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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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immer wieder einmal gesehen,
meistens am Wochenende. Aber sonst wusste Frau Bechmann über Lea leider wenig
zu berichten.
    »Die sind ja neu zugezogen«, entschuldigte sich die grauhaarige
Frau. »Die wohnen erst seit vier Jahren hier.«
    »Na, das ist ja noch nicht so lange.« Maria nickte verständnisvoll.
    Der Krankenwagen kam. Sie schickten Frau Bechmann nach Hause, die
sichtlich erleichtert samt Eierkarton wieder verschwand.
    Während Rinkner abtransportiert wurde, klingelte Marias Handy.
    Es war Jörg Maier aus der Rechtsmedizin.
    »Ich habe das Mädchen jetzt hier auf dem Tisch. Sie ist tatsächlich
ertrunken. Es gibt auch eine Schädelverletzung am Hinterkopf, die aber sicher
nicht tödlich war. Hämatome an den Schultern und im Hals-Nacken-Bereich. Keine
Anhaltspunkte für ein Sexualdelikt. Sieht ganz so aus, als hätte man ihr einen
Schlag versetzt und sie dann unter Wasser gedrückt.«
    Maria hörte, wie er in irgendwelchen Unterlagen blätterte.
    »Geschätzter Todeszeitpunkt zwischen achtzehn dreißig und
zweiundzwanzig Uhr. Und dann ist da noch etwas, was für euch sicher interessant
ist. Der Täter hat etwas hinterlassen. Ein kleines Geschenk.«
    »Ein Geschenk?«
    »Sie hatte es im Mund. Ein Eincentstück. Unter der Zunge. Ich habe
es zur Technik geschickt.«
    »Ein Cent? Sie hatte einen Cent im Mund?«
    »Ja. Blitzeblank. Sieht aus wie neu. Den endgültigen
Obduktionsbericht bekommt ihr in zwei, drei Tagen.« Und etwas leiser fügte Jörg
noch hinzu: »Ich freue mich schon auf Samstag. Meinst du, das klappt, oder
musst du jetzt arbeiten?«
    Jörg Maier hatte sie zu sich nach Hause eingeladen. Das erste Mal.
Sonst hatten sie sich immer in irgendeiner Kneipe oder im Restaurant getroffen.
    »Ich versuche es auf jeden Fall. Mach’s gut, Jörg.«
    Sie hätte ihm gern auch gesagt, dass sie sich auf den gemeinsamen
Abend freute. Aber Mengerts Ohren standen eindeutig in Lauschposition.
    »Was hat die?«, fragte er, sobald sie das Gespräch beendet hatte.
»Geld im Mund?«
    »Ein Eincentstück.«
    »Die steckt sich doch keinen Cent in den Mund, wenn die joggen geht!
Oder ist das so ein neuer Gesundheitsspleen?«
    »Ich befürchte, nicht.«
    »Wenn das der Täter war …« Mengert runzelte die Stirn. »Vielleicht
soll das so was wie sein Markenzeichen sein. Und der Typ ist Banker oder
Kassierer. Auf jeden Fall spinnt der.«
    Ein gefundenes Fressen für die Medien. Maria konnte sich die
Überschriften in den Zeitungen schon lebhaft vorstellen. Die Tatsache, dass die
Leiche festgebunden war, dann diese eine kleine Münze. Die Medien liebten es.
Mord gespickt mit kleinen mysteriösen Besonderheiten.
    Das würde jede Menge Aufmerksamkeit provozieren. Genau wie Arthur
gesagt hatte. Aber noch hatten sie in der Hand, was an die Öffentlichkeit
gelangen würde.
    Als Rinkner von den Sanitätern an ihnen vorbeigetragen wurde,
erschien Alsberger im Hof. Verblüfft starrte er den Männern mit der Trage
hinterher.
    »Was ist denn passiert?«
    »Er hat versucht, sich aufzuhängen. Aber der war so blau, dass er es
nicht mehr geregelt bekommen hat.« Mengert grinste ihn an. »Und, was machen die
Häschen?«
    Alsberger antwortete nicht. Stattdessen lief er so rot an wie Maria
während ihrer schlimmsten Hitzewallungen.
    »Mit dem Wagen alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Alsberger nickte. Er sah leicht verdreckt aus. Und seinen Mantel
hatte er auch nicht mehr an. Ob er wirklich eines seiner heiligen
Kleidungsstücke geopfert hatte, um es unter ein durchdrehendes Rad zu legen?
    Türen wurden zugeschlagen, der Krankenwagen fuhr ab.
    Alsberger schaute ihm hinterher. »Erst reagiert er, als ginge ihn
der Tod seiner Tochter nichts an«, sagte er, »und dann versucht er, sich umzubringen?«
    Maria ahnte schon, worauf es hinauslief.
    »Auch wenn es Ihnen nicht passt: Es reagieren nicht alle nach Norm«,
erwiderte sie. »Es gibt Menschen, die explodieren nicht, die implodieren«,
erwiderte sie.
    »Ja. Und es gibt auch Menschen, die versuchen, sich aufzuhängen,
wenn sie etwas getan haben, was sie bereuen.«
    »Lassen wir das Spekulieren.« Sie merkte, wie ihr Blutdruck schon
wieder in die Höhe stieg. Sie hatte wirklich anderes zu tun, als sich über
Alsberger zu ärgern. »Jetzt fahren wir erst einmal zu Lea Rinkners Wohnung.«
    Die Wohnung lag in dem Teil der Altstadt, der zu Marias
Vorzeigeprogramm gehörte, wenn sie Besuch von auswärts bekam.
    Die übliche Tour. Man fuhr mit der Bergbahn hoch zur Schlossruine
und schlenderte

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