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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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Geschäftsmann.
Liefert alle Logistik, die du brauchst. Von Bier bis Cola, von Rinderhälften
bis was weiß ich. Auch ein big shot. «

    »Ist das jetzt tausend Dollar wert?«, fragte Milan ziemlich
aggressiv.

    »Noch nicht ganz«, sagte Grau, holte die Fotos von White
und Thelen aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. »Passen Sie jetzt mal
gut auf. Wir wissen hundertprozentig, dass diese beiden Männer hier bei Ihnen
im Lokal waren. Wir müssen nur noch herausfinden, wann. Also, wann war das?«

    Der Wirt atmete pfeifend aus. »Ja, Moment, richtig. Die
waren drei- oder viermal hier. Aber das ist eine Weile her. Warte mal … Also
das letzte Mal, das war vor genau vier Wochen. Das weiß ich deshalb so genau,
weil die nach Mitternacht kamen. Da habe ich nämlich in meinen Geburtstag reingefeiert.«

    »Also vor vier Wochen. Wollten die beiden Männer irgendetwas
von Ihnen wissen? Haben sie nach anderen Menschen gefragt, nach Adressen?«

    »Also, es sind so piekfeine Typen. Graue Anzüge, Seidenkrawatten
und so. Das weiß ich noch. Wollten die was? Na sicher, ich weiß es wieder. Die
wollten an Nase ran.«

    »Nase? Wer ist Nase?«, fragte Milan.

    »Nase ist ein Kreuzberger Typ«, erklärte der Wirt. »Angeblich
hat der was mit Kokain zu tun. Ist jedenfalls deswegen vorbestraft. Also, wenn
Sie mich fragen, ein widerlicher Typ. Spielt den Arbeitslosen und kassiert
Steuergelder vom Sozialamt. Fährt aber einen Mercedes 500. Er hat eine knallrote
Nase. Die Leute sagen, er hat sich die Schleimhäute mit Kokain versaut.«

    »Der richtige Name!«, drängte Milan.

    »Warte mal, gleich fällt er mir ein. Also, Erwin mit Vornamen.
Erwin …, nein, fällt mir nicht ein. Hat angeblich auch Mädchen laufen,
Minderjährige. Der kommt mir hier nicht rein, sonst gibt’s was auf die Nuss.«

    »Mit wem arbeitet Nase zusammen? Mit Mehmet? Mit Sundern,
mit …?«

    »O Gott, Mann, nein, doch nicht mit Sundern oder Mehmet.
Die geben sich doch mit solchen Typen nicht ab. Der ist für die Luft. Nein,
nein, er arbeitet, glaube ich, mit keinem zusammen. Weiß auch keiner, woher der
den Stoff kriegt. Man sagt, direkt aus Amsterdam, aber Genaues weiß ich nicht.«

    »Hat Nase eine Stammkneipe?«

    »Ja, sicher. Braucht er doch auch. Am Tempelhofer Berg
das Kiek in. Das ist mehr eine
Grillstation, billig, billig. Aber Vorsicht, Nase ist ziemlich streng bei
Fremden. Er hat verdammt viele Mädchen, die von ihm abhängig sind, und deshalb
stützen ihn auch die Zuhälter. Nase, erzählte neulich ein Bulle, übt immer
Messerwerfen. Genaues kann ich nicht sagen.«

    »Wie alt ist Nase?«, fragte Milan sachlich.

    »Ungefähr fuffzig. Er sieht krank aus, so, als hätte er
Krebs oder Aids oder was weiß ich.«

    »Und die beiden Männer wollten ihn treffen?«, fragte Grau.

    »Ja, jedenfalls habe ich das so verstanden.«

    »Jetzt sind es tausend Dollar«, nickte Milan.

    Sie gingen hinaus auf die Straße und der Wirt fragte vorwurfsvoll
hinter ihnen her: »Und der Kaviar?«

    »Essen Sie ihn selbst!«, rief Grau.

    »Zu Mehmet gehen wir zu Fuß«, bestimmte Milan. »Endlich
wird es etwas aufregender.« Er sprang zur Seite, weil von hinten ein Wagen herangefahren
kam.

    »Mehmet ist ein Oberboss bei den Türken. Er hält seine
Hand über sämtliche Sippen, und wenn du als Türke Scheiße baust, musst du mit
Mehmet rechnen. Geronimo kenne ich, sie nennen ihn Mehmets Gewehr. Das musst du
wörtlich nehmen. Wir kriegen gutes Wetter, aber zuerst mal Regen.«

    Sie waren noch keine hundert Meter gegangen, als es
blitzte und dann donnerte. Der Regen war dicht wie ein Vorhang und sie stellten
sich unter einen Torbogen.

    »Ich würde gern duschen«, murmelte Grau.

    Sie gingen trotz des Regens weiter, weil sie befürchteten,
Mehmets Lokal könnte schon geschlossen sein. Aber es hatte noch geöffnet und
war sehr voll.

    »Viel Geld hier«, sagte Milan. »Sieh dir die Frauen an,
du kannst ihren Schmuck in Kilo wiegen, ihren Puder auch.«

    »Wenn du Mehmet siehst oder Geronimo, sag mir Bescheid.
Wieso heißt so einer eigentlich Geronimo?«

    Milan grinste. »Es hat damit zu tun, dass er für den Mexikaner
Geronimo schwärmt. Ich weiß nicht, ob der ein Revoluzzer oder ein Gangster war.
Trinken wir ein Bier?«

    »Ich möchte was essen. Irgendetwas, das man auch wirklich
essen kann. Was sind das da links für alte Männer?«

    »Die Elefanten. Das sind Türken, sie haben schon die erste
Arbeit hinter sich. Sie waren auf dem Großmarkt, haben

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