Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
Vom Netzwerk:
Weste, und von den Klippen antwortete ihm das Echo im gleichen trotzigen Ton, wenn auch viel leiser: »Clomer!«
    »Stellen Sie das Vorbramsegel langsam back, Mr. Marshall«, murmelte Jack. »Aber die Leute sollen an den Brassen bleiben.« Er bewegte kaum die Lippen, denn er wußte nur zu gut, daß die Offiziere der Fregatte ihre Gläser aufs Achterdeck der Brigg gerichtet hielten.
    Im selben Maße, wie die Sophie an Fahrt verlor, begannen sich die dichtgedrängten Trupps auf der Schebecke, ihre Stückmannschaften, zu verteilen. Einen Moment lang dachte Jack, alles sei überstanden; sein bisher ruhiges Herz begann dumpf zu klopfen. Aber er irrte sich. Ein Boot stieß vom Spanier ab.
    »Vielleicht wird sich ein Gefecht doch nicht vermeiden lassen«, sagte er.
    »Mr. Dillon, unsere Kanonen haben doppelte Ladungen, nehme ich an?«
    »Dreifache, Sir«, sagte James.
    Stephen bemerkte, daß der Erste wieder diesen halbirren, aufgekratzten Blick hatte, den er aus früheren Jahren gut an ihm kannte — die fiebrigen Augen eines Fuchses, der gleich etwas total Verrücktes tun würde.
    Wind und Strömung schoben die dümpelnde Sophie auf die Fregatte zu, deren Crew sich jetzt daranmachte, ihre Lateinertakelage wieder in einen Squarerigger zu verwandeln. In dichten Schwärmen kletterten sie in die Wanten, dabei gelegentlich neugierige Blicke auf die zahme Brigg werfend, die gleich von den Bootsgasten ihrer Barkasse geentert werden sollte.
    »Preien Sie den Offizier darin an, Pram«, flüsterte Jack, und Pram schritt zur Reling. Laut rief er etwas entschieden Seemännisches auf dänisch in die Barkasse hinunter, in dem jedoch keine erkennbare Variante von »Algier« vorkam, nur das Wort Barbareskenküste in seiner dänischen Form, mehrfach wiederholt.
    Der spanische Buggast wollte die Barkasse gerade an den Rüsten festhaken, da rief Stephen mit skandinavischem Akzent, aber in klar verständlichem Spanisch: »Haben Sie einen Arzt an Bord, der sich mit Seuchen auskennt?«
    Der Buggast ließ seinen Bootshaken sinken; der Offizier fragte: »Warum?«
    »Einige unserer Leute sind seit Algier erkrankt, und wir wissen nicht, woran. Aber wir fürchten das Schlimmste.«
    »Ständig machen«, befahl der Offizier seinen Bootsgasten. »Von wo, sagen Sie, kommt Ihre Brigg?«
    »Von Algier, Alger, Argel: Dort sind die Männer zuletzt an Land gewesen. Bitte, woran erkennt man die Pest? An Beulen? Schwellungen? Würden Sie sich’s mal ansehen? Bitte, Sir, nehmen Sie doch diese Strickleiter.«
    »Ständig halten«, wiederholte der Offizier. »Sie sind in Algier an Land gegangen?«
    »Ja. Schicken Sie uns einen Arzt?«
    »Nein. Gott helfe euch armen Leuten.«
    »Haben Sie wenigstens Arznei für uns? Bitte, lassen Sie mich in ihr Boot.«
    »Nein.« Der Offizier bekreuzigte sich. »Auf keinen Fall. Bleiben Sie weg von uns, oder wir schießen. Halten Sie auf See hinaus — die See wird Sie heilen. Gott sei mit euch, ihr Ärmsten. Gute Reise.« Er bedeutete dem Buggast, seinen Bootshaken ins Wasser zu werfen, und ließ die Barkasse hastig zurück zur Schebecke pullen.
    Das rote Schiff war jetzt so nahe, daß sie sich leicht von Bord zu Bord verständigen konnten. Eine Stimme rief einige dänische Worte zur Sophie herüber, und Pram antwortete in derselben Sprache. Anschließend fragte ein hochgewachsener, hagerer Mann auf dem Achterdeck, offensichtlich der Kommandant, ob sie die andere Brigg, ein englisches Kriegsschiff, gesehen hätten? Sie verneinten.
    Als die beiden Schiffe auseinanderdrifteten, flüsterte Jack: »Fragt sie nach ihrem Namen.«
    »Cacafuego« , schallte die Antwort über den breiter werdenden Streifen Wasser. »Gute Reise.«
    »Gute Reise auch für Sie.«
    »Das also ist besagte Fregatte«, sagte Stephen und musterte die Cacafuego genau.
    »Eine Schebeckenfregatte«, präzisierte Jack. »Hübsch langsam an den Brassen, Mr. Marshall, wir habens nicht eilig. Eine Schebeckenfregatte. Ziemlich eigenartig, dieses Rigg, nicht wahr? Ein schnelleres Schiff dürfte sich kaum finden lassen — über Wasser so breit, daß sie eine riesige Wolke Segel tragen kann, aber schmal in der Wasserlinie. Braucht eine tüchtige Besatzung, dreihundert Leute mindestens. Denn wenn sie am Wind segelt, setzt sie die Lateinersegel, verstehen Sie, und bei raumem oder achterlichem Wind fiert sie die Lateinerspieren an Deck ab und schlägt statt dessen Rahsegel an, wie gerade eben. Das ist eine Unmenge Arbeit. Also Rahsegel — das heißt, sie will an der

Weitere Kostenlose Bücher