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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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die Kniekehlen. Lindnar knickte
ein und sackte zu Boden, das Messer flog aus seiner Hand über den Bürgersteig.
    Maria stürzte sich auf ihn, drückte ihm ihr Knie in den Rücken,
griff seinen Arm und drehte ihn mit einem Ruck nach hinten. Lindnar schrie auf.
    Die Kollegen kamen angerannt. Lindnar wehrte sich nicht,
widerstandslos ließ er alles geschehen. Man legte ihm Handschellen an, zog ihn
hoch und brachte ihn in die Polizeidirektion.
    Maria stand einfach nur da und sah zu. Ihr Herz raste, sie spürte
die Schweißtropfen, die ihren Rücken hinunterliefen.
    Mengert war zu ihr getreten und klopfte ihr beruhigend auf die
Schulter.
    »Mensch, da wärst du fast das Hackfleischröllchen der Woche
geworden, was?«
    »Maria, um Gottes willen!« Arthur kam über die Straße gelaufen. »Das
war ja furchtbar. Was für ein Messer!«
    »Lasst mich mal ein paar Minuten in Ruhe.«
    Mit butterweichen Knien ging sie die Stufen zur Polizeidirektion
hoch, an den Kollegen vorbei, in ihr Zimmer.
    Sie bemühte sich, ruhig zu atmen. Der Schweiß strömte ihr aus allen Poren.
Anscheinend erlebte ihr Körper gerade ein ganz besonderes Feuerwerk aus
Adrenalinschub und Östrogenabsturz. Am gleichen Tag eine Batterie Flaschen auf
den Kopf und ein Messer an den Hals, das war vielleicht doch ein bisschen viel
in ihrem Alter.
    Sie sah die Klinge des Messers immer noch vor sich.
    Ein Alptraum. Der ganze Tag war ein einziger Alptraum.
    Maria legte ihren schmerzenden Kopf auf den Tisch.
    Träume. Leas Traum, weggehen, neu anfangen, vor dem Elend ihres
Vaters davonlaufen. Träume, die in Alpträumen endeten. Rinkner in seiner
verdreckten Küche. Leas Bild. Das Mädchen im Wald. Das Messer in Lindnars Hand.
Alles rauschte durch ihren Kopf.
    Netterweise ließen die Kollegen sie eine ganze Weile in Ruhe.
Irgendwann klopfte es.
    Alsberger kam herein, mit einem Glas Wasser in der Hand und der
Packung Kopfschmerztabletten.
    »Wir haben einen Fall in Basel ausgegraben. Ein Mädchen, das
entführt wurde. Das könnte von der Zeit her passen. Sie faxen gerade die
Unterlagen.« Er hielt ihr die Tabletten hin. »Lindnar lassen wir in die
Psychiatrie bringen. Der redet nur noch wirres Zeug. Lea Rinkner sei seine
Muse. Der scheint gar nicht mehr zu wissen, dass sie tot ist.«
    Maria streckte die Hand nach dem Glas aus und sah selbst, wie sie
zitterte.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, sicher.«
    Alsberger blieb vor ihrem Schreibtisch stehen.
    »Was gibt es noch?«
    »Lindnar hat doch geschrien, er hätte es verdient. Wir sollten ihn
erschießen.«
    Maria wischte sich über die Stirn und zuckte sofort zurück, weil sie
an ihre Beule gekommen war. »Na, schließlich hat er mich ja auch mit einem
japanischen Hackebeil bedroht.«
    »Das war ein Messer.«
    »Dann war es eben ein Messer.« Ihr hatte es auf jeden Fall gereicht.
    »Ob er es vielleicht doch war? Denken Sie, er hat Lea getötet?«
    »Nein. Das glaube ich nicht. Nicht nach dem, was Cloe uns erzählt
hat. Lea hat jemanden erpresst. Da liegt das Motiv. Ich denke, sie wurde von
dem Menschen ermordet, von dem sie das Geld hat. Und ich kann mir kaum
vorstellen, dass Lindnar vor ein paar Jahren ein Verbrechen begangen hat, womit
man ihn hätte erpressen können. Da hat er noch in der Schule gesessen und am
Griffel gekaut.«
    »Aber warum zieht er dann so eine Nummer ab?«
    »Weil er gerne gehabt hätte, dass wir auf ihn schießen.« Maria warf
zwei der Tabletten in das Wasserglas. »Das wäre der beste Beweis dafür, dass er
gefährlich ist.«
    Und auserwählt. Etwas Besonderes.
    Leider war Karel Lindnar genauso labil, wie der coole Papa gesagt
hatte. Wenn das mal nicht noch jede Menge Ärger gab.
    Vielleicht hätte sie ihn nicht so provozieren sollen. Die Bemerkung
mit dem zahnlosen Tiger war nicht unbedingt nötig gewesen. Aber wer biss sich
schon den ganzen Tag auf die Zunge? Dann konnte man irgendwann gar nicht mehr
reden.
    »Diese Sache, die Lea ihrem Vater nicht verzeihen konnte. Das, wovon
Clothilde Pettke uns erzählt hat. Dass Rinkner etwas auf dem Gewissen hat.«
Alsberger schaute Maria an, so als fürchte er, sie könnte ihn gleich beißen.
»Vielleicht hat er es getan.«
    Na prima. Da waren sie also wieder beim alten Thema.
    »Vielleicht ist Rinkner derjenige, den Lea erpresst hat!«
    »Er hat uns doch eben selbst von dieser Entführungsgeschichte
erzählt«, antwortete Maria entnervt. »Das würde er wohl kaum machen, wenn er
mit der Sache etwas zu tun hätte.«
    »Doch, das musste er sogar tun, weil

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