Kurier
über Kimme und Korn, nahm ihn
zurück, feuerte dann ohrenbetäubend und sehr schnell eine vollkommen gerade
Linie von vier Schüssen in das Brett links von ihm, sah Grau völlig ungerührt
an und nickte gemütlich.
»Okay«, sagte Grau. »Also die zwei, dann jeweils 25 Schuss
Reserve. Kein Scheiß, keine selbst gemachte Munition.«
»Es ist alles gut, kein Scheiß«, murmelte Luiz beeindruckt.
»Also, was ist jetzt? Können wir irgendwie mit einem
Flugzeug rauskommen? Luiz, Pedra hat gesagt: Du bist gut. Wenn du gut bist, musst
du das wissen, verdammt noch mal! Wir haben keine Zeit für Palaver.« Er wirkte
verärgert.
»Bringt ihr Schnee raus?«
»Nicht doch!« Grau schüttelte scheinbar empört den Kopf.
»Also geht das oder geht das nicht, verdammt noch mal? Geld spielt keine
Rolle!«
»Ja, das könnte gehen. Kostet viel Geld. Könnte ich …« Er
lächelte sie plötzlich an. »Der beste Weg ist über den Rio Magdalena. Immer
nordwärts bis Barranquilla. 650 Kilometer. Dann Ponce auf Puerto Rico. Da sind
wir schon fast in den USA.« Er sagte das, als machte er diesen Trip jeden Tag.
»Hast du einen Freund mit einem Flugzeug?«
»Nein, nein, kein Flugzeug. Hubschrauber, sehr guter Flieger.«
»Sollen wir das machen?«, fragte Grau zögernd.
»Besser als gar nichts.« Milan zuckte die Achseln.
»Okay«, stimmte Grau zu. »Kann der nachts starten?«
»Geht nicht offiziell, aber geht.«
»Das ist doch prima«, höhnte Grau. »Dann haben wir gleich
die ganze kolumbianische Polizei auf dem Hals.«
»Keine Polizei«, widersprach Luiz lächelnd. »Polizei hat
andere Arbeit. Guter Freund. Wann? Drei Uhr nachts? Flughafen?«
»So ist es«, nickte Grau. »Was kostet denn der Spaß?«
Luiz schien intensiv zu rechnen. Dann grinste er zaghaft.
»Waffen, Granaten fünfhundert Dollar, Hubschrauber mehr.«
Grau nickte. »Er bescheißt uns, er macht garantiert tausend
Prozent, weil das ganze Zeug geklaut ist. Aber du hast recht: Wir haben es ja.«
»Er muss uns den Piloten zeigen«, sagte Milan. »Und zwar
jetzt! Wir müssen den Mann sehen, wir müssen eine genaue Verabredung machen.
Gib ihm nur die Hälfte, sonst taucht er ab und hat zwei Jahre Geld zum Leben.«
»Er ist ein armes Schwein. Er weiß, dass wir nicht vom deutschen
Entwicklungshilfedienst kommen«, brummte Grau. »Also, Luiz, hier ist dein Geld
für die Waffen.« Er zog ein Bündel Dollars aus der Tasche und zählte fünf
Scheine ab.
»Wir könnten seine Hilfe gebrauchen«, sagte Milan nachdenklich.
»Ich meine, zu mehr.«
Grau nickte. »Ich denke genauso.«
»Trinken wir?«, fragte Luiz.
»O ja«, sagte Milan, »trinken wir. Das habe ich verstanden.«
Luiz ging vor ihnen her, Milan trug eine Plastiktüte mit
den Waffen, den Ersatzmagazinen und den vier Granaten. Sie gingen wieder
hinauf, dann hinaus in den Hof. Luiz schrie laut »Esmeralda!«, und eine junge,
verhärmte Frau kam aus dem Haus gelaufen. Luiz gab ihr einen Hundertdollarschein.
Er sagte sehr hastig etwas, die Frau starrte Milan und Grau erstaunt an, nickte
und verschwand zur Straße hin.
»Sie geht zum Kaufmann und bezahlt die Schulden«,
murmelte Grau. »Es ist also eine gute Investition.«
Luiz zauberte aus irgendeinem Autowrack eine Flasche
Tequila hervor und reichte sie Grau. Der trank ein wenig und reichte sie an
Milan weiter, dann sagte er: »Los! Luiz, kannst du uns in deinem Auto fahren?
Zum Flughafen, zu diesem Hubschrauber?«
»Sure!«, behauptete Luiz.
Es ging auf den Abend zu, der Verkehr war sehr dicht, sie
standen zuweilen für Minuten vor einer Kreuzung.
Grinsend, als wäre er stolz darauf, zeigte Luiz ihnen
eine Dreiergruppe Jugendlicher, die höchstens vierzehn Jahre alt waren. Wenn
die Autoschlange sich in Bewegung setzte, stürzten sie, aus dem blinden Winkel
kommend, auf ein Auto zu, griffen hinein, rissen und zerrten an etwas, tauchten
ab und waren auf wundersame Weise blitzschnell wieder verschwunden.
»Kleine Banditen«, erklärte Luiz. »Dumme Touristen lassen
Autofenster auf. Armbanduhren wegreißen. Wie ein Sport.«
»Kannst du uns heute Nacht fahren?«, fragte Grau. »Gegen
Dollar?«
Luiz überlegte und nickte dann.
»Dein Freund, dieser Mann mit dem Hubschrauber. Ist er
gut?«
»Sehr gut.« Luiz grinste. »Künstler in der Luft, Mann.«
Er fuhr sie an den prächtigen Eingangsgebäuden des Flughafens vorbei auf eine
schmale Straße in Richtung Abendsonne. Er parkte vor einem kleinen Einlass des
hermetisch
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