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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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grapschte sich eine unversehrte Nektarine, biß einmal kräftig hinein und warf die Frucht dann verächtlich lachend in die Gosse.
    Wie ein Wilder spurtete ich über die Straße. Der Rüpel schickte sich an, seinen Esel ein zweites Mal auskeilen zu lassen. Doch da riß ich ihm die Zügel aus der Hand und stellte mich ihm drohend in den Weg. »Vorsicht, Freundchen!«
    Er war ein mieser, naßforscher Kerl mit brauner Strickmütze, dessen massige Gestalt sich hauptsächlich horizontal verteilte. Seine Waden waren so dick wie baetische Schinken, und mit seinen Schultern hätte er einen Triumphbogen verdunkeln können. Trotz der Muskelpakete machte er jedoch einen ausgesprochen ungesunden Eindruck; seine Augen waren verklebt und die Finger wund vom Umlauf. Sogar in dieser Hauptstadt der Pickelgesichter war er ein Phänomen.
    Während der Esel sich mit gebleckten Zähnen gegen meine Faust an seinem Zügel wehrte, beugte der Flegel auf seinem Rücken sich nach vorn und funkelte mich zwischen den spitzen Ohren des Grautiers wütend an. »Sie werden mich nicht vergessen«, sagte ich ruhig. »Und ich Sie auch nicht! Ich heiße Falco, und jeder auf dem Aventin wird Ihnen bestätigen, daß ich’s nicht leiden kann, wenn ein brutaler Schuft einen wehrlosen alten Mann mutwillig um sein sauer verdientes Auskommen bringt.«
    Seine Triefaugen huschten hinüber zu dem Obstverkäufer, der sich ängstlich zwischen seine massakrierten Birne geduckt hatte. »Unfälle passieren nun mal …« mümmelte der Alte, ohne mich anzusehen. Vermutlich war es ihm nicht recht, daß ich mich eingemischt hatte, aber so eine einschüchternde Kraftmeierei macht mich nun mal rasend.
    »Unfälle kann man auch verhüten!« knurrte ich, an den Flegel gewandt, und zerrte den Esel am Zügel vom Stand fort. Das Vieh blickte so wild und tückisch drein wie ein Füllen, das man eben erst in den Wäldern Thrakiens gefangen hat – aber falls er mich beißen sollte, war ich wütend genug, umgehend zurückzubeißen. »Trollen Sie sich mit Ihrem vierbeinigen Saboteur auf einen anderen Markt – und lassen Sie sich hier nie wieder blicken!«
    Dann versetzte ich dem Mistvieh einen Schlag auf den Hintern, daß es unter Protestgewieher davongaloppierte. Der Reiter drehte sich am Ende der Straße noch einmal um; er sah mich immer noch breitbeinig mitten auf der Straße stehen, ihn und seinen Esel im Visier.
    Ein Häuflein Schaulustiger hatte den Vorfall stumm beobachtet. Die meisten von ihnen erinnerten sich jetzt wieder ihrer Geschäfte und liefen eilig auseinander. Ein oder zwei halfen mir, das Obst wieder einzusammeln. Der Alte schaufelte alles wie Kraut und Rüben auf die Theke, warf die zerquetschten Früchte in einen Eimer und versuchte den Rest so herzurichten, als ob nichts geschehen wäre.
    Sobald sein kleiner Laden wieder halbwegs in Ordnung war, schien er aufzuatmen. »Sie kannten diesen Hornochsen«, sagte ich ihm auf den Kopf zu. »Was hat er gegen Sie in der Hand?«
    »Das ist bloß der Laufbursche von meinem Vermieter.« Ich hätte es mir denken können. »Der will die Miete für alle Geschäfte, die zur Straße hin liegen, raufsetzen. Ein Saisongewerbe wie meines wirft aber nicht mehr ab. Also habe ich im Juni nach dem alten Tarif gezahlt und um Aufschub gebeten … Das war die Antwort.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Er schüttelte ängstlich den Kopf. Wir wußten beide, daß ich ihm mit meinem Eingreifen nur noch mehr Ärger eingehandelt hatte.
     
    Severina stand noch immer vor ihrem Haustor. Sie erwähnte den Zwischenfall mit keinem Wort, wirkte aber seltsam in sich gekehrt.
    »Tut mir leid, daß ich einfach so auf und davon bin …« Als wir hineingingen, kochte ich immer noch vor Wut. »Haben Sie denselben Vermieter wie die kleinen Geschäftsleute da?« Sie schüttelte den Kopf. »Wem gehören denn die Läden?«
    »Einem Konsortium. In der letzten Zeit hat’s da eine Menge Ärger gegeben.«
    »Auch Ausschreitungen?«
    »Ich glaube schon …«
    Ich hatte dem Obsthändler keinen Gefallen getan. Das ließ mir keine Ruhe. Aber solange ich hier in der Gegend blieb, um Severina zu beschatten, würde ich zumindest ein Auge auf ihn haben können.
XXIV
    Nach ihrem morgendlichen Ausflug verlangte es Severina nach einem Stärkungstrunk, und sie lud mich ein, ihr dabei Gesellschaft zu leisten. Während aufgetragen wurde, saß sie stumm da und grübelte, genau wie ich, über den Angriff auf den Obsthändler nach.
    »Falco, wußten Sie eigentlich, daß

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