto.« Fronto, das war der Importeur wilder Tiere.
    »Tja, das kommt davon! Wenn eine die Männer so rasch wechselt wie Sie, dann bleiben mißlungene Geschenke eben nicht aus!«
    Der Papagei plusterte sich vor mir auf. Verirrte Flaumfedern segelten gesundheitsschädlich durchs Zimmer. Ich kämpfte gegen den Niesreiz an.
    In dem Moment wurde der Vorhang erneut beiseite gezogen, diesmal von einem von Severinas zwei stämmigen Sklaven. Er nickte ihr zu. Sie stand auf. »Novus ist hier. Er kommt regelmäßig zum Mittagessen.« Ich wollte mich schon diskret verdrücken, aber sie bedeutete mir, sitzen zu bleiben. »Ich geh nur rasch und rede mit ihm. Möchten Sie uns dann Gesellschaft leisten?« Mir verschlug es die Sprache. Severina lächelte. »Ich habe ihm alles über Sie erzählt«, säuselte sie und ergötzte sich dabei an meiner Verlegenheit. »Ach, bleiben Sie doch, Falco. Mein Verlobter möchte Sie rasend gern kennenlernen!«
XXVI
    Sie ging aus dem Zimmer.
    Der Papagei machte glucksende Geräusche; ich zweifelte nicht daran, daß er mich verhöhnte. »Ein falsches Wort«, knurrte ich drohend, »und ich kleb dir den Schnabel mit Pinienharz zusammen!«
    Die Papageiendame Chloe seufzte theatralisch. » O, Cerinthus! «
    Ehe ich den Vogel fragen konnte, wer denn dieser Cerinthus sei, kam Severina mit ihrem zukünftigen Gatten herein.
    Hortensius Novus war korpulent und eindeutig Egozentriker. Wer eine so fleckenlos strahlende Tunika trug, zog sich mindestens fünfmal am Tag um. Seine Hände waren mit prächtigen Ringen überladen. Den Schwerpunkt seines Gesichts bildete sein schwarzschimmerndes Kinn; den fleischigen Mund hatte er dumpf brütend verzogen. Er war um die Fünfzig – in einer Gesellschaft, die reiche Erbinnen aus der Wiege heraus verlobte und in der feiste Senatoren gesetzten Alters Patriziertöchterlein von fünfzehn heirateten, keinesfalls zu alt für Severina. Der Papagei lachte ihn aus; er ignorierte die Kreatur.
    »Hortensius Novus … Didius Falco …« Ein knappes Nicken von seiner, ein stummer Gruß von meiner Seite. Severina, jetzt ganz erfahrener Profi, lächelte uns ohne die gewohnte Raffinesse im Blick zu – lauterer, milchweißer Teint mit Manieren wie Schlagsahne. »Bitte, gehen wir doch ins Speisezimmer …«
    Ihr Triklinium war der erste Raum im Haus, in dem ich Wandgemälde entdeckte – unauffällige Weinranken und zierliche Urnen mit Blütenflor auf einheitlich granatrotem Hintergrund. Als Novus Platz nahm, zog ihm Severina mit eigener Hand die Straßenschuhe aus, wobei mir freilich nicht entging, daß die liebevolle Fürsorge sich darin auch schon erschöpfte; sie überließ es einem Sklaven, ihm die plumpen, schwieligen Füße zu waschen.
    Novus benetzte sich auch Hände und Gesicht, wobei der Sklave die Schüssel hielt. Die war aus Silber und hatte reichlich Fassungsvermögen; das Handtuch über dem Arm des Sklaven besaß einen schönen, weichen Flor; der Sklave wiederum war aufs beste geschult. Es machte ganz den Eindruck, als verstünde Severina Zotica sich darauf, mit minimaler Hektik und Extravaganz einen Haushalt trefflich zu leiten.
    Auch das Essen verblüffte mich durch seine Finesse: Es war eine ganz und gar

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