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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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Dimitroffstraße
herum und zetert. Sie will ihren Grau wiederhaben.«

    »Sie wird ihn bekommen«, versprach Grau fröhlich.

    Dann lagen sie auf ihren Betten und starrten auf den
Fernseher, der ihnen Betriebsamkeit vorgaukelte und sie mit irgendeiner Serie
aus der Reihe Die Schönen und die Reichen einlullte.

    Gegen Mitternacht zogen sie sich um und bestellten sich
erneut etwas zu essen, diesmal ins Zimmer.

    »Wir werden nichts bezahlen«, sagte Grau. »Wir können
später einen Scheck schicken. Sie sollen glauben, dass wir noch hier wohnen.«

    »Zechpreller, wie schön.« Milan freute sich.

    Luiz stand Punkt zwei Uhr mit dem roten Camaro, der so
wundervoll lief, wie verabredet auf einem dunklen Parkplatz. Sie fuhren
schweigend in die Stadt und Milan zeigte ihm, an welcher Stelle er in der
Parallelstraße auf sie warten sollte.

    Dann gingen sie zwischen zwei Häusern hindurch, kletterten
über einen kniehohen Zaun und näherten sich der Villa von hinten. Es sah nicht
so aus, als ob sie auch nur den Hauch einer Chance hätten.

    Die Gruppe saß noch immer im Garten. Mittlerweile hingen
malerische Lampions in den Sträuchern und es hatte sich noch eine ganze Reihe
weiterer junger Frauen und Männer aus den Nachbarhäusern hinzugesellt. Grau und
Milan standen im Schatten und betrachteten das wilde Treiben.

    »Es sind jetzt mindestens dreißig«, sagte Milan etwas resigniert.
»Mischen wir uns einfach drunter?«

    »Gute Idee«, sagte Grau. »Aber von vorn. Und nachdem wir
alles kaputtgemacht haben, was im Haus kaputtzumachen ist.«

    »Du wirst langsam wirklich gut, du bist schon ein richtiger
Soldat«, lobte Milan.

    »Scheiß drauf«, gab Grau unwirsch zurück. »Wir müssen drauf
achten, ob hier irgendwo Pärchen sind. So ein hübscher Garten lädt doch zu
spontaner Sexualität geradezu ein.«

    Sie suchten unauffällig zwischen den Büschen, fanden aber
niemanden und wandten sich wieder dem Haus zu. Milan betrachtete es
nachdenklich. »Nicht trennen«, sagte er langsam. »Bei unbekannten Objekten
niemals trennen. Erst müssen wir rausfinden, wo der Lokus ist. Das ist ein
gefährlicher Ort, weil sie da alle mal hinmüssen. Wir gehen durch das Fenster
in den rechten Keller rein.«

    Grau nickte und sah Milan zu, wie der völlig selbstverständlich
und resolut das Fenster eintrat, in die Knie ging und sich vorsichtig
hindurchschlängelte. »Kein Problem«, tönte es dumpf von unten. »Alles klar
hier.«

    Der Keller war mit altem Gerümpel vollgestopft, die Tür
stand weit offen, dahinter lag ein schmaler Gang, der an einer Treppe endete,
die steil nach oben führte.

    »Jetzt nicht mehr reden«, sagte Milan. Sein Atem ging
nicht einmal schneller. Er drückte die Tür am Ende der Treppe einfach auf, von
irgendwoher wehte kühlere Luft. Das Treppenhaus war matt erleuchtet.

    Milan deutete nach vorn, er verlangsamte seine Schritte
nicht ein bisschen. Jemand, der ihm jetzt begegnete, musste glauben, dass er
sich hier bestens auskannte.

    Es ging noch weitere fünf Stufen bis zum Niveau des Erdgeschosses
hinauf. Rechts war ein Raum, den jeder Gast passieren musste, wenn er irgendetwas
im Haus wollte: ein spärlich möbliertes Zimmer mit zwei zur Vorderfront weit
offen stehenden Türen.

    Eine weitere Tür war schmaler als alle anderen. Milan versuchte
sie zu öffnen. Eine Frauenstimme sagte: »Just a moment, please.« Es klang
manieriert und betrunken, und Milan lächelte milde, als wäre er der Hausherr.

    Drei Türen hatten sie noch nicht getestet. Milan versuchte
die mittlere. Es war ein Raum, der nach hinten hinaus lag und in dem sich kein
einziges Möbelstück befand. Die nächste Tür führte in ein Zimmer, in dem hinter
der Tür nur ein Regal stand, sonst nichts. Auf diesem Regal entdeckte er einige
kompliziert aussehende Geräte, die alle eingeschaltet waren. Runde Instrumente
mit Zeigern in Bereitschaftsstellung, mit kleinen grünen und roten Lämpchen,
die wie Leuchtkäfer im Dunkel glühten. Milan schloss die Tür hinter Grau.

    »Kaputtmachen«, sagte er knapp. »Aber leise.«

    Sie zerstörten alles und nahmen sich dafür Zeit. Sie
zogen Verbindungsstecker heraus, legten die Geräte auf den Boden, stemmten
Deckbleche ab und lockerten kompliziert aussehende Schalttafeln. Milan nahm
einige davon und warf sie einfach aus dem Fenster. Dann entdeckte er ein Funktelefon,
das er auf der Kante der steinernen Fensterbank zerschlug. »Jetzt aber schnell
raus!«, zischte er.

    Sie gingen hinaus, sie nahmen die

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