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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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ihrem
Besuch mitbekommen würde?
    »Hat sie irgendetwas mitgenommen?«
    »Ist mir nicht aufgefallen.«
    »Wissen Sie, ob die beiden zusammen wegwollten? Lea und Clothilde
Pettke?«
    »Keine Ahnung. Lea hat kaum noch mit mir geredet. Nur dass sie bald
nicht mehr da wäre, das hat sie gesagt. Und dass ich dann in meinem Dreck
verrecken könnte.«
    Maria nahm einen Schluck von der braunen Flüssigkeit aus ihrem Glas.
Sie brannte in ihrer Kehle.
    Clothilde Pettke. Sie war in Leas Wohnung eingebrochen, dann in Kurt
Rinkners Haus. Cloe suchte etwas, und Rinkner hatte sie gestört. Deshalb hatte
sie sie hergeschickt. Wenn Rinkner inhaftiert würde, dann hätte sie hier freie
Bahn.
    »Herr Rinkner, ich werde Sie in die Polizeidirektion bringen
lassen.«
    »Heißt das, ich bin verhaftet?«
    »Sie haben einen Beamten angegriffen.«
    »Der hat nur bekommen, was er verdient hat.«
    »Wir werden das klären, aber dazu kommen Sie mit auf die
Polizeidirektion. Wir müssen das alles aufnehmen. Ich werde Sie von den
Kollegen abholen lassen.«
    Rinkner sagte irgendetwas von »Scheißegal«.
    Maria stand auf, kippte den Rest aus ihrem Glas in die Spüle.
    »Ich sage Herrn Alsberger, er soll rausgehen.« Es war besser, wenn
die beiden sich nicht noch einmal begegneten. »Sie bleiben so lange hier,
verstanden?«
    Als sie die Tür aufzog, fiel Alsberger fast in den Raum hinein. Sie
scheuchte ihn in den Flur. Er war kreidebleich.
    »Ich sage es nur einmal, Alsberger. Wenn Sie jemals wieder eine
Anweisung von mir missachten, sitzen Sie schneller in der Verwaltung oder im
Flugzeug nach Boston, als Sie Luft holen können. Und jetzt machen Sie, dass Sie
rauskommen. Warten Sie im Auto.«
    Er nickte stumm und verließ, ohne zu widersprechen, das Haus.
Offenbar hatte er inzwischen selbst gemerkt, dass er zu weit gegangen war.
    Maria wartete, bis Alsberger draußen war. Dann ging sie den dunklen
Flur entlang zur Hintertür und drehte leise den Schlüssel nach links.
    *
    »Sie haben gesagt, es steht auf der Herrentoilette im
Psychologischen Institut. Quer über die Spiegel. In roter Schrift. ›Heute:
Mordnacht. Eintritt frei. Der neue Dichterfürst.‹ Er muss ein …«
    Es knisterte in ihrem Handy. Maria hatte Mühe, Arthurs Stimme zu
verstehen.
    »Was sagst du?«
    »Er muss eine Spraydose bei sich haben. Es ist eindeutig Farbe. Kein
Blut.«
    »Wie beruhigend«, sagte sie, ohne die Straße vor sich aus den Augen
zu lassen.
    Alsberger hatte das Auto diesmal deutlich weiter entfernt von
Rinkners Haus geparkt.
    »Oder glaubst du, das ist von jemand anderem?«, fragte Arthur.
    »Nein, das ist garantiert von Karel Lindnar.«
    »Das glaube ich auch. Er hätte fliehen können. Aber er ist
hiergeblieben. Weil es ihm um die Heidelberger Frauen geht. An denen muss er sich rächen. Weil Eichendorff …«
    »Ach, Arthur, jetzt gib doch mal Ruhe mit deinem Eichendorff!«, fuhr
Maria ihn an. »Ich kann es im Moment wirklich nicht mehr hören.«
    Seit fast zwei Stunden saß sie mit Alsberger im Auto und wartete. In
einem grauen Zivilwagen.
    Sobald die Beamten mit Kurt Rinkner weggefahren waren, hatte Maria
Cloe angerufen, noch einige Fragen zu Rinkner gestellt und beiläufig erzählt,
dass sie ihn in den nächsten Stunden auf der Dienststelle verhören würden.
    Die erste halbe Stunde war schnell vergangen. Sie hatte Alsberger
wegen der Sache mit Rinkner eine Standpauke gehalten, bis ihre Wut verraucht
war. Er hatte klugerweise den Mund nicht aufgemacht, sondern schuldbewusst aufs
Lenkrad gesehen.
    Danach hatte Maria sich deutlich besser gefühlt, aber inzwischen
wurde ihre Laune mit jeder Minute, die sie noch warteten, wieder schlechter.
    »›Heute: Mordnacht‹«, wiederholte Arthur. »Der hat etwas vor. Und
zwar heute noch, eindeutiger geht es ja wohl nicht mehr.«
    »Der muss doch zu finden sein!«
    »Sie haben alles abgesucht. Jede Gasse, jeden Hinterhof, jede
Kneipe, nichts. Aber sie werden ihn nicht finden.«
    »Ach ja, und warum?«
    »Die Tarnkappe des Hades. Er macht sich unsichtbar.«
    »Lindnar hat keine Tarnkappe, der hat höchstens eine Wollmütze. Also
hör auf mit der Spinnerei.«
    »Das ist keine Spinnerei.« Arthur war selten ärgerlich, aber nun war
er es, unüberhörbar. »Lindnar mischt sich unters Volk, wechselt die Kleidung,
vielleicht hat er sogar eine Perücke dabei. Und irgendwann schlägt er zu,
mitten in der Stadt. Während du dir in Ladenburg den Hintern platt sitzt.«
    »Da!«, sagte Alsberger leise. »Da ist sie.«
    Eine kleine

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