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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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Russland nach Polen. Dort wird es zu Heroin
verarbeitet, dann geht es nach Westen. Sagt man. Gretzki wird zwar von Interpol
gesucht, er wird aber kommen, denn er ist ein habgieriges Schwein.«

    »Davidoff aus Moskau wird auch kommen«, überlegte Sundern.
»Wir wissen nicht genau, was er eigentlich macht, er heißt auch nicht so. Den Namen
haben wir ihm gegeben, weil er immer Davidoff-Zigarren raucht. Es wird
gemunkelt, er habe enge Beziehungen zu den Rechtsextremen. Auf jeden Fall
verscheuert er russische Antiquitäten gleich waggonweise und verkloppt Waffen
der russischen Armee, auch waggonweise. Wahrscheinlich kann er dir alles
besorgen, von Nutten bis zur Atombombe. Man sagt, er kümmert sich um Haschisch
aus Afghanistan, aber genau weiß das niemand. Heilige Scheiße: zehn Millionen
in bar!«

    »Ganze Armeen von Bullen und Geheimdienstleuten werden
aufkreuzen«, sagte Milan nachdenklich. »Das ist doch gut für uns, das ist
Schutz.«

    »Das ist nur gut für uns, wenn wir darauf achten, dass
Sundern und Mehmet nicht angreifbar sind«, sagte Geronimo. »Meike muss
jedenfalls verschwinden.«

    »Sie ist ganz schnell verschwunden«, versprach Grau. »Sundern,
lass uns mal den Kinderkram vom Kokainschläfer und Immobilienhändler vergessen.
Was bedeutet denn der Besitz von so viel Geld und Kokain für den, der es tatsächlich
hat?«

    »Er drückt alle anderen damit an die Wand«, erklärte Sundern
knapp. »Er kauft jeden Kleindealer aus der Szene, er bestimmt, was gehandelt
wird und was knapp ist. Er bestimmt den Tagespreis und letztlich sogar, ob die
Greifswalder Kids in der lokalen Disko Haschisch rauchen oder sich Amphetamine
reinziehen. Er kann Bullen bestechen und Behördenchefs in Dresden und Leipzig
beglücken. Wenn er gut ist, wird er all das auch tatsächlich tun.«

    »Durchs Telefon«, platzte Milan mitten in die plötzliche
Stille hinein.

    Sundern nickte. »Genau, durchs Telefon! Er braucht gar
nicht in Erscheinung zu treten, wenn er gute Leute hat. Meike, was glaubst du:
Wie gern hat dich der alte Pedra?«

    »Sehr gern«, sagte sie ohne Zögern. »Wir haben am Fischteich
gehockt und er sagte, er wünschte sich nichts so sehr wie einen jungen Körper,
um ihn zu umarmen.« Sie lächelte. »Er mag mich, glaube ich.«

    Sie ist, verdammt noch mal, jedermanns Darling, dachte
Grau eifersüchtig.

    »Okay, das denke ich auch.« Sundern rümpfte die Nase. »Du
wirst Pedra anrufen, aber nichts Genaues sagen. Nur andeuten, dass wir knietief
im Dreck stecken. Er muss kommen, wenigstens für zwei Stunden. Ich muss ihm in
die Augen sehen, wenn ich mit ihm rede. Gib ihm keine Möglichkeit für eine Ausrede!«

    Sie nickte und nahm das Handy. Sundern schrieb ihr die
Nummer auf einen Zettel und legte ihn auf eines der Tischchen. Sie setzte sich
hin und wählte, dabei wirkte sie so sachlich und energisch wie eine perfekte
Sekretärin.

    Sie sagte »Hallo, hallo, hallo« und begann dann fließend
Italienisch zu sprechen, zu lachen und mit Worten und Satzfetzen zu wirbeln.

    Sie ist wirklich perfekt, dachte Grau, sie ist so perfekt,
dass es mir Angst macht. Er betrachtete sie gierig, wie sie lachend und heftig
mit der Linken gestikulierend sprach, wie sie zögerte, sich eine Haarsträhne
aus dem Gesicht blies, sich über die Stirn fuhr, unablässig mit den Fingern auf
die Tischplatte klopfte, »Ehs« und »Ahs« und »Ohs« ausstieß wie ein kleiner,
lebhafter Dickkopf, der seinen Willen haben muss. Sie ist entzückend, dachte
Grau, und es bereitete ihm einen sanften Schmerz.

    Sie legte das Handy auf den Tisch, ihr Körper zog sich
ein wenig zusammen, als ob sie friere. Dann sagte sie: »Er hat kapiert, er
nimmt es ernst. Er kommt her, mit dem Flieger.«

    »Wann?«, fragte Grau.

    »Na jetzt«, sagte Sundern. »Er hat einen Learjet in Rom stehen.
Wenn der Pilot Vollgas gibt, vier, fünf Stunden oder so.«

    »Wir sollten uns wieder trennen«, schlug Grau vor. »Sundern,
du kannst jetzt nicht ins Memphis. Das
ist zu unübersichtlich.«

    »Ich gehe trotzdem ins Memphis«, entschied Sundern. »Mehmet stellt die Garde.«

    Mehmet nickte. »Ich stelle Leute ab. Jede Menge Schlenderer.
Dann wissen wir, was passiert.«

    »Schlenderer?«, fragte Milan. »Ein schönes Wort. Sie stehen
rum, eh?«

    Mehmet lächelte und nickte. »Sie stehen nur rum.«
    »Markus Schawer hat doch ein Telegramm geschickt«, erinnerte
sich Grau plötzlich wieder, »hast du …«

    »Es wurde im Postamt aufgegeben«, sagte Sundern. »Ich
habe

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