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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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jetzt frühstücken lassen, Mr. Dillon«, sagte er, wieder unten. »Und dann machen wir klar zum Gefecht. Falls es tatsächlich zu einem Scharmützel kommen sollte, können wir genausogut mit vollen Bäuchen kämpfen.«
    Aber es gab nur wenige Bäuche an Bord der Sophie , die sich an diesem strahlenden Morgen genüßlich vollschlugen. Gespannte Erwartung verhinderte, daß Haferbrei und Schiffszwieback glatt rutschten. Und selbst Jacks frisch gerösteter, frisch gemahlener Kaffee verschwendete diesmal sein köstliches Aroma an das Achterdeck, weil die Offiziere dort sehr aufmerksam die jeweiligen Kurse, Geschwindigkeiten und voraussichtlichen Punkte des Zusammentreffens berechneten: zwei Fregatten in Luv, eine feindliche Küste in Lee und die Wahrscheinlichkeit, von der offenen See abgeschnitten zu werden — das reichte, um allen den Appetit zu verderben.
    »An Deck!« rief der Ausguck von irgendwo oben in der Pyramide brettharter Segel. »Die erste Fregatte hat eine Flagge gesetzt, Sir. Den blauen Union Jack.«
    »Soso«, antwortete Jack. »Wie nett. Mr. Ricketts, antworten Sie mit der gleichen Flagge.«
    Nun richtete sich jedes Glas an Bord der Sophie auf den Vorstengetopp der ersten Fregatte, ob dort das Geheimsignal gesetzt wurde. Jedermann konnte einen blauen Union Jack zeigen, aber nur auf einem britischen Kriegsschiff kannte man den Antwortcode. Und da kam sie schon, die rote Flagge im Fockmast, unmittelbar gefolgt von einer weißen Flagge und einem Wimpel am Großmast und dem fernen Knall eines nach Luv abgefeuerten Signalschusses.
    Sofort lockerte sich die Spannung an Deck der Sophie . »Na gut«, meinte Jack, »machen Sie das Antwortsignal und danach unsere Nummer. Mr. Day, drei Schüsse nach Lee in langsamer Folge.«
    »Sie ist die San Fiorenzo , Sir«, sagte James, der dem nervösen Kadetten mit dem Signalbuch half, weil seine hübsch kolorierten Seiten in der auffrischenden Brise kaum zu bändigen waren. »Und es verlangt sie nach dem Kommandanten der Sophie .«
    Hilf Himmel, stöhnte Jack innerlich. Kommandant der San Fiorenzo war Sir Harry Neale, ehemals Erster Offizier auf der Resolution , als Jack dort ihr jüngster Kadett gewesen war; später war er mit ihm als Kommandant auf der Success gefahren. Sir Harry war ein eifriger Verfechter von Pünktlichkeit, Sauberkeit, properer Kleidung und korrekter Hierarchie. Jack aber war unrasiert; die wenigen Haare, die er noch besaß, standen in allen Richtungen von seinem verbrannten Kopf ab. Und Stephens bläuliche Salbe bedeckte die eine Hälfte seines Gesichts. Aber das ließ sich nun nicht ändern. »Dann luven Sie mal an und halten Sie auf sie zu«, sagte er resigniert und verschwand hastig in seiner Kajüte.
    »Da sind Sie ja endlich«, sagte Sir Harry und musterte Jack mit unverhohlenem Abscheu. »Sie haben sich weiß Gott Zeit gelassen, Captain Aubrey.«
    Nach der Sophie kam ihm die Fregatte riesig vor. Ihre turmhohen Masten hätten auch die eines Linienschiffes erster Klasse sein können; schier ein Hektar weißgescheuerter Decksplanken erstreckte sich auf beiden Seiten. Jack hatte das absurde, aber schmerzliche Gefühl, auf die Hälfte seiner wahren Größe zu schrumpfen und gleichzeitig von einer Position unbeschränkter Autorität auf totale Unterwerfung zurückgestuft zu werden.
    »Bitte um Vergebung, Sir«, sagte er hölzern.
    »Na, dann kommen Sie mal unter Deck.« Und in der Kajüte: »Hier sehen Sie auch nicht viel besser aus, Aubrey.« Er winkte ihn auf einen Stuhl. »Trotzdem bin ich froh, daß ich Sie getroffen habe. Die San Fiorenzo ist mit Gefangenen überfüllt, und ich werde fünfzig davon auf Ihre Sophie überstellen.«
    »Ich bedaure, Sir, bedaure aufrichtig, daß ich Sie nicht entlasten kann, aber die Slup ist schon jetzt bis zum Schandeck voller Gefangener.«
    »Entlasten , sagen Sie? Sie werden mich entlasten, Sir, indem Sie meinen Befehlen gehorchen. Ihnen ist ja wohl klar, daß ich hier der dienstältere Kapitän bin, Sir. Zufällig weiß ich sehr genau, wie viele Prisencrews Sie nach Mahón geschickt haben. Die Gefangenen werden ihren Platz einnehmen. Außerdem können Sie sie in wenigen Tagen schon wieder an Land setzen. Ende der Diskussion.«
    »Aber was wird aus meinem Auftrag, Sir? «
    »Ihr Auftrag interessiert mich weniger als das Wohl unserer Marine. Lassen Sie den Transfer so schnell wie möglich vornehmen, denn ich habe weitere Befehle für Sie. Wir suchen hier nach einem amerikanischen Schiff, der John B. Christopher

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