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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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die einfach das Geld und die
Drogen wollen. Glauben Sie im Ernst, wir sind die Einzigen, die diese Fotos
bekommen haben?«

    Er zog ein Handy aus der Jackentasche, wählte eine Nummer
und gebot allen zu schweigen. Er sagte: »Grüß dich. Habt ihr Post bekommen?
Ansichtskarten? Einen Haufen widerlicher Ansichtskarten?« Er schwieg einen
Moment, dann nickte er und brach die Verbindung ab. »Die Polizei hat sie auch.«

    »Gut«, sagte Grau. »Und was bedeutet das jetzt? Verdammt noch
mal, ich bin kein Insider, ich will wissen, was das heißt. Wenn Milan recht
hat, ist der Mann schon seit ein paar Tagen tot. Bisher war das scheißegal,
wieso plötzlich nicht mehr?

    Sundern, wir sind zu dem Schluss gekommen, dass dieser
Steeben nicht das Gelbe vom Ei war. Er hat das Zeug hierher transportiert, irgendjemand
hat es in Empfang genommen, und irgendwie ist Steeben dann zu Tode gekommen. Na
schön, vielleicht hat er geschwätzt, vielleicht auch nicht. Weshalb regen Sie
sich eigentlich so auf?«

    Sundern beachtete ihn gar nicht, wandte sich an Mehmet
und sagte irgendetwas in einer anderen Sprache.

    Türkisch, dachte Grau, er spricht tatsächlich türkisch.

    Dann winkte Sundern Milan und sagte auch ihm etwas. Milan
nickte und wandte sich dann an Grau. »Ich bin vor der Tür.« Dann ging er mit
Mehmet hinaus. Er und Sundern waren jetzt allein.

    »Grau, mach es dir doch nicht so schwer. Sicher, du bist
ein Neuling, aber es muss dir doch klar geworden sein, wie die Sache gelaufen
ist. Du musst das kapiert haben. Entschuldigung, wir duzen uns besser, das ist
einfacher.

    Also, noch einmal: Der alte, todkranke Pedrazzini schickt
einen seiner Kronprinzen mit viel Geld und Rauschgift nach Berlin. Ohne ihn abzusichern,
ohne sich um ihn zu kümmern. Was heißt das? Grau, wach endlich auf: Was heißt
das!«

    »Vielleicht ist er einfach zu krank?« Grau hatte das Gefühl,
sich in Watte zu bewegen.

    Sundern stand auf, schnappte sich einen kleinen
zierlichen Stuhl, setzte sich rittlings darauf und starrte aus dem Fenster.
»Das heißt, dass er es nicht freiwillig getan hat. Er wurde dazu gezwungen, er
wurde irgendwie unter Druck gesetzt. Als Drahtzieher, Grau, kommen nur zwei infrage:
dein gottverdammter White und dein gottverdammter Thelen! Ist das klar?«

    »Das gi-gi-gibt es doch gar nicht.« Grau fing vor Aufregung
an zu stottern. »So etwas Verrücktes lässt sich Hollywood vielleicht einfallen
oder ein Serienboss von RTL.«

    »Es ist gar nicht so verrückt, wie du denkst«, knurrte Sundern.
»So verrückt ist das wirklich nicht.«

    »Gut, gut, gut. Dann erklär mir doch mal, warum du Meike
nicht davon abgehalten hast, sich mit diesem Steeben einzulassen?«

    »Sie ist erwachsen!«, sagte Sundern erregt. »Sie ist eine
erwachsene Frau, und ich höre seit Jahren: ›Ich will meinen Weg allein finden!‹
Peng, aus!«

    »Hast du Meike gefragt, ob dieser Steeben irgendwo in
Berlin ein Zimmer oder eine Wohnung hatte?«

    »Nein«, sagte Sundern, »habe ich nicht. Sie kriegte in
der letzten Zeit Schaum vor den Mund, wenn ich sie nur gefragt habe, wie es ihr
geht.«

    »Also her mit ihr«, sagte Grau resolut. Er stolzierte vor
die Tür und sagte in Milans neugieriges Gesicht: »Hol Meike mit einem Taxi!
Kauf ihr unterwegs irgendetwas, was sie hässlich macht. Irgend so einen deutschen
Trainingsanzug, eine Sonnenbrille, eine Pudelmütze, was weiß ich.« Dann ging er
zu Sundern zurück.

    »Sei ehrlich, du hast die ganze Arie mit Meike und Steeben
nicht ernst genommen.«

    »Habe ich auch nicht«, gab Sundern wütend zu. »Wie kann
man denn einen solchen Glattarsch für voll nehmen! Gut, wenn du statt Hirn
einen Schweizer Käse herumträgst, dann mag …«

    »Sundern, hör sofort auf herumzufluchen. Erzähl mir die
Geschichte von Meike und Steeben, oder erzähl mir wenigstens den Anfang.«

    »Der Anfang ist mir doch selbst nicht ganz klar. Wir waren
beim alten Pedrazzini. Im Frühsommer vorigen Jahres. Er gab eine seiner Partys,
ein Riesending mit sämtlichen Nutten von Rom bis Neapel. Dabei stellte er uns
auch Steeben vor.

    Ich erinnere mich, dass Steeben so etwas sagte wie: Er
werde demnächst in Berlin zu tun haben. Ich weiß auch, dass Meike total darauf
ansprang. Gottverdammt noch mal, es ist doch nicht nur Steeben gewesen, Grau.
Da war zum Beispiel die Nuckelpinne und da war auch Ernesto, der Weihnachtsmann.«

    »Keine Werbesprüche bitte, Klartext, Sundern!«

    »Also Meike, oder anders: Ich bin Meikes zweiter Mann.
Der

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