Kurbjuweit, Dirk
größer. Das vergesse ich, wenn ich jemanden
liebe. Ich denke dann immer, dass die Liebe die ganze Welt ist. Dumm, oder?»
«Auch
schön.»
«Für dich.
Du hast bekommen, was du wolltest. Die Burka zu Hause, ein bisschen Westen in
der Schule. War es so?»
«Ich will
nicht nein sagen.»
«Man
könnte dich hassen dafür.»
«Ja.»
«Ich hasse
dich nicht.»
Sie
schwiegen eine Weile. Sie sah einen Lichtschimmer, ein Vorbote des Tages.
«Was wirst
du jetzt tun?», fragte er. «Kommst du wieder?»
«Nein, ich
werde sagen, dass ich ein Trauma habe, dass ich diese Tour nicht mehr aushalten
kann. Sie werden das verstehen, wahrscheinlich schicken sie mich nach Hause.»
«Obwohl du
kein Trauma hast.»
«Ich kann
ein Trauma spielen, das fällt mir nicht schwer.»
Sie drehte
sich um und ging langsam Richtung Dorf. Er folgte langsam. «Esther.»
Sie hielt
inne, drehte sich um. «Ja?»
«Wir sind
nicht das, was wir verpasst haben. Wir sind das, was wir miteinander erleben
durften.»
«Wir haben
viel mehr verpasst als erlebt.»
«Aber nicht
in Gedanken.»
«Ich muss
jetzt gehen», sagte sie fest. Sie drehte sich wieder um und ging, an seinem
Haus vorbei, durch das Dorf, dann den Obsthain hinab. Unten sah sie den Wolf
und den Dingo hintereinanderstehen. Der Gebirgsjäger schaute zum Fluss und
rauchte. Ina hielt den Obsthain im Blick. Als sie Esther entdeckt hatte, ging
sie zum Gebirgsjäger und lenkte ihn ab. Esther stieg in den Wolf und legte
sich auf die Rückbank. Es war unbequem, es roch nicht gut, aber im Moment war
das ganz in Ordnung so.
Weitere Kostenlose Bücher