Kurier
Golf zum Baden wollten und dämlicherweise alles
bar bezahlt hatten.
Er landete auf einem Acker neben einer alten, verkommenen
Wellblechhütte, an der neben einigen Fässern mit Kerosin ein alter Mann
wartete, der ungeheuer dankbar Bargeld in Empfang nahm und dann mit einer
Handpumpe endlos zu hebeln begann, bis die Tanks gefüllt waren.
»Er wird jetzt tagelang besoffen sein«, sagte Negro gelassen,
als sie wieder abhoben.
Vor Barranquilla spielte er dasselbe Spiel. Er informierte
den Tower höchst freundlich, er komme vom Westen rein, mit ein paar
Arschlöchern an Bord, die unbedingt in Cartagena am frühen Morgen den Atlantik
hätten sehen wollen. Er sagte, es handelte sich um zwei betrunkene Europäer,
italienische Schweizer oder so was, die mit ihrer blonden Nutte unterwegs seien
und alles bar bezahlten. Er kündigte fröhlich an, weil das Mädchen dauernd
kotze, würde er ein wenig abseits landen.
Und im Übrigen sollten sie doch mal so freundlich sein
und den langen Zero aus dem Bett schmeißen und ihm sagen, diese blöden
Touristen würden durchaus auf den Golf rausfliegen wollen und den Scheißsprit
auch noch bar löhnen. Zero solle mal seinen faulen Arsch bewegen, denn so dämliche
Kunden kämen schließlich nicht alle Tage.
Der Tower antwortete verschlafen und gut gelaunt. Negro
habe doch schon verdammt lange versprochen, mit einem echten Irish Malt Whiskey
vorbeizukommen. Wenn diese saudummen Gringos sowieso alles bar bezahlten, ob da
nicht diese oder jene Pulle dabei abfallen könnte.
»Na sicher«, sagte Negro. »O Mann, Jungs, ihr ahnt ja gar
nicht, wie dämlich diese Leute aus Europa sind. Die glauben doch glatt, unsere
Weiber tragen die Möse quer, und Englisch können sie auch nicht!« Dann lächelte
er Grau allerliebst zu und ließ die Maschine in einem sehr weiten Bogen von
Westen her einschweben.
Grau übersetzte für Milan, was Negro dem Funkgerät anvertraut
hatte, und der lachte und sagte vergnügt: »Hier müsste man Sigrid einsetzen.
Sie würde reich werden, weil sie mit einem Sparschwein rumgehen und bei jedem
Chauvispruch einen Fünfer kassieren würde. Reden die hier alle so?«
Grau nickte. »Es ist ihre spezielle Art, in den Untergang
zu steuern. Die Stoßgebete der Machos.«
Als sie schließlich in Barranquilla landeten, stand die
Sonne schon ziemlich hoch, und es war brütend heiß.
»Ich gehe Zero suchen«, sagte Negro. »Bleibt sitzen und
rührt euch nicht, die Flughafenpolizei ist viel zu faul, um hierherzukommen.
Nicht aus der Maschine steigen, einfach sitzen bleiben.«
»Gut«, sagte Grau. Er war müde und sah, dass auch Milan
gähnte.
»Ich will raus hier«, sagte das Mädchen erstaunlich klar.
»Das geht nicht«, erklärte ihr Grau. »Du wartest brav,
bis wir weiterfliegen.«
»Ich lass mich doch nicht einfach von so blöden Wichsern
entführen.« Sie schrie jetzt.
»O Gott!«, seufzte Grau. »Nicht so was, bitte! Milan, tu
was, sonst geht alles schief. Wir sind immer noch in Kolumbien.«
»Ich kann Kinder und Frauen nicht schlagen«, erklärte
Milan wütend. »Außerdem fängt sie sowieso immer an zu schreien, wenn sie wach
wird. Gib mir die Wasserflasche nach hinten und zwei von diesen
Beruhigungspillen. Ich kann sie doch nicht bis Frankfurt alle Stunde k. o.
schlagen. Wie stellst du dir das denn vor?«
»Ich stelle mir gar nichts vor«, sagte Grau. »Ich finde
diese Blonde sowieso ätzend.« Er sah sie aus dem Augenwinkel an. »Hast du
eigentlich kapiert, was mit dir los ist, Mädchen? Du hast Entzug, nichts
weiter. Du hast gekifft und gesoffen. Hast du auch gespritzt?«
»Bin ich wahnsinnig!«, fragte sie aufgebracht. »Überhaupt:
Was soll das Ganze? Ich kann doch leben, wie ich will!«
»Du hast doch keinen eigenen Willen mehr«, sagte Grau
ätzend bissig. »Du kannst verdammt froh sein, dass dein Großvater sich an dich
erinnert hat. Nimm jetzt die zwei Tabletten. Sie beruhigen.«
»Bei Luke konnte ich machen, was ich wollte«, sagte sie
quengelnd.
»Aber nur das, was dir geschadet hat«, entgegnete Grau
ironisch.
»Nimm die Tabletten!«, befahl Milan, und er machte ziemlich
deutlich, dass er sie ansonsten erneut bewusstlos schlagen würde.
»Scheißwichser!«, sagte sie und schluckte die Tabletten.
Negro schlenderte mit einem baumlangen Kerl gemächlich
durch die Hitze und redete eifrig auf ihn ein. Der Mann nickte, schüttelte den
Kopf, nickte wieder. Dann rief Negro: »He Leute, ihr könnt aussteigen, es geht
weiter. Zero
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