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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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zu sehen. Cloe hatte mit schwarzem Kuli einen Spruch auf die
Stelle mit dem türkisfarbenen Wasser geschrieben:
    Im Meer der Tränen gibt es nur eine Rettung: die Hoffnung.
    »Nach so Sprüchen sieht die überhaupt nicht aus.« Arthur schaute auf
die Südseeidylle. »Ob sie das irgendwo abgeschrieben hat?«
    »Keine Ahnung.« Maria gab ihm die Karte zurück. »Hier, ruf die
Nummern an und finde heraus, was sie mit Lea Rinkner zu tun haben.«
    Arthur nahm die Karte, blieb aber stehen. »Sag mal, an dem Haus, wo
die Sarah Szeidel wohnt, gibt es da vielleicht ein hölzernes Tor? Ein Gartentor,
oder so etwas?«
    »Wieso willst du das denn wissen?«
    »Hier.« Er zog einen Zettel aus der Hosentasche. »Am Ende des
Gedichts, das Sarah Szeidel bei sich hatte, steht: ›Werd Rosen brechen an
hölzerner Pforte, werd Blüten streuen an finsterem Orte. Werd bringen den Tod,
erlösen dein Herz.‹«
    Arthur hatte die Zeilen zitiert, ohne auch nur einmal auf das Blatt
zu schauen.
    »Das hört sich doch so an, als wäre es das entscheidende Signal. Er
wird die Rosen abbrechen, und dann holt er sie.«
    »Hat Mengert es dir nicht erzählt?«, fragte Maria. »Er hat ihr schon
das Geld für die Totenfähre geschickt. Ich glaube, das ist Signal genug.«
    Arthur strich sorgfältig den Zettel glatt.
    »Ich denke, er wird sie entführen. An einen finsteren Ort. Und den
wird er mit Rosenblättern schmücken. Wie bei einer Hochzeit, wenn die Kinder
vor dem Brautpaar auf dem Weg zum Altar Blütenblätter streuen. Rote Rosen sind
das Symbol der Liebe.« Er blickte versonnen auf den Zettel in seiner Hand.
»Meinst du, wenn ich Sabine Rosen …«
    »Sag mal, du weißt schon noch, dass du nicht Hades bist, ja?«
    Maria beugte sich über den Schreibtisch und nahm ihm den Zettel aus
der Hand.
    »Du wirst dich jetzt nicht mehr mit diesem Gedicht beschäftigen, das
ist eine dienstliche Anordnung, hast du verstanden? Und was Sabine angeht, kann
ich dir nur eins raten: Hör auf, ihr hinterherzurennen. Du machst dich nur
lächerlich damit. Wenn sie nicht will, dann will sie nicht.«
    Arthur zog zwei weitere zusammengefaltete Blätter hervor, diesmal
aus seiner Hemdtasche.
    »Hier, die kannst du auch noch haben. Ich kann sowieso alles
auswendig, was er geschrieben hat.« Er legte sie auf den Tisch. »Du meinst
also, ich soll nichts mehr unternehmen? Ich soll sie einfach aufgeben?«
    »Hat sie sich gemeldet?«
    Arthur schwieg, aber Maria kannte die Antwort auch so.
    »Sie hat dich aufgegeben,
Arthur! Sieh es doch endlich ein!«
    Er ging zur Tür und verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort.
    Die Kopien der Gedichte lagen auf Marias Schreibtisch. Giftmüll. Sie
packte sie und steckte sie in die Schublade, als könne sie Hades damit aus
ihrem Zimmer verbannen.
    Dieser Pseudopoet hatte nicht nur Lea Rinkner getötet, er war auch
schuld daran, dass Hans Martinsen kurz vor einem Klinikaufenthalt stand und
eine hilfsbereite alte Frau nicht mehr allein in ihrer Wohnung bleiben konnte.
    Aber das Schlimmste war: Er hatte es geschafft, dass sie selbst
Angst hatte. Angst, er könnte vor ihren Augen zuschlagen. Den Wettbewerb
gewinnen.
    Maria rief in der Kopfklinik an und schärfte den Kollegen ein, dass
niemand, der dort nicht bestens bekannt war, sich Sarah Szeidel nähern durfte.
Kein neuer Pfleger, kein unbekannter Haustechniker und keiner, der Blumen
brachte.
    Als sie Stunden später endlich im Bett lag, wälzte sie sich
schlaflos hin und her. Sie überlegte, ob sie Jörg anrufen sollte. Es war zwar
schon fast zwölf, aber Jörg hatte sie auch schon einmal mitten in der Nacht
angerufen, als er jemanden zum Reden brauchte.
    Allerdings befürchtete sie, dass sie nicht wissen würde, ob es ihn
wirklich interessierte oder ob seine Anteilnahme reine Höflichkeit war. Eine
Wiedergutmachung, weil sie ihm schon so oft zugehört hatte, wenn er seinen
Ärger über Karin wieder einmal loswerden musste.
    Dafür, dass er sie versetzt hatte, hatte er ihr Blumen geschickt.
Das war mehr als ein normales »Tut mir leid«. Aber auch wenn die Blumen schon
vertrocknet gewesen waren, eines konnte man noch gut erkennen: Es waren keine
Rosen, sondern irgendwelche Gerbera gewesen.
    Rote Rosen, das Symbol der Liebe. Für die Geliebte, die Angebetete.
Aber Gerbera? Für wen waren die? Für die gute Freundin, die schon längst in der
Kumpelkiste steckte?
    Maria zog die Decke bis zur Nase. Irgendwann dämmerte sie weg.
    Im Traum flog sie nach Boston, um Vera zu besuchen. Als sie auf

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