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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vornehmen werden. Und dann wird man den Fall mit mehr Feingefühl behandeln …« Ich meinte natürlich höfliche Inkompetenz.
    »Und was werden Sie tun?« fragte Felix brüsk.
    »Ich kann weiterhin privat für Sie ermitteln. Ich bin so zornig über dieses Mißgeschick, daß ich den Prätor womöglich auf die rechte Fährte prügeln könnte.« Ich hoffte, daß Crepito und Felix als Geschäftsleute vielleicht den Namen des zuständigen Prätors kennen würden, aber ich hatte Pech. »Ich habe das Unglück nicht verhindern können«, sagte ich eindringlich. »Aber ich werde nicht ruhen, bis ich den Giftmischer entlarvt habe. Severina erscheint mir als die Hauptverdächtige. Also werde ich sie als erste vernehmen. Ich hörte mit Erstaunen, daß sie heute abend zwar geladen, aber nicht anwesend war?«
    »Sie hat sich bei Novus unter irgendeinem Vorwand entschuldigt«, sagte Felix.
    »Aber früher am Tage war sie doch mal hier?« Felix und Crepito zuckten beide die Achseln. »Na, wenn sie glaubt, sie sei schon entlastet, nur weil sie nicht am Tatort war, dann werde ich die junge Dame mal aufklären!« Wieder erfolgte ein rascher Augenkontakt zwischen den beiden Freigelassenen.
    Das anschließende peinliche Schweigen gab mir das Signal zum Aufbruch. »Tja, dann mach ich mich mal auf den Weg … Oder sollte ich zuvor noch mit Sabina Pollia und Hortensia Atilia sprechen?« Ich hätte gar zu gern die erste Reaktion der Damen auf die Tragödie miterlebt.
    »Nicht nötig«, erwiderte Felix so schroff, daß es fast schon feindselig wirkte. Und wie um seiner Abfuhr Nachdruck zu verleihen, zog er an der Klingel.
    »Auch gut! Nun, ich komme ja in jedem Falle morgen wieder. Ich möchte doch persönlich kondolieren … Ach, übrigens«, fragte ich, schon im Gehen, beiläufig, »war die Stimmung zwischen Ihnen und Novus heute abend eigentlich gut?«
    Zum ersten Mal vermieden sie es, sich anzusehen; ja, die Verbissenheit, mit der jeder geradeaus blickte, war in sich schon verdächtig. Und dann versicherten mir beide feierlich, daß es ein entspanntes, harmonisches Zusammensein gewesen sei.
    Dank Viridovix wußte ich, daß sie schwindelten. Was eine interessante Frage aufwarf: Warum?
     
    Ich nahm an, daß es in dieser Nacht noch eine lebhafte Debatte im Hause Hortensius geben würde. Und ich hätte dabei furchtbar gern Mäuschen gespielt. Vor allem interessierte mich die Rolle meiner beiden Klientinnen.
    Doch einstweilen hatte ich an etwas anderem zu knobeln: Wie sollte ich Severina mit dem Verbrechen konfrontieren?
    Erst als ich schon südwärts stiefelte und mich zwischen den vielen Lieferwagen durchzuschlängeln suchte, ohne daß mir ein Karrenrad die Zehen zerquetschte, erst da nahm ein Gedanke, auf den ich mich in all dem Trubel noch gar nicht recht eingelassen hatte, Gestalt an: Was hatte dieser Mord für einen Sinn?
    Hortensius Novus war zu früh gestorben. Für Severina bestand keine Hoffnung, ihn zu beerben, solange sie nicht seine Frau war. Beim jetzigen Stand der Dinge konnte sie von Glück sagen, wenn man ihr einen Korb Äpfel mitsamt besten Wünschen überließ. Was führte dieses Frauenzimmer im Schilde?
XXXVI
    Die Abakusstraße lag schon fast im Dunkeln. Ein paar matte Lichter brannten zwar noch, aber die Passage zu Severinas Wohnung war stockfinster; ich stieß mir den Zeh an einem Eimer, den der Käsehändler draußen vergessen hatte. Das Haus wirkte wie ausgestorben.
    Es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis ich einen von Severinas Sklaven geweckt hatte. Ich wollte mich diskret bemerkbar machen, konnte aber bloß immer wieder mit dem metallenen Klopfer gegen die Tür hämmern. Der Lärm muß über den ganzen Caelimontium gehallt sein, aber niemand schlug die Läden zurück, um nachzuschauen, was es gebe, oder sich zu beschweren. Welch ein Gegensatz zu den intoleranten Stoffeln, an die ich vom Aventin her gewöhnt war!
    Der Sklave erkannte mich; er verlor kein Wort über die unziemliche Stunde. Vielleicht gab es ja noch andere Männer, die Severina spätnachts aufsuchten. Als er mich einließ, regte sich nichts im Haus, es brannten nur wenige Lampen, anscheinend waren schon alle zu Bett gegangen.
    Der Sklave ließ mich in dem Zimmer warten, wo Severina und ich uns zum ersten Mal begegnet waren. Bei der Arbeit am Webstuhl hatte das Muster gewechselt. Mein Blick fiel auf eine Bibliotheksrolle auf einem Diwan: eine Abhandlung über Mauretanien. Das interessierte mich nicht. Ich lauschte auf die Geräusche aus dem

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