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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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einmal durch den weitläufigen Garten. Dann umrundete man das
große Fass, verweilte kurz vor der Holzfigur des Hofzwergs Perkeo, erörterte
dessen kleines Alkoholproblem, um anschließend von der Terrasse vor dem
Friedrichsbau bewundernd auf die Altstadt zu sehen.
    Danach ging es zu Fuß den Berg hinunter bis zur Alten Brücke, um von
dort nun wiederum zum Schloss hochzusehen, einmal den Kopf in die ausgehöhlte
Affenskulptur vor dem Brückentor zu stecken und erschöpft in eines der Cafés
einzufallen.
    Das wirkte immer. Die Gäste waren begeistert, Heidelbergs Ruf als
»Perle am Neckar« weiter zementiert.
    Was die Wohnqualität anging, existierten in der Altstadt allerdings
ziemliche Unterschiede. Es gab die renovierten Schmuckstücke mit entsprechenden
Mietpreisen. Und es gab manches Haus, das von außen das schöne Altstadtambiente
aufs Beste ergänzte, von innen dann aber vor allem eines war: alt.
    In so einem Haus hatte Lea Rinkner gewohnt. Die Holzstufen im
dunklen Treppenhaus waren ausgetreten, die Tapete schmuddelig grau und von
etlichen Umzügen arg gebeutelt. Die Beleuchtung im Treppenhaus spendete gerade
so viel Licht, dass man sich auf den Stufen nicht den Hals brach. Unten im Flur
funktionierte sie gar nicht.
    Als sie das Treppenhaus hochstiegen, klingelte Alsbergers Handy.
    »Hallo, Schätzchen«, hörte Maria ihn hinter sich sagen.
    Das musste dann wohl ihre Tochter Vera sein.
    »Ach ja. Und, wie ist es gelaufen?«
    Alsberger war stehen geblieben, und Maria kämpfte sehr damit, es ihm
gleichzutun und zu lauschen. Aber sie konnte auch so hören, was er sagte.
    »So ein Idiot. Das ist unmöglich. Ja, genau. Geh und beschwer dich.«
    Mit jeder Stufe, die Maria weiterstieg, wurde das Mithören ein wenig
schwieriger.
    »Ich bin mit deiner Mutter unterwegs … Ja, mach das … Also gut, bis
später.«
    Sie verstand es gerade noch mit Müh und Not. Dann kam Alsberger auch
schon hinter ihr die Treppe hochgestürmt.
    Sie wartete, aber er sagte nichts.
    »Und?«, fragte sie, als sie fast oben waren.
    »Was, und?«
    »Hat sie mir keine Grüße ausrichten lassen?«
    Alsberger stutzte einen Moment. »Doch, doch. Natürlich.«
    Es war gelogen. Hundert Prozent. Vera hatte ihr nichts ausrichten
lassen. Nicht den allerkleinsten Gruß.
    Vera hatte sie schon seit mindestens zwei Wochen nicht mehr
angerufen. Und wenn sie anrief, dann erzählte sie in letzter Zeit meist
irgendetwas Belangloses. Früher hatten sie stundenlang telefoniert. Vera hatte
ihr erzählt, wenn sie Ärger hatte, sie hatte sich ihren Rat eingeholt.
    Und jetzt? Jetzt hatte sie Alsberger.
    Maria konnte nicht anders, sie musste einfach fragen.
    »Hat sie Ärger an der Uni, oder weshalb soll sie sich beschweren?«
    »Nichts Besonderes. Vera macht das schon.«
    Na, prima. Das war doch mal eine informative Antwort.
    Maria konnte gut verstehen, warum Kurt Rinkner so verbittert gewesen
war, als er davon sprach, dass seine Tochter ihm nichts von sich erzählt habe.
Da zog man die Brut groß, hörte sich jahrelang das Gejammer an, und dann wurde
man einfach abserviert.
    Ärgerlich stapfte sie die letzten Stufen zu Lea Rinkners Wohnung
hoch.
    Die Tür stand offen, einige Kollegen von der Spurensicherung waren
vor Ort. Jantzek war nirgends zu entdecken, was Maria nicht allzu sehr
bedauerte. Wahrscheinlich durchkämmte er mit dem Rest der Truppe immer noch das
Neckarufer.
    Mit Latexhandschuhen und Überschuhen versehen, durften sie in die
Wohnung.
    Im winzigen Flur musste man sich an einem Schrank vorbeiquetschen,
dahinter waren eine kleine Küche mit einem Tisch an der Wand und das einzige
Zimmer. Auf dem großen Bett lagen jede Menge Kissen, es gab einen kleinen
lindgrünen Sessel und ein winziges Tischchen, darauf eine Vase mit einer dunkelroten
Rose.
    An den Wänden standen die üblichen Ikearegale, bis obenhin
vollgestopft.
    Lea Rinkner schien ein Faible für historische Romane gehabt zu
haben. Außerdem fanden sich noch zwei Bildbände über Australien, einer über
Thailand, etliche Lehrbücher für pharmazeutisch-technische Assistenten und ein
Englischlehrbuch, auf dem eine junge Frau strahlte, als habe die Queen
persönlich sie zu Tee und Törtchen in den Buckingham-Palast eingeladen.
    Das allerdings, was die Atmosphäre der kleinen Wohnung ausmachte,
waren die offensichtlich selbst gemalten Bilder, die überall mit Heftzwecken an
der Wand befestigt waren. Bunt und farbenfroh verbreiteten sie ein Flair von
Sommer und Sonne.
    Ein leuchtend roter

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